Der Niederländer Omar Schlingemann kommt von Absteiger Schwarz-Weiß Neussnach Mülheim. Von seiner Mannschaft erwartet er den absoluten Siegeswillen.

Omar Schlingemann ist entspannt und gut gelaunt. Dazu hat der 38-jährige Niederländer auch allen Grund. Zur neuen Saison übernimmt er das Traineramt bei den Bundesliga-Herren des HTC Uhlenhorst. Im Interview spricht er über seinen Wechsel, wie er zum Hockeytrainer wurde und seine Ziele mit den Uhlenhorstern.

Herr Schlingemann, wie sind Ihre ersten Eindrücke vom HTCU?

Omar Schlingemann: Sehr gut! Das ist ein echter Familienverein mit vielen Kindern. Außerdem gefällt mir die Umgebung, in der die Anlage liegt, sehr gut.

Sie sind seit vielen Jahren Trainer. Wie kam es dazu?

Als ich 22 Jahre alt war, musste ich erkennen, dass ich als Spieler nie so gut werden kann, wie ich es wollte. Dann habe ich mich in ein Mädchen verliebt und sie hat gesagt, ich soll bei ihr mal zuschauen kommen. Plötzlich stand ich vor einer Mannschaft, und man sagte mir, dass sei jetzt meine. Ich habe 30 Gulden pro Stunde bekommen und durfte 16 hübsche Frauen trainieren – da habe ich nicht nein gesagt.

Sie wechseln von Schwarz-Weiß Neuss nach Mülheim. Wie ist die Verpflichtung zustande gekommen?

Eigentlich wollte ich als Trainer aufhören und mich ganz auf meinen Beruf konzentrieren. Dann kam aber die Anfrage des HTCU. Bei uns in Holland sagt man: Wenn Uhlenhorst anfragt, dann sagst du nicht nein. Nach einigen Gesprächen sind wir uns dann einig geworden, und ich freue mich, hier zu sein.

Woher kommt dieser Ruf, den der HTCU in ihrer Heimat genießt?

Es gibt in Europa nur wenige Vereine, die für ihre Jugendarbeit so berühmt sind. Uhlenhorst ist einer davon.

Am 6. August werden Sie ihre erste Trainingseinheit leiten. Was wollen Sie den Spielern dann vermitteln?

In erster Linie geht es darum, dass die Spieler den unbedingten Willen entwickeln, jedes Spiel zu gewinnen. Als Trainer muss ich immer das höchste Ziel ausgeben.

Das heißt, dass sie Meister werden wollen?

Ich gebe keine Saisonziele aus, aber natürlich ist es immer das Ziel, das Allerhöchste zu erreichen. Wenn uns das nicht gelingt, müssen wir uns hinterher zusammensetzen und evaluieren, woran es gelegen hat. Es gibt dabei aber einen Unterschied zwischen etwas erreichen wollen und erreichen müssen.

Das bedeutet?

Warum spiele ich auf diesem Niveau Hockey, wenn ich nicht das Höchste erreichen will? Wenn das so wäre, wäre ich hier falsch. Ob ich es aber erreichen kann, hängt auch von vielen Faktoren ab. Man braucht etwas Glück, es müssen alle gesund bleiben. Wir spielen in einer der besten Ligen der Welt. Wenn alle unsere Spieler eine Top-Saison haben, dann gehören wir hier zu den besten Teams. Die Mannschaft muss wie ein Rennpferd sein, das immer alles gibt, um zu gewinnen. Mein Job ist es, den Jungs das Gefühl zu geben, dass sie immer alles gewinnen können.

Welche Spielphilosophie wollen sie der Mannschaft einverleiben, um Erfolg zu haben?

Meine Philosophie hängt immer vom Charakter der Mannschaft ab. Ich finde aber, dass es wichtig ist, dass wir bei gegnerischem Ballbesitz schnell versuchen, den Ball zu gewinnen und bei eigenem Verlust des Balls sofort wieder Druck machen. Statistisch gesehen fallen die meisten Tore nach einer Zurückeroberung des Balls. Außerdem ist es immer ein gutes Mittel, Pressing zu spielen und die Räume hinter der Abwehr des Gegners auszunutzen. Letztlich ist es egal, wie gespielt wird, Hauptsache wir gewinnen.

„In Deutschland wird das Potenzial noch nicht ausgeschöpft“

Wo steht das deutsche Hockey im internationalen Vergleich?

Wer zwei Mal hintereinander Olympiasieger wird, macht vieles richtig. Die anderen Nationen fragen sich aber, was das ist. Denn das Potenzial wird noch nicht ganz ausgeschöpft.

Wie genau meinen Sie das?

Die Strukturen in anderen Ligen Europas sind besser. In Holland haben die Vereine viel mehr Plätze. Bei uns pfeifen Schiedsrichter teilweise zwei Spiele an einem Wochenende – weil es schlicht zu wenige gibt. Auch das Spiele einfach verlegt werden können, ist nicht professionell.

Mit Lukas Windfeder, Benedikt Fürk und Timm Herzbruch haben drei ihrer Spieler Chancen auf Olympia. Würde das den Trainingsstart beeinflussen?

Nein. Ginge es nach mir, könnten noch mehr Jungs dabei sein. Olympische Spiele sind das Größte.