Mülheim. Der HTC Uhlenhorst steckt im Umbruch, hat aber große Ziele. Welche drei Säulen wichtig sind und warum Krefeld kein dauerhafter Konkurrent ist.
Zwei Wochen nach dem Ende der Feldhockey-Europameisterschaften in Mönchengladbach startet die Bundesliga in die neue Saison. Mit dabei sind die beiden Mannschaften des HTC Uhlenhorst.
Vor den Auftaktspielen der Herren beim Gladbacher HTC und der Damen beim Club Raffelberg (beide Sonntag, 12 Uhr) sprach Maximilian Lazar mit dem 1. Vorsitzenden Hanns-Peter Windfeder und mit Hockeywart Christoph Möltgen über die Ziele für die Saison, Unterschiede zu den anderen Vereinen und die Zukunft des HTC Uhlenhorst.
Das Herrenteam ist in der vergangenen Saison hinter den eigenen Möglichkeiten geblieben. Mit welcher Zielvorgabe geht die Mannschaft in die neue Saison?
Christoph Möltgen: Wir wollen eine bessere Saison spielen als die vergangene es war, das Minimum sollte das Viertelfinale sein. Wenn alle gesund bleiben, ist die Teilnahme am Final Four realistisch.
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Die Zahl der Verletzungen war in der vergangenen Saison groß. Was macht Hoffnung, dass sich das bessert?
Hanns-Peter Windfeder: Es waren viele individuelle Verletzungen, die mit dem Training nichts zu tun hatten. Es war viel Pech dabei. Ich hoffe, dass etwas Normalität einkehrt.
Möltgen: Wir haben das Athletiktraining umgestellt, in diesem Bereich so viel gearbeitet wie noch nie. Vor allem haben wir auch angefangen in der Jugend in diesem Bereich mehr zu machen, um die Jungs besser vorzubereiten
Andere Vereine verstärken sich immer wieder mit Spielern von Außen. Das ist am Uhlenhorst anders. Ist das auch das Modell der Zukunft?
Windfeder: Unser Gesamtkonzept sieht vor, dass wir mit der Jugend erfolgreich sind. Das ist der Uhlenhorster Weg, wir können es uns nicht leisten, Spieler von Außen zu kaufen. Das Gehalt von Gonzalo Peillat in Mannheim ist so groß wie unser gesamtes Jugendbudget. Wir müssen auf die Jungs und Mädels bauen, die aus der U16 und U18 kommen und die Eule im Herzen haben. Das ist kein leichter Weg, der nicht immer erfolgreich ist.
Möltgen: Wenn es gut läuft, kommen ein, zwei, vielleicht mal drei Talente hoch, die den Sprung schaffen.
Welche Rolle spielen dabei die Trainer?
Windfeder: Deren Aufgabe ist es nicht nur, die Mannschaft nach vorne zu treiben, sondern auch die einzelnen Spielerinnen und Spieler zu entwickeln. Und das machen sie auch, das muss man auch mal würdigen. All die Aufgaben, eine Spielerin oder einen Spieler taktisch, geistig, technisch und athletisch nach vorne zu bringen macht bei uns ein Staff, der nicht üppig ist.
Wie steht es um die Durchlässigkeit von der Jugend zu den Erwachsenen?
Windfeder: Die Verzahnung ist so eng es geht. Die Trainer der Bundesligateams oder auch Spieler trainieren teilweise die Nachwuchsmannschaften und sind da immer im Austausch
Möltgen: Ich hab den Eindruck, dass wir da viel besser geworden sind, auch in der Abstimmung und was die Belastungssteuerung angeht.
Der Nachwuchs ist das Eine, aber was braucht es noch, um mit der Konkurrenz mithalten zu können?
Windfeder: Die Rahmenbedingungen sind nicht mehr, wie sie sein sollten. Wir hatten damals als erster Verein einen Kunstrasenplatz, davon hat unsere Goldene Generation profitiert. Wir müssen die Bedingungen so verändern, dass die Top-Talente zu uns kommen, weil sie bei uns die Top-Trainingsbedingungen haben.
Das ist sicherlich auch eine finanzielle Frage, oder?
Windfeder: Drei Dinge sind wichtig. Die Trainer, die Rahmenbedingungen und die Finanzen. Wir sind mit rund 40 mittelständigen Partnern, die uns sehr gut unterstützen unterwegs. Was uns aber fehlt ist der eine, große Partner, der uns fünf Jahre Planungssicherheit gibt. Wir hatten das vor wenigen Jahren, am Ende waren wir zwei Mal in Folge deutscher Meister und einmal Vizemeister.
Bei den Europameisterschaften standen zuletzt vier Uhlenhorster im Herrenkader. Schaut man dagegen auf das Damenteam, so gelingt es zwar immer wieder, gute Spielerinnen in der Bundesliga zu etablieren, diese verlassen dann aber den Verein. Woran liegt das?
