Sascha Kowalski vom OTV Endurance Team lief innerhalb weniger Wochen gleich zweimal auf die Zugspitze. Einmal als Ultratrail und einmal als Marathon.
Sascha Kowalski aus dem OTV-Endurance-Team sucht immer häufiger die Herausforderungen der ganz langen Läufe. So auch jetzt beim Zugspitz-Ultratrail. Mit 101,6 Kilometern und 5412 Höhenmetern stand für ihn die bisher längste Strecke auf dem Plan. Technisch anspruchsvolle Trails in alpinem Gelände ließen den Lauf zu einer weitaus größeren Herausforderung werden, als die 100 Kilometer bei WHEW (Wuppertal-Hattingen-Essen-Wuppertal), die er sechs Wochen vorher absolvierte.
Um 7.50 Uhr war der Start in Grainau. 26 Stunden hat jeder Läufer Zeit, sich hier wieder einzufinden. Ferner werden auf der Strecke Zeitschranken an den Verpflegungsstationen eingerichtet. Das bedeutet, dass man eine bestimmte Zeit hat, um zum Beispiel bei Versorgungspunkt 2 zu sein. Sollte man diese nicht erreichen, wird man aus dem Rennen genommen. Eine weitere Besonderheit ist ein medizinischer Check nach der Hälfte des Rennens. Man kann den Versorgungspunkt nach Kilometer 55 lediglich durch das Zelt der medizinischen Crew verlassen, die sich jeden Läufer genau anschaut.
Für Kowalski verliefen die ersten Kilometer bei Sonne und angenehmen Temperaturen relativ ereignislos. „Man versucht bei solchen Distanzen nicht an die gesamte Strecke zu denke und orientiert sich von Station zu Station“, erklärt Kowalski. Besonders zu Beginn ist es wichtig, seinen Rhythmus zu finden und bereits früh mit der Nahrungsaufnahme zu beginnen. Anders als bei klassischen Marathon-Läufen kann man eine solche Distanz nicht ausschließlich mit Gels absolvieren. Riegel, Obst, Gemüse, Salzgebäck und auch mal ein Teller Spaghetti gehörten zum Ernährungsplan.
Die ersten Anstiege wanderte Kowalski hoch. Schwarze Pisten, welche im Wintersport hohe Geschwindigkeiten garantieren, lassen einem im Anstieg den Puls durch die Decke schießen. Trotz einiger Gehpausen kam er einigermaßen im Zeitplan bei Kilometer 55 an. Hier wurde er von seiner Crew rund um Freundin Oriane Dinse in Empfang genommen. 30 Minuten Pause, trockenes Shirt und Schuhe sind bei einer solchen Strecke Gold wert. Ausgiebig essen, trinken und Motivation abholen.
Starker Regen
Mit Musik auf den Ohren ging es jetzt auf einen ziemlich flachen, 25 Kilometer langen Abschnitt. Hier machte er sehr viel Zeit und Plätze gut, da er durch seine defensive Taktik einiges an Kraft gespart hatte. Das Rennen fing für ihn daher hier erst richtig an. Doch pünktlich mit der Aufholjagd fing es an zu regnen und sollte nicht mehr aufhören. Vollkommen durchnässt kam er bei der Station Kilometer 80 an und versuchte sich auf den letzten Anstieg vorzubereiten. Seine Energiereserven waren mittlerweile größtenteils aufgebraucht und so griff er zur Cola. Zucker ist an diesem Punkt das Einzige, was einen im Rennen hält. Also Flaschen aufgefüllt und weiter.
Die Anstiege wurden härter, die Beine schwerer und mit jedem Schritt bergauf wurde es kälter. Ein letztes Mal hoch auf 2200 Meter. Um 1 Uhr nachts erreichte er den letzten Gipfel. Ausgerüstet mit einer Stirnlampe, beschränkte sich seine Sicht seit Sonnenuntergang auf das Notwendigste. Von hier waren es noch sechs Kilometer und 1000 Höhenmeter abwärts ins Ziel.
Nach 20:38 Std. überquerte er die Ziellinie. Platz 95 in der Altersklasse und 188. von 353 Finishern von 700 Startern.
Fünf Wochen später fand er sich wieder an der Zugspitze ein. Diesmal als Marathonstrecke kürzer, aber dafür komplett die Zugspitze bis zum Gipfelkreuz auf 2962 Meter hoch, insgesamt 4400 Höhenmeter.
Die ersten Anstiege verpackte er ohne Probleme und wurde nach vier Stunden an der zweiten Station von seiner Crew in Empfang genommen. Rucksack auffüllen, essen, trinken und Sonnencreme auftragen. Nachdem es morgens noch bedeckt war, brannte nun die Sonne. Der zweite giftige Anstieg hatte es in sich. Es ging über eine Stunde noch bergauf. Da das Ziel sich auf dem Gipfel befand, wurde Kowalski irgendwann klar, dass schöne, schnelle Downhill-Passagen ausbleiben würden. Nach sechs Stunden erreichte er die dritte Station. Größere Pause, ordentlich essen und trinken. Hier wurde den Athleten mitgeteilt, dass sie wegen einer Gewitterwarnung nicht ganz zum Gipfel hoch dürfen. Das machte die Herausforderung aber nicht weniger schwierig. Wieder ging es aufwärts, die Beine wurden schwer, der Himmel verdunkelte sich.
Das Ziel befand sich nun auf 2600 Metern Höhe. „Ich habe es gesehen, aber gefühlt kam ich nicht näher. Die letzten Meter waren hart, aber ich wusste, dass meine Freundin und alle Unterstützer auf mich warteten“, so Kowalski. Also ein letztes Mal den Anstieg hoch und nach 9:10 Stunden erreichte er auf Altersklassenplatz 55 und 109. der Gesamtwertung das Ziel. Sein langsamster Marathon bisher.
Tags darauf gab es noch einen Halbmarathon mit 1000 Höhenmetern. Da Freundin Oriane nicht immer nur zuschauen wollte, lief sie diesen mit und Kowalski begleitete sie. Sonne satt und gute Stimmung sorgte für einen flotten Start beim Halbmarathon. Beim ersten Anstieg sortierte es sich ein wenig und nach der Hälfte der Strecke begannen endlich die schmalen Single Trails, auf die viele gewartet hatten. Hier kann man mit guter Technik sehr viel Boden gut machen, bevor es dann wieder einen ordentlichen Anstieg hoch geht. Nach 2:50 Stunden erreichten die beiden das Ziel und waren mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.
Danach aber brauchte Kowalski erstmal ein wenig Pause von der Zugspitze.