Mülheim. Tim ter Smitten trainiert beim SC Eintracht Mülheim Menschen mit Behinderung im Judo. Verein hofft auf eine neue Mehrzweckhalle.

Was 2015 als eine einzige, kleine inklusive Judo-Gruppe begann, hat sich beim SC Eintracht Mülheim prächtig entwickelt. Erst neulich kamen rund 50 Sportlerinnen und Sport im Alter von fünf bis 65 Jahren in der Halle am Schildberg zusammen, um gemeinsam zu trainieren und Gurt-Prüfungen abzulegen.

Diese große Zahl resultiert aus der Tatsache, dass es mittlerweile drei integrative Judo-Gruppen des Vereins an drei verschiedenen Orten in Mülheim gibt. Neben der ursprünglichen Gruppe, die in der Sporthalle am Schildberg in Dümpten trainiert, gib es eine weitere Trainingsgruppe im Fliedner-Dorf und eine weitere an der Rembergschule mit insgesamt 60 Aktiven.

SC Eintracht Mülheim hofft auf eine neue Mehrzweckhalle

„Das Fliedner-Dorf soll in naher Zukunft erweitert werden“, berichtet Georg Wolters, Abteilungsleiter Judo beim SC Eintracht. Er hoffe, dass dabei auch der Bau einer Mehrzweckhalle in Erwägung gezogen wird. Die könne dann nicht nur den Bewohnerinnen und Bewohnern der Einrichtung dienen, sondern zudem auch anderen Sportvereinen zur Verfügung gestellt werden.

„Alle Menschen, die sich für den Judo-Sport interessieren – ob mit Beeinträchtigungen oder ohne – sind in unserem Verein immer herzlich willkommen. Es gibt keine Altersgrenze“, sagt Wolters und lacht. „Geht nicht, gibt’s nicht.“

Mülheimer Trainer ist Grundschullehrer in Essen

Tim ter Smitten ist einer der Trainer des Vereins. Er wurde in diesem Jahr im Rahmen der „Nacht der Sieger“ sogar als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Der 42-jährige Mülheimer ist Grundschullehrer an einer Essener Schule und studierter Sportlehrer. Vor rund 20 Jahren war er einer der Mitgründer einer Judo-Gruppe beim Dümptener TV. „Dabei hatte ich dann mein erstes ‚inklusives Kind‘, ohne es zu merken“, erinnert ter Smitten. Eines der Kinder sei Autist gewesen, wie sich später herausstellte.

Bei der Medl Nacht der Sieger wurde Tim ter Smitten (l.) als Trainer des Jahres ausgezeichnet.
Bei der Medl Nacht der Sieger wurde Tim ter Smitten (l.) als Trainer des Jahres ausgezeichnet. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Wenig später meldete sich ein ehemaliger Kommilitone von ihm, mit dem er gemeinsam Sport studiert hatte und berichtete von einem seiner Schüler mit Asperger-Syndrom, der „sich bewegen müsse“. Tim ter Smitten nahm sich auch dieses Jungen an. „Da wurde mein Interesse geweckt, inklusives Training anzubieten.“ Die Idee der Gründung einer inklusiven Judo-Gruppe war geboren.

Tim ter Smitten hat schon als Kind mit Judo angefangen

„Ich habe als Fünfjähriger mit dem Judo angefangen, weil mein Vater das irgendwann auch mal gemacht hat“, erinnert sich der Trainer. So sei er zu dem Sport gekommen, in dem er bereits den dritten Dan erreicht hat. Es gibt nur noch zwei höhere Stufen, die man im Judo durch Prüfungen erreichen kann.

„Mit 13 habe ich schon meine erste Jugendgruppe mitbetreut. Diese Arbeit hat meinen Horizont spürbar erweitert“, ist ter Smitten dankbar, dessen Staatsarbeit schon das Thema „Persönlichkeitsentwicklung durch Sport“ – im Speziellen Judo – hatte. Für die Zukunft wünscht er sich, dass die Gruppe inklusiv, also eine Gemeinschaft von Menschen mit und ohne Behinderung, bleibt und sich nicht zu einer reinen Behindertensportgemeinschaft entwickelt. Aktuell stellt sie drei deutsche Meister.

Oberbürgermeister Buchholz lobt die Arbeit der Trainerinnen und Trainer

Oberbürgermeister Marc Buchholz war kürzlich bei den Judoka des SC Eintracht Mülheim zu Gast um dort Akteurinnen und Akteure der Stadt zu ehren, die erfolgreich an den Special Olympics NRW teilgenommen haben. Dieser Wettkampf für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und Mehrfachbeeinträchtigung fand in diesem Jahr in Münster statt und die Mülheimer Aktiven brachten die eindrucksvolle Ausbeute von sechs Gold-, neun Silber- und drei Bronze-Medaillen nach Hause.

„Ich wurde damals gefragt, ob ich die Schirmherrschaft für die Delegation, die nach Münster gefahren ist, übernehmen würde und habe das natürlich gerne gemacht“, erinnert sich Buchholz, dessen erste Kontakte mit der inklusiven Judo-Gruppe sogar noch ein wenig weiter zurückreichen. „Die Arbeit, die von den Trainerinnen, Trainern und Betreuenden hier geleistet wird, ist wertvoll und ja auch sehr erfolgreich, wie man an den Ergebnissen aus Münster sehen kann.“

Alle Sportlerinnen und Sportler und auch die Trainerinnen und Trainer erhielten in Anerkennung ihrer Leistung eine Urkunde aus den Händen des Stadtoberhaupts – darunter auch Tim Jacob ter Smitten, Träger des 3. Dans im Judo und im Rahmen der „medl - Nacht der Sieger“ frisch als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet.

Weitere Berichte aus dem Lokalsport in Mülheim lesen Sie hier!