Mülheim. Jan Schiffer ist beim HTC Uhlenhorst Mülheim wieder dabei. Im Interview erzählt er, wie er zwei Jahre Pause verbracht und sich überhaupt wieder aufgerappelt hat.
Die Krise ist vorerst beendet, doch für Trainer Thilo Stralkowski war die Rückkehr von Jan Schiffer nach zwei Jahren Pause die eigentliche Überschrift über dem 5:2-Erfolg des HTC Uhlenhorst Mülheim gegen den Berliner HC.
„Ich habe das Spiel ganz gut verkraftet“, sagt der 26-Jährige selbst. Im Interview spricht er über seine Leidenszeit, aufkommende Zweifel und den Stellenwert seiner Sportart.
Jan Schiffer vor dem Comeback: „Viel Anspannung und positive Aufregung“
Willkommen zurück auf dem Hockeyplatz! Wie war das erste Spiel nach so einer langen Pause?
Vielen Dank! Das war auf jeden Fall sehr besonders. Ich habe die Tage vorher schon gemerkt, dass da viel Anspannung und positive Aufregung entstanden ist. Vor allem die erste Halbzeit war dann sehr emotional. Es hat aber mega Bock gemacht, mit den Jungs wieder zusammen zu spielen.
Hilft die frühere Routine, dass man gleich wieder voll drin ist, oder hat man schon in gewissen Momenten Anlaufschwierigkeiten gespürt?
Da es eine längere Zeit war, musste man sich ein bisschen reinfinden. Da hatte ich aber meine Mitspieler, die mir geholfen haben, alle Situationen zu meistern. Es war eher dem geschuldet, dass ich emotional aufgeladen war. Aus technischer Sicht war ich schnell wieder drin.
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Wie kam es denn überhaupt zu dieser langen Pause? Was war passiert?
Ich habe mir im September 2022 das erste Mal das Kreuzband gerissen – im ersten Hallentraining direkt. Im November oder Dezember wurde ich dann auch schon operiert, und habe anschließend Reha gehabt. Ich hatte eigentlich ein gutes Gefühl. Aber dann habe ich mir im Training letztes Jahr im selben Bein erneut das Kreuzband gerissen.
Als Sie eigentlich kurz vor dem Comeback standen?
Genau, es hätte Wochen später wieder fürs Spiel gereicht. Beim zweiten Mal sind wir es aber kontrollierter und vorsichtiger angegangen. Ich habe mich dadurch jetzt auch viel fitter gefühlt als beim ersten Mal.
Comeback nach zwei Kreuzbandrissen: schmaler Grat zwischen Ehrgeiz und Risikoabwägung
Wie geht man mit solchen Rückschlägen um, wenn man eigentlich so schnell wie möglich auf den Platz will, andererseits aber kein zu großes Risiko eingehen darf?
Das ist schon ein schmaler Grat. Ich war froh, dass unser Athletiktrainer noch mehr involviert war. Man braucht einfach die richtigen Leute um einen herum. Da war ich ziemlich gut aufgestellt. Ich habe auch mit einem Sportpsychologen zusammengearbeitet, um das alles in die Bahn zu bekommen. Und dann sind da natürlich die Familie und Freunde, die einem die Zweifel nehmen. Die kennen mich am allerbesten und können zur Not auch bremsen, wenn man am liebsten schon wieder der Mannschaft helfen will.
Wie haben Sie die Zeit genutzt, in denen sonst mehrfach die Woche trainiert wurde?
Ich habe mein Master in BWL weiter vorangetrieben und bin da auch nächstes Jahr hoffentlich durch. Die Reha hat auch sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Ansonsten habe ich den ein oder anderen Urlaub mitgenommen oder auch mehr Zeit mit Freunden und Familie verbracht, gerade dann auch mal an den Wochenenden.
Hallenhockey in Mülheim mit Jan Schiffer?
Wie sieht der Plan für die kommenden Wochen aus? Sind Sie gleich wieder voll da oder muss die Belastung schon gesteuert werden?
Am Sonntag war es so, dass wir erstmal gucken wollten, wie es läuft. Es lief sehr gut. Ich denke, dass es mit der Belastungssteuerung klappen wird. Kommendes Wochenende haben wir gleich einen Doppelspieltag in Hamburg, da werde ich mit den Trainern Rücksprache halten, wie sinnvoll es ist, direkt Samstag und Sonntag zu spielen. Ich schaue in der Trainingswoche, wie ich mich fühle. Der Plan ist, erstmal die restlichen Hinrundenspiele abzuwarten.
Und dann auch in der Halle zu spielen?
Man sagt ja immer, dass die Halle für das Knie nicht das beste ist. Ich hätte aber eigentlich Bock, nochmal eine Hallensaison zu spielen.
Hockey im Stream: Mülheimer glaubt nur an wenige neutrale Zuschauer
Beim Spiel gegen Rot-Weiss Köln waren Sie Co-Kommentator für die Plattform Dyn. Wie würden Sie den Stellenwert des Hockeys beschreiben? Wie schauen neutrale Fans auf die Sportart?
Das ist eine sehr gute Frage, die wir uns auch gestellt haben, inwiefern es da überhaupt neutrale Zuschauer gibt, zumal es die Spiele ja seit dieser Saison nur noch über ein Abo gibt. Ob das neue Zuschauer abschließen werden? Ich glaube, dass es immer so war, dass Hockey nicht den höchsten Stellenwert hat. Höchstens, wenn es in Richtung internationaler Turniere geht. Man hat sich ein bisschen damit abgefunden, dass es eine Randsportart ist.
„Wenn man damit gut sein Geld verdienen könnte, wäre das wirklich von Vorteil, dass man nicht den Zwang hätte, nebenbei was machen zu müssen.“
Ist ein gewisser Neid oder Groll gegenüber anderen Sportarten da?
Wenn man damit gut sein Geld verdienen könnte, wäre das wirklich von Vorteil, dass man nicht den Zwang hätte, nebenbei was machen zu müssen. Wobei ich das auch gut finde, mal was anderes kennenzulernen. Ich will das gar nicht mit Fußball oder so vergleichen, das hinkt sowieso. Man arrangiert sich damit, weil man das von klein auf mitbekommt – gerade hier am Uhlenhorst, wo man es ja auch aus Vereinsliebe macht.
Uhlenhorst Mülheim hat „Reset-Knopf gedrückt“
Apropos Uhlenhorst: Der HTCU ist gerade raus aus einer Krise. Was sind die weiteren Ziele in dieser Saison?
Es war jetzt ein holpriger Start, gerade mit dem einen Null-Punkte-Wochenende. Am Sonntag hat Lukas Windfeder auch wieder gespielt, und wir hoffen, dass Timm Herzbruch bald wieder auf dem Platz steht. Wir haben von einer Art Reset gesprochen. Seit Sonntag wollen wir ein anderes Gesicht zeigen. Ein richtiges Saisonziel wurde nicht klar definiert. Ich denke, dass es darum geht, sich einen Play-off-Platz zu sichern, und das so, dass man nicht gleich gegen die ersten Zwei ran muss. Nachdem zuletzt im Viertelfinale Schluss war, geht’s erstmal darum, dass Viertelfinale gut zu bestreiten. Man muss auch sagen, dass viele Mannschaften sich wirklich gut verstärkt haben. Aber auch unsere Qualität ist schon ziemlich hoch, wenn alle fit sind.
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