Auch die hartnäckigsten Verfechter der deutschen Sprache müssen einräumen, dass es englische Begriffe gibt, die eine Sache besser beschreiben, als ein eventuelles deutschsprachiges Äquivalent. So fand sich der Kader der 1. Fußball-Mannschaft von Rot-Weiß-Oberhausen am Bootshaus des Mülheimer Wassersportvereins ein, um dort eine Team-Building-Maßnahme zu erleben – oder auch „eine Maßnahme, um das Mannschaftsgefühl zu stärken“. Mit von der (Ruder-)Partie: Ex-Profi Mario Basler, der RWO-Trainer, der allenthalben für viel Frohsinn sorgte.

Kristian Schneider ist derjenige, der das Ruder der Veranstaltung in Händen hält. Das ist nur gerecht, denn war er es doch, der den Grundstein für dieses außergewöhnliche Treffen von Ballspielern und Wassersportlern legte: „Wir waren in der letzten Saison mit ein paar Leuten häufiger im Stadion und haben viele Spiele gesehen. Irgendwann habe ich den damaligen RWO-Pressesprecher Daniel Mucha angesprochen und ihm eine solche Ruder-Veranstaltung angeboten. Vor ein paar Wochen rief dann der Sportliche Leiter Frank Kontny an und fragte, ob das Angebot noch steht.“

Es stand und so versuchen die Fußballer nun unmittelbar vor der bevorstehenden kleinen Wettfahrt noch das Ruder bei ersten „Geh“-Versuchen am ungewohnten Sportgerät herumzureißen. Im Wechsel werden die Oberhausener am Ergometer und in Vierer-Booten an die ihnen bisher von der aktiven Seite vollkommen unbekannten Sportart herangeführt. Dabei gibt es Licht und auch Schatten.

Coach Basler macht das Ganze offensichtlich eine Menge Spaß. Immer wieder pendelt er zwischen Steg und Ufer, um immer alles im Blick zu haben. Keine Minute vergeht, in der er, einer der ehemaligen Bad Boys unter den Spitzenfußballern dieses Landes, nicht mit einem Augenzwinkern eine lautstarke Bemerkung von sich gibt. „Zieh, Du Sau, sonst verkauf´ ich Dich wieder“, schallt einem seiner Jungs entgegen, der sich gerade auf dem Ergometer quält. Der nimmt es mit Humor. Wer dazu nicht fähig ist, hätte an diesem Nachmittag auch einen sehr schweren Stand.

Nachdem alle Gäste einigermaßen auf den Wettkampf vorbereitet sind, besteigen jeweils drei Fußballer und zwei erfahrene Ruderer einen der Vierer mit Steuermann. Die Mülheimer geben die Richtung und den Schlag vor, die Oberhausener legen sich in die Riemen. Einer der Steuermänner ist der WSV-Vorsitzende Olaf Matthes. „Die Jungs sind seit 14 Uhr da. Mathias Schneider, der Cheftrainer der RRGM, hat zu Beginn ein bisschen die Rudertechnik erklärt und mit dem Wetter haben wir bisher Glück gehabt“, erklärt Matthes. „Als wir angefangen haben, hat es aufgehört zu regnen.“

Dieses Glück dauert zumindest bis zum Finalrennen an. Zunächst sind zweimal vier Boote gegeneinander angetreten. Basler hat schon beim Ablegen seiner Jungs großen Spaß: „Das ist so geil, ehrlich. Klasse!“ Dabei krümmt er sich vor Lachen. Die Tatsache, dass bereits zweimal je vier Boote Regatta gefahren sind, bedingt zwangsläufig, dass dreimal drei der Basler-Schützlinge nicht gewinnen: „Die fahren rückwärts! Ihr könnt Euch gleich die Laufschuhe anziehen! „Ihr könnt heimschwimmen!“, sind die folgenden Kommentare. Doch der Trainer spart auch nicht mit Lob. Das klingt dann so: „Das glaub´ ich nicht, der kleine Scheißer führt!“ Wer so formuliert, muss sich die Frage gefallen lassen, warum er sich nicht selbst ins Boot setzt: „Nä! Rücken kaputt! Knie kaputt! Ich würde aus dem Ding nicht mehr ´rauskommen!“

Als die vier Zeitschnellsten im Finale die ersten Plätze unter sich ausmachen, öffnet der Himmel seine Schleusen. Die 20 Athleten, die am Steg anlegen, sind nass bis auf die Knochen. „Wassersport“, ist der lapidare Kommentar des Vorsitzenden Olaf Matthes, der nicht minder durchnässt ist. Ungeachtet des verregneten Abschlusses war es eine rundum gelungene Veranstaltung. Sollte es eine Wiederholung geben, könnte der WSV Eintritt nehmen. Mario Basler sei Dank!