Oberhausen. Nach dem WM-Gold zieht Lukas Reuschenbach Bilanz und sagt: Ich wusste, dass es klappen kann.“ Der Glaube half.

Kürzer als geplant fielen die Feierlichkeiten bei Lukas Reuschenbach (TC Sterkrade 69) aus. Kein Wunder, hatten er und seine drei Teamkollegen doch nur wenige Stunden zuvor beim Goldgewinn im Kajak-Vierer über die 1000 Meter bei der Weltmeisterschaft im ungarischen Szeged alles aus sich herausgeholt. „Da ist man dann doch müder, als man denkt“, berichtet der 25-Jährige mit einem Lachen.

Dabei konnte es der Oberhausener in den Tagen nach seiner Titelverteidigung verdientermaßen ruhiger angehen und die Atmosphäre neben der Strecke richtig in sich aufsaugen. „Dass ist schon etwas ungewohnt, wenn man vorher so auf den Wettkampf fixiert war. Aber ich genieße das richtig, auch wenn es die Hitze hier einem nicht immer leicht macht.“

35 Grad im Schatten

Bei um die 35 Grad ist ein schattiges Plätzchen nicht der schlechteste Rückzugsort. Auch um die vielen Nachrichten aus der Heimat zu lesen. „Ich glaube, es sind sogar deutlich mehr als noch letztes Jahr.“ Im portugiesischen Montemor hatte Reuschenbach 2018 ebenfalls mit Jakob Thordson (Hannover) den ersten Platz geschafft.

Dieses Mal neu dabei waren Tobias Pascal-Schulz (Essen) und Felix Frank (Potsdam). Dass sich diese Besetzung erst relativ kurzfristig fand, barg die Gefahr, nicht rechtzeitig zu einer Einheit zusammen zu wachsen.

Doch für Reuschenbach war schnell klar, welch großes Potenzial in dieser neuen Konstellation steckte. „Tobias und Felix hatten beim Weltcup in Duisburg schon gemeinsam ihre Klasse unter Beweis gestellt. Was Jakob drauf hat, wusste ich natürlich schon länger. Und ich bin ja auch nicht der schlechteste beim Paddeln.“

Während also schnell die gute Grundsubstanz offensichtlich wurde, ging es im Training darum, an den Feinheiten zu schrauben, die letztlich den Erfolg ausmachten. Bereits im starken Vorlauf, der die Finalteilnahme sicherte, kam bei Reuschenbach dieses gewisse Gefühl auf: ‚Zweimaliger Kanu-Weltmeister? Das kann was werden.‘

Glaube an sich selbst

Und gerade diese Überzeugung in die eigene Stärke, so der Sportsoldat, sollte der Schlüssel zum Erfolg sein. „Wenn man nur hofft, man schafft es vielleicht auf das Treppchen, dann können das schon die fehlenden Prozente sein, die dann doch nicht zu Gold reichen.“

Letztlich bewahrheite sich die Annahme, dass man dran glauben muss, um den Erfolg zu holen. Mit einer Zeit von 2:48,79 Minuten ließ der deutsche K4 der Konkurrenz aus Russland und der Slowakei keine echte Chance. „Wir haben hart gearbeitet und uns dafür mit dem WM-Titel belohnt. Das ist ein wirklich tolles Gefühl“, meinte Reuschenbach, für den dieser Triumph auch ein wichtiger persönlicher Erfolg war.

Schließlich lief die bisherige Saison mit dem unbefriedigenden Abschneiden bei den zwei vorangegangen Weltcups alles andere als nach Wunsch. Gerade dieser Wille, sich aus dem Tief heraus zu kämpfen und seine Klasse unter Beweis zu stellen, war der große Antrieb für Lukas Reuschenbach.

Dank an alle Helfer

Doch nicht nur das: Auch für seine Familie wollte der Kanute alles geben. „Besonders meine Freundin hat in dieser Hinsicht zurückstecken müssen, weshalb es für mich Pflicht war, dass Bestmögliche zu geben und zu erreichen.“ Nun darf sich Reuschenbach auf die Visitenkarte Doppelweltmeister schreiben lassen.

Einer, der zwar für einen kurzen Zeitraum diesen Erfolg genießen konnte, jetzt aber bereits den Blick auf das nächste wichtige Turnier richtet.

Am Dienstag beginnt auf dem Beetzsee in Brandenburg an der Havel die Deutsche Meisterschaft. „Ich kenne es ja gar nicht anders“, freut sich Reuschenbach auf die letzte Herausforderung vor dem verdienten Urlaub. Und vielleicht gesellt sich noch die eine oder andere Goldmedaille zu seiner Sammlung hinzu.