Heidi Brammer schaut ins weite Rund des vor ihr liegenden Sportplatzes. „Das ist meine grüne Oase“; sagt sie mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Heidi Brammer ruht an diesem Ort in sich. Auch wenn ihr eigentliches Zuhause nicht weit entfernt im Hexbachtal liegt, scheint ihre Heimat genau hier zu sein. Auf dem Gelände des Turnvereins Einigkeit Mülheim-Dümpten im Norden der Stadt fühlt sich die Rentnerin wohl. Heidi Brammer ist 1. Vorsitzende und die gute Seele des Vereins.

Fast jeden Tag sind Heidi und ihr Ehemann Dieter Brammer auf dem so sehr vertrauten Gelände des TV Einigkeit. Das Ehepaar kümmert sich um viele Abläufe im Verein, aber es scheint als kommen sie eigentlich zum Entspannen, zum Abschalten. Die Brammers kommen ins Schwärmen, wenn sie über den Sport und den Verein sprechen.

Im Herzen Hamburger

1975 zogen sie aus Stuttgart in die Ruhrstadt. Gebürtig sind beide aus Hamburg. „Im Herzen bleibt man immer Hamburger“, sagt Heidi Brammer mit nostalgischem Blick. Aus beruflichen Gründen zog es sie in den Westen der Republik. Dieter Brammer war Ingenieur und nahm eine Stelle bei einer Duisburger Ferngasgesellschaft an. Aus dem hohen Norden in den Ruhrpott zu kommen, bedeutete schon eine große Umstellung. Gerade damals, als das Ruhrgebiet wirklich noch Pott war. Der TV Einigkeit gab da Halt und Anschluss. Die Brammers traten unmittelbar nach ihrer Ankunft ein. „In erster Linie für unsere Söhne“, sagt Dieter Brammer. Nils und Tim sollten Sport treiben, das stand für die Eltern fest. Das Ehepaar hatte sich bei der Leichtathletik kennen- und liebengelernt. Sport, das war schon immer Bestandteil im Leben der Familie: „Unser Lebensinhalt ist der Sport und dieser Verein“, erklärt Heidi Brammer.

Kurz nach dem Eintritt wurde sie bereits 1979 Geschäftsführerin des TV Einigkeit. Sieben Jahre später wurde sie als erste Frau zur Vorsitzenden des Vereins gewählt, die sie bis heute geblieben ist. „Solange ich noch draußen auf dem Platz mit den Kindern arbeiten kann, bleibe ich im Vorstand. Ohne das geht es nicht“, sagt die Vorsitzende über ihre Herzensangelegenheit. Brammer hat den Übungsleiterschein B für Diskus, Hammer und Speer und zudem die zweite Lizenzstufe im Präventionssport für Haltung und Bewegung. Zweimal in der Woche steht sie mit Jugendlichen auf dem Sportplatz und einmal arbeitet sie mit Rentnern in einem Wirbelsäulenkursus an deren Gesundheit. Die Arbeit mit den Sportlern ist ihr Ausgleich für die ehrenamtlichen Aufgaben in der Führung des Vereins.

Die tägliche Arbeit ist vielfältig. Der Vorstand trifft sich wöchentlich, um Vereinsangelegenheiten zu regeln. Es gibt Sprechzeiten, in denen die Mitglieder Anliegen vortragen können und am Wochenende müssen die Wettkämpfe organisiert und durchgeführt werden. Heidi Brammer wird dabei von jeher von ihrem Mann unterstützt. Als Beisitzer hat Dieter Brammer schon immer Sonderaufgaben übernommen und hilft seiner Ehefrau seit er in Rente ist noch mehr als früher.

Besonders stolz sind beide auf den Bau der neuen Gymnastikhalle, der in Eigenregie geplant und organisiert wurde. Von 2008 bis 2010 wurden am Wenderfeld neben dem Vereinsheim die eigenen vier Wände hochgezogen. Die Fertigstellung bedeutete für den etwa 1300 Mitglieder umfassenden Club einen nachhaltigen Aufschwung. „Auch wenn die Kosten höher als geplant waren, konnten wir die Umsetzung gemeinsam stemmen“, blicken beide auf die intensive Zeit zurück. „Vor allem die Kontinuität in der Vorstandsbesetzung schafft Vertrauen bei solchen Prozessen.“

Am liebsten würde Heidi Brammer schon wieder bauen. Ihr größter Wunsch ist eine Tartanbahn, die das staubige Rund aus Asche ersetzen soll. Da der Platz städtisch ist, liegt es aber bei der Verwaltung, aktiv zu werden. „Mülheim hat keine einzige Tartanbahn“, sagt Brammer, „das kann doch eigentlich nicht sein.“ Würde es diese beim TV Einigkeit geben, wäre Heidi Brammers „grüne Oase“ perfekt.