Mülheim. Der neue Keeper des MFC ist ein echter Exot. Wie es zu dem Wechsel kam und warm Derrek Chan dreimal im Jahr freigestellt werden muss.
Asiatische und da vor allem japanische Spieler sind im höherklassigen Amateurfußball in Deutschland längst keine Seltenheit mehr. Der Mülheimer FC 97 hat aber nun mit einem internationalen Transfer auf sich aufmerksam gemacht.
Eigentlich war Hakan Katircioglu auf der Suche nach einem Innenverteidiger und einem Stürmer. „Ich habe einen guten Draht zu einem Spielerberater, der sowohl auf dem amerikanischen als auch dem asiatischen Markt aktiv ist“, schildert der Sport-Geschäftsführer des Oberligisten.
Derrek Chan hinterlässt guten Eindruck im Training
Dessen Vorschläge passten zwar nicht zu einhundert Prozent, er hatte aber noch einen Torwart in der Hinterhand: Derrek Chan, 25 Jahre alt, in Kalifornien geboren, aber mit taiwanesischen Wurzeln. „Er hat im Training direkt eine gute Performance gehabt und bei uns gab es da eigentlich schnell keinen Zweifel. Wann bekommt man schonmal einen Nationaltorwart?“, sagt Katircioglu.
Chan besuchte die Orange Lutheran High School, gute 60 Kilometer von Los Angeles entfernt, und wurde dort dreimal zum wertvollsten Spieler der Defensive gewählt. Ab 2017 studierte er an der University of California und spielte für die UC Davis Aggies. Ein Jahr später stand er erstmals in der viertklassigen USL League Two für die U23 des Orange County SC auf dem Platz.
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2022 wechselte er in die immerhin zweitklassig spielende zweite Mannschaft der New York Red Bulls und gab dort nach einer Einwechslung im Spiel gegen den FC Tulsa sein Profidebüt. Im Spiel gegen Indy Eleven spielte Chan im Mai 2022 erstmals von Beginn an.
Später wurde er an den Drittligisten Charlotte Independence verliehen und spielte zuletzt für die ebenfalls drittklassigen Real Monarchs.
Suche nach neuer Erfahrung: Das sagt der Torwart selbst
„Ich bin auf der Suche nach einer neuen Erfahrung nach Deutschland gekommen und wollte den europäischen Fußball und die damit verbundene Kultur erleben“, sagt Chan selbst. Die Entscheidung, seine Komfortzone zu verlassen, sei schwierig gewesen. „Aber das war mein Traum seit meiner Kindheit.“
Vom MFC sei er mit offenen Armen empfangen worden. „Ich bin dankbar hier zu sein“, so der Keeper, der gleichzeitig die Sprache und die Kultur lernen will. „Er hat uns tatsächlich gleich nach einem Sprachkurs gefragt, deswegen vermute ich auch, dass er länger bleiben will“, sagt Sportchef Katircioglu.
„Besonderer Moment“ Seit Juni taiwanesischer Staatsbürger
Er ist sich bewusst, dass Chan den MFC unter Umständen auch als Sprungbrett nutzen will, um es in Deutschland oder dem europäischen Ausland noch einmal höherklassiger zu versuchen. Dazu muss sich der 25-Jährige aber zunächst gegen Stammkeeper Tolunay Isik durchsetzen. „Bisher war keine Konkurrenz da, deswegen wollen wir bei ,Tolu‘ noch ein bisschen mehr rauskitzeln“, so Katircioglu.
Dreimal im Jahr wird der MFC seinen Neuzugang freistellen müssen, das erste Mal unter Umständen schon im September. Denn seit Juni besitzt Derrek Chan die taiwanesische Staatsbürgerschaft und wurde schon ins Nationalteam seines Landes berufen. Auf sein Debüt wartet er allerdings noch. „Ich bin mit dieser Gelegenheit gesegnet und denke, dass jeder Moment mit meiner Nation ein besonderer ist. Das ist eine großartige Gruppe von Leuten, die sich dafür einsetzt, nicht nur dem Team, sondern auch dem taiwanesischen Fußball zu helfen, als Nation zu wachsen“, sagt Chan.
Freigabe für Ligaspiele lässt noch auf sich warten
Für Freundschaftsspiele ist der neue Schlussmann bereits spielberechtigt, auf die Freigabe für die Ligaspiele wartet der MFC noch. Dazu muss der DFB zuerst Kontakt zum US-Verband aufnehmen. Eine schriftliche Freigabe des letzten Vereins liegt den Mülheimern aber vor, so dass keine Ablösesumme fällig wird.
Mit Isik und dem jungen Jaden-Raphael Bagh (18) bildet Chan ein spannendes Torwarttrio beim Vorjahresaufsteiger. Über die Kommunikation macht sich Sportchef Katircioglu keine Gedanken, wenngleich Chan bislang freilich nur Englisch spricht. Er ist gespannt auf den Taiwanesen aus Kalifornien: „Mal sehen, wie er sich in der Saison schlagen wird. ,Tolu‘ ist unser Stammtorhüter, aber es ist alles möglich.“
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