Oberhausen. Thorsten Poppe hat im Film „Doppelschicht“ das RWO-Team12 begleitet und dabei den Spagat der Spieler zwischen Fan-Kurve und Kreisliga gezeigt.

Bei all der Kommerzialisierung, den ins Absurde steigenden Ablösesummen und der nicht enden wollenden Diskussion um die „50+1“-Regel fragen sich viele Fußball-Fans: Gibt es den wahren Fußball eigentlich noch? Auch Filmemacher Thorsten Poppe ist dieser Frage in seiner Doku „Doppelschicht: Ultras zwischen Kurve und Kreisliga“ nachgegangen, in der er das RWO-Team12 begleitet hat. Nun fand die Uraufführung des 30-minütigen Films im Ebertbad statt.

Dabei klärte Poppe zu Beginn auf, was es mit dem Titel „Doppelschicht“ genau auf sich hat. Denn die meisten der Kreisliga-C-Kicker der zweiten Mannschaft von RWO sind aktiv in der Kleeblatt-Fanszene vertreten. Am 15. Dezember fand nun der erste „Doppelspieltag“ für das Team von Trainer Sebastian Saß statt. Während um 15.30 Uhr auf der Revierkraft-Tribüne die Terranova-Elf lautstark unterstützt wurde, ging es drei Stunden später auf dem Nachbarfeld am Leistungszentrum gegen Hibernia Alstaden.

Gemeinschaft steht im Mittelpunkt

„Gerade dieses Spannungsfeld, erst in der Kurve und dann selbst auf dem Platz, hat mich wahnsinnig fasziniert“, beschreibt Poppe die Idee hinter dem Filmprojekt. Das RWOTeam-12 gründete sich im Frühjahr 2018 auf Initiative der Fans und in Kooperation mit dem Verein. Aus 60 Kickern bildete sich letztlich die Mannschaft, in der u. a. Fabian Sobel die Fußballschuhe für seinen Herzensverein schnürt. Auch für ihn war der Doppelspieltag eine ungewohnte Erfahrung. „Normalerweise trinken wir natürlich beim Spiel auch das eine oder andere Bier. Heute geht das aber definitiv nicht.“

Doch trotz „Bierentzugs“ und Minustemperaturen geben die Fans an diesem Nachmittag alles, um ihre Mannschaft zum Sieg zu schreien. Dass es letztlich für den Regionalligisten gegen den BVB II nur zu einem 1:1 reichte, ist zwar selbstredend nicht nach dem Geschmack des Kleeblatt-Support. Doch nach Abpfiff ist keine Zeit zu verlieren. Schließlich steht der Rückrunden-Auftakt in der Kreisliga C an.

„Wir sind im Vergleich zu RB kein Projekt, sondern eine Idee.“

Für Sobel selbst, der an diesem Tag als Außenverteidiger aufläuft, unterscheidet sich das RWO-Team-12 grundlegend von anderen neugegründeten Klubs wie etwa RB Leipzig. Und dabei ist es nicht alleine eine Sache des Geldes. „Wir sind im Vergleich zu RB kein Projekt, sondern eine Idee.“ Ähnlich sieht es der Sportliche Teamleiter Thorsten Binder, der bei jeder Partie am Seitenrand die Daumen drückt. „Natürlich kostet Fußball Geld, doch dieses Team zeigt uns die Basis des Fußballs. Hier wird Gemeinschaft groß geschrieben.“

Trotz anfänglicher Schwierigkeiten setzte sich Team12 letztlich souverän mit 8:1 durch. Am Ende der Saison stand für die Saß-Mannschaft, die an diesem Abend im Ebertbad komplett vertreten war, der Aufstieg in die Kreisliga B fest. Nicht nur für RWO-Präsident Hajo Sommers in der anschließenden Gesprächsrunde mit Poppe, Carlos Prada (Schiedsrichter Obmann des Kreises Oberhausen/Bottrop) und Axel Goldmann (Podcaster) ein toller Erfolg. „Diese Team hat dem Verein in der gesamten Stadt große Sympathiewerte beschert.“

Doch auch die Ausgangsfrage nach dem wahren Fußball wird munter diskutiert. Für Goldmann zum Beispiel bedeutete die WM 2006 in Deutschland einen enormen Einschnitt in der öffentlichen Wahrnehmung des Fußballs: „Plötzlich haben die Leute gemerkt, wieviel Geld man damit verdienen kann.“


Seele nicht verkaufen

Für Poppe zeichnet den wahren Fußball aus, sich auf Augenhöhe zu begegnen. „In den Farben getrennt, in der Sache vereint.“ Und auch für Prada ist der wahre Fußball längst kein Relikt vergangener Zeiten. Vor allem in den unterklassigen Ligen sei viel Leidenschaft dabei, weshalb der Begriff des „Amateurs“ auch mit „Liebhaber“ gleichzusetzen sei.

Am Ende, so Sommers, müsse man sich als Verein immer treu bleiben und nicht die eigenen Ideale verkaufen. „Natürlich können und wollen wir uns nicht vor Sponsoren verschließen. Aber wenn ich mir den KFC Uerdingen anschaue, muss ich ganz klar sagen: Solche Verhältnisse wollen wir bei uns nicht haben.“