Boris Reichel, Trainer des Badminton-Bundesligisten 1. BV Mülheim und langjähriger Turnierdirektor der mit 120.000 US-Dollar dotierten YONEX German Open (26. Februar bis 3. März), findet auch Geschmack daran, sich als Herr der Zahlen zu verstehen. Natürlich, denn die große Federlese in der RWE-Sporthalle kommt regelmäßig mit Steigerungsraten daher.
Überwältigende Resonanz
„Wir haben 433 Meldungen. Das sind noch einmal mehr als 2012, und da war das Meldeergebnis schon unglaublich. Natürlich können nicht alle spielen, die gemeldet haben, weil die Teilnehmerfelder begrenzt sind. Aber allein diese überwältigende Resonanz ist ein Zeichen dafür, dass die Spieler gerne zu dem Turnier und nach Deutschland kommen. Die Gäste aus aller Welt werden die Stadt wieder verändern, wenn sie mit ihren bunten Taschen zur Halle gehen. Das Starterfeld ist enorm stark, kein anderes Grand-Prix-Turnier besitzt diese Qualität. Spieler aus 42 Nationen werden nach Mülheim kommen, damit sind wir wieder sehr international.“ Und eben zahlenmäßig noch üppiger ausgestattet, was der Turnierchef selbst nicht für möglich gehalten hat. „Ich war fest davon überzeugt, dass das Ergebnis von 2012 nicht zu toppen ist.“
Unter dem Mülheimer Hallendach reichen sich Masse und Klasse die Hand. In allen Disziplinen sind rund 50 Prozent aus den Top 20 der Weltrangliste vertreten. Im Dameneinzel ist das Teilnehmerfeld besonders stark. Sogar die bei den olympischen Sommerspielen in London mit Gold belohnte Chinesin Li Xuerui findet wieder den Weg an die Ruhr. „Offenbar stellen sich die Nationen gezielt auf uns ein. In den Disziplinen, in denen Deutschland besonders stark ist, schicken auch sie ihre besten Leute“, sagt Reichel. In der Disziplin hat Deutschland mit der für die SG EBT Berlin spielende Mülheimerin Juliane Schenk ein heißes Eisen im Feuer.
Bei der Pressekonferenz am Mittwoch im Schlosses Broich war ein Star des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV) vertreten, der seine Sportart in diesen Tagen in vollen Zügen auskostet. Die für den 1. BC Beuel spielende Mülheimerin Birgit Michels gehörte zur deutschen Nationalmannschaft, die am Sonntag bei der Mixed-Team-EM in Russland mit dem Finalsieg gegen die favorisierten Dänen Geschichte geschrieben hat. Nach dem Geniestreich im russischen Ramenskoe, der militärischen Ausbildung am frühen Mittwoch am Standort Köln („Das gehört zum Soldatensein, aber ich habe ja früher freibekommen.“) und vor dem Start in die German Open bewegen immer noch die Ereignisse in Osteuropa. „Das war eine fantastische Woche. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir Dänemark geschlagen haben. Einfach unglaublich! Keiner hat damit gerechnet, dass wir die Nummer drei im Damendoppel besiegen. Ich am wenigsten.“
Birgit Michels, die Olympia-Fünfte von London im Mixed an der Seite von Michael Fuchs (1. BC Bischmisheim), fiebert beim Heimspiel einer Premiere entgegen. Erstmals schlägt sie an der Seite von Johanna Goliszewski (sie musste den Termin im Schloss krankheitsbedingt kurzfristig absagen) vom Bundesliga-Dritten 1. BV Mülheim auf, mit der sie seit dem vergangenen Herbst das Spitzendoppel des DBV bildet. Dass die beiden gleich in Runde eins auf die Chinesinnen Tian Qing, die Goldmedaillengewinnerin von London, und Bao Yixin treffen, gilt nicht gerade als freundlicher Wink des Schicksals, ändert aber nichts an der Vorfreude. „Es macht die Sache nicht einfacher, wenn auf der anderen Seite die Olympiasiegerin steht, aber nach Russland haben wir ein gutes Gefühl und wollen die Chinesinnen ein bisschen ärgern.“