Oberhausen. Michel Roth, Kapitän des Landesliga-Spitzenreiters, über die Entwicklung des Teams und seine eigene.
Die Spvgg. Sterkrade-Nord spielt bislang eine herausragende Saison und geht als Spitzenreiter mit vier Punkten Vorsprung in das spielfreie Wochenende. Die Sportredaktion nahm dies zum Anlass, sich mit dem Kapitän des Fußball-Landesligisten, Michel Roth, zu unterhalten. Der 26-jährige Sportmanagement-Student arbeitet zudem als Referent für den Oberhausener Stadtsportbund, um das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ auf lokaler Ebene zu repräsentieren. Der Abwehrspieler spricht über die Tabellenführung, seine eigene sportliche Entwicklung und einen möglichen Oberliga-Aufstieg.
Herr Roth, Hand aufs Herz: Hätten Sie damit gerechnet, dass Sie mit Sterkrade-Nord nach fast der Hälfte der Saison auf Tabellenplatz eins stehen würden?
Roth: Vor der Saison habe ich viele Leute in meinem Umfeld gefragt: Familie, Freunde. Ehrlich gesagt habe ich nicht damit gerechnet, da wir auch schwerwiegende Abgänge zu verkraften hatten. Ich hätte Platz fünf bis zehn für realistisch gehalten. Ich bin Realist, kein Träumer. Auch wenn ich sehr ehrgeizig bin und sicherlich gerne mal Oberliga spielen würde.
Diese Saison zählt die Gemeinschaft
Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für diese positive Entwicklung und welchen Anteil daran hat Trainer Julian Berg? Unter Markus Kowalczyk spielte Nord auch stets eine gute Rolle, nur für ganz oben reichte es nie.
Wir haben im Sommer durch die Abgänge von Hilal Ali Khan und Oguzhan Cuhaci sicherlich individuelle Qualität verloren. In dieser Saison zeichnet uns die Gemeinschaft aus. Julian Berg hat uns in der Vorbereitung immer wieder einen Satz vor Augen gehalten: „Niemand ist größer als die Mannschaft.“
Ein großes Lob an das Trainer-Team
Wir haben einen qualitativ guten und auch in der Breite aufgestellten Kader. Ich denke, dass wir jetzt weniger ausrechenbar sind. Das macht es für die Gegner unheimlich schwierig, wenn sie sich Gedanken über uns machen.
An dieser Stelle muss man auch dem Trainer-Team und den Verantwortlichen im Verein ein Kompliment machen. Sie haben es im Sommer in der Kürze geschafft, diese Mannschaft zusammenzustellen.
Könnte ein Grund auch der sein, dass die Landesliga-Gruppe 2 als die einfachere gilt? In der Gruppe 1 spielen Vereine wie Jahn Hiesfeld, FSV Duisburg oder Genc Osman.
Das ist ganz schwer zu beantworten. Solche Vergleiche sind schwierig. Ich habe jedenfalls festgestellt, dass es in beiden Gruppen jeweils eine sehr gute Hälfte gibt und eine Hälfte, die qualitativ etwas abfällt. In der Winterpause ist ein Testspiel mit Jahn Hiesfeld (Tabellenführer der anderen Gruppe; Anm. der Redaktion) angedacht. Solch ein Testspiel ist dann für uns natürlich auch eine Standortbestimmung. Dann können wir sehen, wie weit wir wirklich sind.
Wie sehen Sie Ihre eigene sportliche Entwicklung? In dieser Saison führen Sie die Mannschaft erstmals als Kapitän an.
Die Rolle des Kapitäns war für mich ja nicht ganz neu. In der Saison 2016/2017 war ich schon mal ein Jahr lang bei Arminia Klosterhardt Kapitän. Grundsätzlich bin ich vom Typ her ein Teamplayer, einer der schnell in eine Führungsrolle wächst. Auch in meinen ersten beiden Jahren bei Nord hatte ich eine gewisse Führungsposition inne, auch wenn ich nicht Kapitän oder im Mannschaftsrat war.
Mit dem Trainerwechsel war mir klar, dass ich jetzt in eine solche Rolle schlüpfen könnte. Und als Julian Berg mich gefragt hat, ob ich Kapitän werden möchte, habe ich natürlich nicht ‚Nein’ gesagt. Aber egal welche Rolle der Trainer mir zuteilt: Die, die ich inne habe, möchte ich so gut wie möglich ausfüllen. Ich habe außerdem das große Glück, dass ich fast vier Jahre jetzt verletzungsfrei bin. Dieses Glück hat leider auch nicht jeder Spieler.
Ihr Mannschaftskollege Stefan Jagalski hat letztens über Sie gesagt: „Der Mitch spielt bislang eine Riesen-Saison.“ Freut es Sie, wenn Sie solche Aussagen über sich hören?
Mein Anspruch ist es, nicht nur charakterlich, sondern auch sportlich zu überzeugen und voran zu gehen. Ich habe auch einen gewissen Anspruch an mich selber. Ich will der Mannschaft vorleben, immer an die eigene Leistungsgrenze zu gehen. Aber ja, natürlich freut es mich, wenn ich dann so etwas höre.
Nach zwei Spielen nochmal nach dem Aufstieg fragen
Letzte Frage: Dürfen die Zuschauer und Anhänger von Sterkrade-Nord von der Oberliga träumen? Trauen Sie Ihrer Mannschaft den ganz großen Coup zu?
Dazu muss man sagen, dass wir uns jetzt gerade vor dem Höhepunkt der Saison befinden. Nach dem spielfreien Wochenende treffen wir zunächst auf Kapellen-Erft, danach auf St. Tönis. Stellen Sie mir diese Frage nach den beiden Spielen bitte noch einmal (lacht).
Ich denke, dass diese beiden Spiele schon richtungsweisend sind. Wie eingangs erwähnt, bin ich Realist. Dazu muss man sich nur die Tabelle vor Augen halten: Wir sind Tabellenführer, vier Punkte vor dem Zweiten, 13 vor dem Dritten. Demnach sollte man im Verein durchaus den Oberliga-Aufstieg auf der Rechnung haben.
Die Fragen stellte
Marc Guntermann