Oberhausen. Bei der Unterwasser-Rugby Weltmeisterschaft im österreichischen Graz gewinnen Nadine Griebl und Philip Kreißig Silber beziehungsweise Bronze.
Philip Kreißig saß im Zug Richtung Heimat, als er die Unterwasserrugby-Weltmeisterschaft im österreichischen Graz noch einmal Revue passieren ließ. „Es wird noch ein paar Tage dauern, bis die Anspannung abfällt“, berichtet der Oberhausener, der mit Bronze eine Medaille mit im Gepäck hat. Doch die Enttäuschung über den verpassten WM-Titel ist noch groß. „Den dritten Platz zu holen, war für uns eine Pflichtaufgabe. Vierter zu werden, das wäre sehr undankbar gewesen.“
Ebenfalls unterwegs, allerdings Richtung Salzburg in den einwöchigen Urlaub, befand sich Nadine Griebl, als sie auf die WM zurückblickte. Die Mitarbeiterin des Oberhausener Stadtsportbundes hatte das große Ziel Titelverteidigung ganz knapp verpasst. Im Finale unterlag die deutsche Frauen-Mannschaft mit 0:1 nach Verlängerung den Norwegerinnen, die damit erfolgreich Revanche für die Finalpleite vor vier Jahren nahmen, als Griebl ebenfalls dabei war. „Es war ein Finale auf Augenhöhe, in dem der eine entscheidende Fehler zum Golden Goal für Norwegen geführt hat. So ist der Sport“, sagt die 31-Jährige.
In der Tat erlebten die Zuschauer im Sport- und Wellnessbad Eggenberg, auch Auster genannt, einen echten Unterwasserrugby-Krimi zweier Teams, mit unterschiedlichen Spielstilen. Während Norwegen mit konterstarken Spielerinnen, vor allem mit schnellen und wuchtigen Aktionen agiert, spielte Deutschland auf Ballbesitz und lange Druckphasen. In einem torlosen Spiel mit guten aber keinen zwingenden Chancen auf beiden Seiten ging es in die Verlängerung, wo das Golden Goal von Gerd Anne Solibakke für die Entscheidung sorgte.
Einziger Gegentreffer im Finale
Für das deutsche Team, das im Viertelfinale Gastgeber Österreich mit 7:0 und im Halbfinale Finnland mit 1:0 ausgeschaltet hatte, bedeutete dieser Gegentreffer den einzigen des gesamten Turniers. Doch für Griebl kein Grund, den Kopf nach einem insgesamt starken Turnier allzu lange hängen zu lassen. „Natürlich hätte ich lieber Gold um den Hals bekommen, aber wir können sehr stolz auf unsere Leistung sein. Es war eine Super-WM von uns.“
Für Philip Kreißig war der Traum vom Titel im Halbfinale geplatzt, als ebenfalls gegen Norwegen nach langem Kampf erst im Strafwurfwerfen die Entscheidung fiel, wobei die Skandinavier letztlich die besseren Nerven hatten. „Das ist sehr schade. Wir waren so dicht dran und hätten im Finale gegen Kolumbien sicherlich eine gute Rolle gespielt“, so Kreißig, der gegen Norwegen mit vielen Ballgewinnen eine sehr mannschaftsdienliche Leistung bot.
Trostpflaster gegen Dänemark
Um sich das Trostpflaster in Form der Bronzemedaille zu sichern, mussten die deutschen Männer im Kleinen Finale gegen Dänemark bestehen. Ein Gegner, auf den man bereits in der Gruppenphase traf und sich torlos trennte. Deutschland kam gut ins Spiel rein. Bereits in Minute acht konnte, wie schon im Halbfinale, Martin Schottmüller seinem Bruder Jochen einen Pass auflegen. Der Ball wurde dabei durch die Beine des dänischen Verteidigers geworfen. Jochen Schottmüller nutzte diese kurze Verwirrung zum 1:0.
Doch die Führung brachte nicht die erhoffte Sicherheit ins Spiel der Deutschen. „Wir waren im Anschluss im Vorwärtsgang zu ängstlich, wobei wir weiterhin sehr sicher verteidigt haben“, berichtet Kreißig. Gegen Ende des Spiels wurde es unter Wasser immer hitziger, vor allem von dänischer Seite. Knapp vier Minuten vor dem Ende wurden gleich zwei Dänen mit einer Zeitstrafe auf die Strafbank gesetzt. Die doppelte Überzahl nutzte Kapitän Lukas Tadda zur 2:0-Führung. Spannend wurde es nochmal kurz vor Schluss, als der Däne Andreas Wielandt mit einem Konter den Anschlusstreffer erzielte. Doch die Deutschen ließen bis zum Schlusspfiff keine weiteren Möglichkeiten zu.
„Ein paar Wehwehchen werden jetzt erst einmal auskuriert“
Nun steht für Philip Kreißig erstmal der verdiente Urlaub an, wo der Gang ins kühle Nass zumindest für eine Weile nicht mehr oben auf der Tagesordnung steht. „Ein paar Wehwehchen werden jetzt erst einmal auskuriert“, erklärt Kreißig, der zuletzt mit Schulterproblemen zu kämpfen hatte. „Da muss ich auch ein ganz dickes Dankeschön an unsere physische Abteilung richten, die wahre Wunder bewirkt hat.“
Und auch Griebl will nach der tagelangen Anspannung den Kopf freibekommen, um dann ab der kommenden Woche langsam wieder ins Training einzusteigen. Und vielleicht, in einem Moment der Ruhe, werden Griebl, aber auch Kreißig erkennen, dass sie nicht Gold verloren, sondern Silber und Bronze gewonnen haben.