Mülheim. Fatihspor Mülheim geht in seine dritte Saison als eigenständiger Klub und hätte gerne bessere Bedingungen. Doch die Stadt macht wenig Hoffnung.
Donnerstagabend in Mülheim-Broich. Die Flutlichtmasten des Fußballplatzes sind schon von der Prinzess-Luise-Straße aus zu sehen. Das weite, leere Rund wirkt auf den ersten Blick riesig, denn das Feld ist von der Laufbahn drum herum kaum zu unterscheiden. In der vorderen Ecke laufen sich acht Spieler langsam warm. Sie gehören zu Fatihspor – Mülheims letztem Asche-Klub.
Es ist ein trockener Herbsttag, der Platz sieht absolut eben aus. „Wenn es so bleibt, ist es okay“, sagt Stürmer Adem Aydin. Doch sobald es regnet, sieht das ganz anders aus. „Wir mussten schon sechsmal in dieser Saison das Training absagen“, erzählt Trainer Selami Günel. Erst am vergangenen Wochenende fiel das Spiel der zweiten Mannschaft aus. „Und viele Nachholspiele in der Woche können wir uns ja wegen Wechselschichten auch nicht leisten“, ergänzt Co-Trainer Erdal Yeniyapi.
Styrumer spielen seit der letzten Rückrunde in Broich
Seit der vergangenen Rückrunde absolviert Fatihspor seine Heimspiele an der Prinzess-Luise-Straße, weil der eigentliche Heimverein TSV Broich seit der letzten Saison keine eigene Mannschaft mehr stellt. Zuvor kickten die Styrumer auf dem Platz an der Von-der-Tann-Straße, doch dort entsteht mittlerweile der Sportpark Styrum.
„Wir hätten doppelt so viele Spieler holen können, wenn wir Kunstrasen hätten“, meint Yeniyapi. Doch die Broicher Anlage gehört neben der Von-der-Tann- und der Oberheidstraße zu den wenigen Plätzen, die im Rahmen des Perspektivkonzeptes Fußball nicht in Kunstrasen umgewandelt wurden. Das Konzept wurde 2017 mit dem letzten Umbau an der Bruchstraße abgeschlossen. Da war Fatihspor gerade erst seit wenigen Wochen selbstständig.
Ellerwald: „Es gibt keinen weiteren Kunstrasenplatz“
Zuvor hatten die Styrumer als eine Art „Verein im Verein“ fungiert und hatten jahrelang die zweite Mannschaft des 1. FC Mülheim gestellt. Als neuem eigenem Klub fehlt Fatihspor naturgemäß eine eigene Anlage. „Aus unserer Sicht gab es schon genug Fußballvereine“, sagt Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sportservice. Sie kann den Verantwortlichen von Fatihspor in Sachen anderer Spielfläche schlichtweg keine Hoffnung machen: „Es wird keinen weiteren Kunstrasenplatz mehr geben, das ist mit der Fachschaft auch abgesprochen“, betont sie.
Theoretisch könnte sich natürlich ein anderer Verein dazu bereit erklären, die beiden Herrenmannschaften und das neue U15-Mädchenteam von Fatihspor bei sich aufzunehmen. „Aber die anderen Anlagen sind doch auch alle voll“, sagt Ellerwald. Bei Rot-Weiß Mülheim und dem TuS Union 09 ist Fatihspor mit seiner Anfrage auch schon abgeblitzt.
Tore ohne Netze, Sangen ohne Fahnen
Der Vorstand um Suat Cakim wird aber weiter darum kämpfen, dass der B-Ligist zumindest seine Heimspiele auf Rasen austragen kann. Denn in Broich stört den Verein nicht nur die Asche. Auf dem Vorplatz oben stehen zwei kleine Tore für das Training, doch sie haben keine Netze. Die Eckfahnen sind in Wirklichkeit keine, bloß die Stangen, und die meisten von ihnen hängen vollkommen schief in ihrer Halterung. Die Linien werden vom Platzwart einmal in der Woche gezogen. Am Freitag. Regnet es dann am Wochenende, muss Cakim selbst vor dem Spiel am Sonntag noch einmal ran. „Wir machen das dann, das ist halt unser Fußballfieber“, sagt der sportliche Leiter.
Am linken Seitenrand des Spielfeldes steht eine einsame Bierbank, sie fungiert als Trainerbank des Heimteams. Für die Zuschauer gibt es nur wenige Sitzgelegenheiten, von Unterstellmöglichkeiten ganz zu schweigen. Der Verein plant, selbst einen Pavillon für seine Gäste aufzustellen. Sehr gerne würde er die Hütte am Platzeingang nutzen, um dort ein Catering für die Besucher anzubieten. Doch sie gehört dem TSV Broich und wurde bislang nicht für Fatihspor freigegeben. „Das ist eine Katastrophe für den Verein, dass wir nichts verkaufen können“, ärgert sich Cakim. Schließlich müssen er und seine Mitstreiter auch die Schiedsrichter bezahlen.
Anklagen möchte er niemanden. „Es wäre aber schön, wenn die Stadt eine Lösung finden würde“, sagt Suat Cakim. „Wir wollen doch nur unseren Sport treiben.“