Peter Kunkel hat noch nie in seinem Trainerjob den Fehler gemacht, sich von den aktuellen Nöten des Gegners blenden zu lassen. Das Gastspiel in der NRW-Liga am Ostermontag (15 Uhr, Stadion am Schloss Strünkede, Westring) wertet der Speldorfer Übungsleiter als schweren Auftrag und führt seinen Kickern am Beispiel des SC Westfalia Herne vor Augen, wie schnell die Dinge wieder in die falsche Richtung laufen können.
Mit Blick auf die jüngere Vergangenheit stellen sich in beiden Lagern die Befindlichkeiten grundsätzlich unterschiedlich dar. Beim VfB besitzt nach raumgreifenden zehn Punkten in vier Spielen die kollektive Jubelstimmung Gültigkeit, bei der Westfalia, die das Feld derer anführt, die sich ernsthafte Sorgen machen müssen, herrscht derweil nach drei Niederlagen in Folge Alarmstimmung.
Kunkel spricht angesichts der Konstellation von einem Sechs-Punkte-Spiel: „Wie in jeder Begegnung ist es unser erklärtes Ziel, etwas zu holen. Ein Unentschieden ist die Minimalforderung, da bleibt es beim Abstand von sieben Punkten. Ein Sieg wäre in der jetzigen Situation natürlich ein Traum.“ Natürlich, mit einem weiteren Dreier wären die Mülheimer unwiderruflich auf der sicheren Seite. Bekanntlich hat sich der VfB aber gerade gegen die vermeintlich Schwächeren nicht immer mit Ruhm bekleckert. Die schlechten Beispiele Homberg, Schermbeck und Erkenschwick lassen grüßen. Und die Folgen einer Niederlage in Herne will der VfB-Coach gar nicht erst verschweigen: „Dann würden wir noch einmal ‘reinkommen in die so genannte Verlosung.
Ein Nachlassen duldet Kunkel umso mehr nicht. „Ich weiß doch nur zu gut, wie schnell es zu einem bösen Erwachen kommen kann. Ich bin davon überzeugt, dass wir nichts dem Zufall überlassen und in unserer Arbeit nicht locker lassen bis auch die letzten theoretischen Zweifel beseitigt sind. Die Spieler sind voll konzentriert, das sieht man schon im Training. Und die Tatsache, dass wir alles selbst in der Hand haben, sorgt für ein gutes Gefühl. Wir werden alles dafür tun, damit unsere Serie nicht reißt, wir müssen aber auch realistisch bleiben.“
Zur guten Osterlaune im Speldorfer Lager trägt diese Zustandsbeschreibung bei: Alle Mann an Bord. Aller Voraussicht nach. Hinter der Nominierung des erkrankten Apostolos Sakalakis steht noch ein Fragezeichen. Angesichts der personellen Fülle kann sich Kunkel diese Bemerkung mit einem Augenzwinkern nicht verkneifen: „Das muss wohl am Spiel gegen Rot-Weiss Essen liegen.“ Doch dieser nahende Appetithappen am Freitag, 29. April, im Ruhrstadion ist Zukunftsmusik. Der Fokus liegt auf der Aktualität - und die heißt Herne. Dort wollen sich die Speldorfer mit ganz viel guter Laune für den publikumsträchtigen Hit gegen den Aufsteiger von der Hafenstraße versorgen.