Oberhausen. Der Oberhausener verteidigte in London seinen International-Titel in überlegener Manier. Jetzt wird Geburtstag gefeiert.

„Ey, ich hab gewonnen, ne? Ich war die ganze Zeit angespannt und nervös, aber der Kampf ging los und war dann auch schon vorbei“, lacht Abass Baraou (8-0, 5 K.o) nach seinem eindrucksvollen Sieg über den Iren John O’Donnell (33-3, 11 K.o) in der O2-Arena in London. Der Oberhausener leidet dabei nicht etwa an einer Gedächtnisverlust wegen eines harten Treffers seines Gegenübers, eine gewisse Anspannung konnte der amtierende Titelträger wohl einfach nicht abschütteln.

„Ich mach mir ja selbst den größten Druck“, verrät Baraou, für den der Kampf in London definitiv ein Höhepunkt war. „Boxen ist hier etwas anderes. Hier lieben die Leute das Boxen.“ Das merkte man auch in am Ende an der vollen Kulisse, immerhin passen gut 20.000 Zuschauer in die Arena. Auch den Hickhack, dass sein Kampf weiter nach vorne gelegt wurde als erwartet, konnte ihn nicht aus der Ruhe bringen. Als Baraou mit Trainer Ulli Wegener zum Ring kam, sah es auf den Rängen – insbesondere in unmittelbarer Ringnähe – noch ziemlich leer aus und die, die da waren, machten Stimmung für den Herausforderer.

Baraou schaute sich O’Donnell erst einmal an

Das Team rund um Baraou war in der Unterzahl, doch Runde für Runde wurden die Gesänge für den Iren leiser. In Runde eins hielt O’Donnell noch gut mit. Nicht ungewöhnlich, wenn man den Sauerland-Profi kennt. Baraou schaute sich seinen Gegner genau an und übernahm am Ende der zweiten Runde dann endgültig das Kommando, ohne dem Iren aber zuvor irgendeine Hoffnung zu machen. Der machte ab Runde drei von seinem Fluchtinstinkt Gebrauch und kassierte dennoch ein paar sehenswerte Kombinationen.

Die Beine von O’Donnell erlahmten zeitgleich mit den letzten vereinzelten Sprechchören, immer wieder fand sich der Herausforderer in den Ringseilen wieder. Wie der – am heutigen Montag 25 Jahre alt werdende – Baraou dann den angeschlagenen Boxer aus der gegenüberliegenden Ringecke immer weiter bearbeitete, ohne dabei kopflos zu kämpfen, beeindruckte. In Runde sechs war es soweit, Baraou fand die Lücke, traf und schickte O’Donnell auf die Bretter. Der war nicht bereit, klein beizugeben und raffte sich nach dem siebten Finger des Ringrichters noch einmal auf. Lange hielt der Widerstand dann aber nicht mehr, Baraou setzte sofort nach, der Ringrichter erlöste den Iren und erklärte den Oberhausener zum Sieger durch technischen Knockout. Triumphierend posierte der Champion dann noch mit seinem Gürtel auf dem Schoß und gab noch schnell ein Interview, ehe es dann in die Dusche und dann auch schnell zu Freunden und Familie auf die Tribüne ging.

Immer den Trainer im Ohr gehabt

Dort konnte sein Vater, der in London wohnt, seinen immer noch aufgedrehten Sohn so ganz entspannen. „Ich habe noch Energie“, lacht er verschmitzt. Gerne hätte er länger und vor mehr Leuten geboxt, ist aber auch zufrieden mit dem Ausgang des Kampfes. „Ich hatte während des Kampfes die ganze Zeit die Stimme meines Trainers im Ohr und habe unseren Plan zu 100 Prozent umgesetzt. Ich bin sehr froh, dass es gerade so gut für mich läuft!“ Jetzt ist erst einmal Pause angesagt, der Rückflug geht nach Berlin, dann wird Geburtstag in der Heimat gefeiert.