Windfeder: Alle EM-Spieler haben bei uns angefangen, Thilo Stralkowski als Trainer der Herren lebt den Uhlenhorster Weg vor, er war auch immer hier bei uns. Bei den Damen ist das völlig anders. Da haben Ausbildung und Studium einen höheren Stellenwert. Hockey ist da nicht so entscheidend. Wenn sie einen Studiengang in Hamburg finden, dann gehen sie dorthin und suchen dann einen Hockeyverein. Ohne die Abgänge die wir hatten, würde die Mannschaft Chancen auf das FinalFour haben. Die Jungs wollen hier Hockeyspielen und suchen sich dann ein Studium in der Umgebung, das vielleicht auch mal nur zu 90 Prozent ihren Erwartungen entspricht. Ich habe aber die Hoffnung, dass das bei den Mädels, die jetzt in der U16 und der U18 sind anders ist.
Es wird gerade viel über den Leistungsgedanken im Nachwuchssport diskutiert. Wie wirkt sich das auf das Hockey aus?
Windfeder: Viele Vereine in der Umgebung betreiben nur noch Breitensport, da ist es viel schwerer, Talente rauszuziehen.
Möltgen: Wenn die erst in der U14 zu uns kommen, ist es meistens schon zu spät. Spätestens in der U12 müssen sie wechseln, um die richtige Ausbildung zu bekommen.
Windfeder: Im Fußball ist ja völlig normal, dass die Top-Talente in großen Vereinen spielen. Gerade im Westdeutschen Hockeyverband wehren sich viele dagegen. Wir müssen dringend dahin kommen, die Talente die wir haben, in einem Verein zusammenzubringen und zu fördern.
Möltgen: In allen anderen Landesverbänden ist das schon so. In Baden-Württemberg werden Kinder und Jugendliche 150 Kilometer zum Training gefahren, um beim Mannheimer HC zu trainieren. Deshalb sind die anderen Verbände mittlerweile auch erfolgreicher.
Welche Rolle spielen dabei die Familien?
Windfeder: Für uns ist es wichtig, dass die ganze Familie dabei ist. Es macht einen Riesenunterschied, ob ein Kind zwei oder drei Mal in der Woche trainiert. Hinzu kommt, dass wir in der Schule ja mittlerweile vom Kurzsprung und nicht mehr vom Weitsprung sprechen. In den Vereinen sollen wir dann aber vermitteln, dass es um Leistung geht. Unsere Erfahrung zeigt übrigens, dass es auch den Kindern viel mehr Spaß macht, wenn es Leistung geht.
Kommen wir zurück zu den Bundesligamannschaften. Die Damen stecken wieder einmal um Umbruch. Was macht Hoffnung auf den Klassenerhalt?
Windfeder: Der Spirit, der in der A-Jugend steckt, gibt mir Hoffnung. Die Mannschaft hat sich super gefunden, auch mit den erfahreneren Spielerinnen. Für uns ist es aber in erster Linie wichtig, die Entwicklung der Mannschaft zu sehen.
Könnte ein Abstieg dahingehend nicht sogar eine Chance sein? Gerade mit Blick darauf, dass es nur wenige Mannschaften gibt, gegen die Uhlenhorst das Spiel kontrollieren und gestalten muss?
Möltgen: Ein Abstieg kann, muss aber keine Chance sein. Natürlich hilft es, wenn man mehr gewinnt, als man verliert.
Windfeder: Als Trainer spielt man aber natürlich gegen den UHC Hamburg oder Mannheim. Dann sehe ich, wie sich die Mannschaft entwickelt, sie lernt taktisches Verhalten und Raumdeckung. Aber klar, es ist dann schwieriger, sich Chancen herauszuspielen und Ecken rauszuholen.
Der Sturm ist seit einigen Jahren das größte Problem. GIbt es Hoffnung auf Besserung?
Möltgen: Es kommen zwei, drei Spielerinnen im Frühjahr aus der Jugend, die jetzt schon richtig gut sind, da bekommen wir noch einmal einen neuen Boost. Sowohl quantitativ, als auch qualitativ.
Die Damen starten in Raffelberg, einem lokalen Konkurrenten. Bei den Herren schaffte Krefeld als Aufsteiger in der vergangenen Saison direkt den Sprung in die Play-offs. Wächst dort ein neuer Konkurrent heran?
Möltgen: Stand jetzt, sind sie ein ernstzunehmender Konkurrent, aber ich glaube nicht, dass das mittelfristig so sein wird.
Windfeder: Niklas Wellen ist zurück aus den Niederlanden und sein Vater Dirk macht das für ihn. Die haben sich noch einmal verstärkt. Aktuell sind sie ein Konkurrent, aber ich glaube da wächst auf lange Sicht kein Konkurrent heran. Das ist in Köln anders, wo das Geld bei den Damen in die Nachwuchsarbeit gesteckt wird. Da kommt einiges hoch.
Was wollen Sie mit Blick auf die Bundesligamannschaften noch verändern?
Windfeder: Wir möchten einen Sportdirektor einstellen, der sich um die beiden Mannschaften kümmert. Diese Entwicklung brauchen wir, aber wir müssen sie auch bezahlen können. Der ganze Klub ist im Umbruch, wenn alles klappt, stehen wir in fünf Jahren ganz anders da.
Abschließend die Frage: Wenn wir in einem Jahr sprechen, auf was für eine Saison blicken wir zurück?
Windfeder: Die vergangene Saison hat die Herrenmannschaft sehr gewurmt und ich teile ihre Ziele, die Endrunde erreichen zu wollen. Bei den Damen würde ich mich freuen, wenn sich die Mannschaft entwickelt und alle bleiben, weil sie das Projekt Uhlenhorster Damen gemeinsam fortführen wollen.