Mülheim. Damit die Yonex German Open funktionieren, braucht es 150 Ehrenamtliche. Manche von ihnen nehmen sich für das Turnier sogar frei.

Noch ist Irene Stempniak völlig entspannt. Bis zum Mittagessen der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer bei den Yonex German Open ist es noch fast eine Stunde. Erst zwischen 14 und 16 Uhr wird es hinter den Kulissen des größten deutschen Badmintonturnieres stressiger. Um die Arbeit der insgesamt 150 Volunteers zu koordinieren, nimmt sich die Mülheimerin seit Jahren eine Woche lang frei.

„Ach, Stress kann man sich eigentlich nur selbst machen und wenn es keinen Spaß machen würde, dann würde ich es ja auch nicht machen“, sagt die Kassiererin im Vorstand des ausrichtenden 1. BV Mülheim.

„Jugendlicher Leichtsinn“ führte Mülheimerin in ihre heutige Rolle

2012 half sie mit ihrer Tochter zum ersten Mal in der Cafeteria mit. „Damals hat sich die zuständige Dame zurückgezogen und ich dachte mir: das kann ja kein Hexenwerk sein“, lacht die 56-Jährige. „Jugendlicher Leichtsinn“, sagt sie heute.

Denn: „Es ist schon ein gewisser zeitlicher Aufwand, den man sich als Außenstehender nicht vorstellen kann. Es besteht ganz viel Arbeit in der Vorplanung. Am Anfang habe ich immer unfassbar große Angst, dass wir nicht genug zu Essen haben“, sagt Stempniak.

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Mittlerweile ist die Mülheimerin mit einigen anderen für das „große Ganze“ zuständig. Denn die Aufgaben rund um das Turnier sind vielfältig: Ballausgabe, Einlass, Fahrdienst, Mopperkids, Auf- und Abbau des Trainingsbereichs und der Felder zwischen den Tagen, Saugen der Teppiche, Aufbau der Lounge an den letzten Tagen und die Betreuung des VIP-Bereich. Dazu kommt die Verpflegung von 150 Ehrenamtlichen sowie der Schieds- und Linienrichter.

Trotz der hohen Zahl ist das für den BVM nach all den Jahren beinahe ein Selbstläufer. „Die Volunteers dürfen die Veranstaltung kostenlos besuchen, bekommen ein Helfershirt und im besten Fall eine richtig spannende Woche, in der man richtig zusammen was bewegt.“ Speziell für die jungen Badmintonspielerinnen und -spieler sei es ein Highlight, ein solches Turnier vor Ort zu erleben und hinter die Kulissen zu gucken. „Der Support unserer Mitglieder ist da wirklich total klasse“, betont die 56-Jährige.

Mülheimerin möchte alle Helferinnen und Helfer bei Laune halten

Am allerwichtigsten sei es dennoch, die Leute bei Laune zu halten. „Was nützt Ihnen das beste Konzept, wenn Sie keine Leute haben, die Sie unterstützen? Wenn man schon Zeit ehrenamtlich aufbringt, dann soll es auch Spaß haben“, findet Irene Stempniak.

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Der ist der Mülheimerin anzusehen. „Es macht natürlich Spaß, das zu organisieren, wenn man weiß, wie viele Leute dahinterstehen. Es müssen nur ein paar Leute da sein, die eine Struktur schaffen. Das ist ganz wichtig, dann läuft alles“, weiß sie mittlerweile aus Erfahrung,

Eine Stunde vor Einlass bis abends um 23 Uhr

Nur so könne gewährleistet sein, dass alle genannten Bereiche jederzeit besetzt sind. „Die Leute richtig einzuteilen, damit wir überall ausreichend besetzt sind, ist immer die größte Herausforderung, außerdem muss man spontan reagieren können“, erläutert sie ihren Helfer-Alltag.

Die wichtigsten Utensilien bei den Yonex German Open: Jule Friedemann und Irene Stempniak bei der Ballausgabe.
Die wichtigsten Utensilien bei den Yonex German Open: Jule Friedemann und Irene Stempniak bei der Ballausgabe. © NRZ | Johannes Kruck

Der beginnt morgens eine Stunde vor dem Einlass und dauert solange, bis die letzten Spiele aufgerufen werden. Das war in der Vergangenheit an den ersten Tagen gerne schonmal gegen 23 Uhr. „Klar gehe ich zwischendurch mal raus oder fahre mal nach Hause und schaue da nach dem rechten. Aber alle haben meine Nummer, damit ich im Notfall präsent bin“, sagt die Organisatorin.

Nach einer Woche YGO: „Dann freue ich mich wieder auf meinen Schreibtisch“

Ihr war schnell klar, „dass das nicht funktioniert, wenn man nur ein paar Stündchen präsent ist“. Daher nimmt sich die Mülheimerin, die in einem mittelständischen Essener Familienunternehmen in der Buchhaltung arbeitet, jedes Jahr eine Woche frei. „Meine Geschäftsführung hat da vollstes Verständnis für“, sagt sie. Wenngleich die YGO mit einem entspannten Urlaub kaum vergleichbar ist. „Ganz im Ernst: wenn ich eine Woche hier gelaufen bin, dann freue ich mich wieder auf meinen Schreibtisch.“

Ganz im Ernst: wenn ich eine Woche hier gelaufen bin, dann freue ich mich wieder auf meinen Schreibtisch.
Irene Stempniak

Dass der Stress ein positiver ist, dafür sorgen immer wieder die Begegnungen mit bekannten Gesichtern. Unter den Ehrenamtlichen herrscht eine familiäre Atmosphäre. „Man kann sich gut austauschen und am Ende stellt man ja auch ein wirklich tolles Turnier auf die Beine“, findet Stempniak.

Cafeteria ist der Rückzugsort für alle Ehrenamtlichen

Der Rückzugsort der Helferinnen und Helfer ist die Cafeteria im Mehrzweckbereich unterhalb der eigentlichen Westenergie-Sporthalle. „Das ist unser Ballsaal“, lacht Irene Stempniak. „Das sind Räumlichkeiten, wo man mal ein bisschen relaxen kann, ohne sich direkt auf der Pelle zu sitzen.“ Zwischen 14 und 16 Uhr gibt es dort für alle Ehrenamtlichen ein warmes Essen.

Die Cafeteria ist ihr „Ballsaal“: Irene Stempniak bei der Essens- und Getränkeausgabe für ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.
Die Cafeteria ist ihr „Ballsaal“: Irene Stempniak bei der Essens- und Getränkeausgabe für ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. © NRZ | Johannes Kruck

„Das ist wichtig und das muss auch sein, denn ich bin längst nicht die einzige, die von morgens bis abends hier ist“, betont die Mülheimerin. Damit die ehrenamtliche Arbeit zumindest nicht ganz umsonst ist.

Viele Eigengewächse des 1. BV Mülheim schlagen bei den German Open auf

Und wer weiß: Unter Umständen stehen die kleinen Helfer von heute später selbst auf dem Feld. Wie in diesem Jahr die BVM-Eigengewächse Cara Siebrecht, Jarne Schlevoigt oder die mittlerweile gewechselte Julia Meyer. „Mama Meyer kommt uns aber immer noch unterstützen“, freut sich Irene Stempniak.

Auch im kommenden Jahr wird sie sich zwischen Ende Februar und Anfang März wieder eine Woche frei nehmen. Weil es Spaß macht. „Sonst würde ich es nicht machen.“

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