Mülheim. Als Jugendlicher floh Ibrahim aus Syrien – der Fußball half ihm bei der Integration. Nun trifft er mit dem 1. FC Mülheim auf Ex-Klub Rot-Weiss.
Vor dem Krieg in Syrien floh Abdulrahman Ibrahim nach Deutschland. Dem Fußball verdankt der 24-Jährige eine Menge. Mittlerweile steht er wieder für seinen ersten deutschen Verein zwischen den Pfosten und trifft am Freitagabend auf den Klub, bei dem er die letzten fünf Jahre verbrachte.
Mit dem Aufsteiger 1. FC Mülheim gastiert der Schlussmann im Derby am Freitag um 20 Uhr bei seinem Ex-Klub SV Rot-Weiss Mülheim. „Ich bin auf jeden Fall sehr, sehr motiviert“, sagt Ibrahim vor dem Wiedersehen mit seinen ehemaligen Teamkollegen. „Ich hoffe auf ein faires Spiel und dass der Bessere gewinnt“, so der Keeper.
Über die Kreisliga C in die erste Mannschaft von Rot-Weiss Mülheim
2018 stand er zunächst in der Kreisliga C in der dritten RWM-Mannschaft im Tor, schaffte aber in den letzten drei Saisonspielen den Sprung in die Bezirksliga-Elf. 29-mal stand er seitdem zwischen den Pfosten der Eppinghofer.
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Seit der Verpflichtung von Maurice Riehle war er aber nur noch die Nummer zwei. „Ich habe dann mit dem Sportlichen Leiter Thorsten Ketzer gesprochen und er hat mir klar gesagt, dass Maurice auf jeden Fall im Tor bleibt – dann war klar, dass ich wechseln werde“, beschreibt der Keeper seine Beweggründe.
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Angebote aus Essen-West und von Alemannia Essen schlug er aus und entschied sich für seinen Favoriten: den 1. FC Mülheim. „Das war mein erster Verein in der B-Jugend, nachdem ich nach Deutschland gekommen bin“, erklärt der gebürtige Syrer.
Familie hatte in Syrien keine Zukunft mehr
„Wir hatten dort keine Zukunft mehr“, sagt der 24-Jährige über sein Heimatland und ergänzt: „Ich habe dort auf jeden Fall sehr viel erlebt“. Der Vater brachte die Familie schließlich nach Deutschland. „Der Fußball hat mir auf jeden Fall geholfen, dadurch habe ich gute Freunde gefunden und auch Deutsch gelernt. Ich musste mich anstrengen, um mit den anderen Jungs kommunizieren zu können“, sagt Ibrahim.
Mittlerweile hat er eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann abgeschlossen und besitzt den deutschen Pass. Aus Mülheim möchte er aktuell überhaupt nicht weg. „Ich bin hier auf jeden Fall zufrieden, Mülheim ist meine Stadt seitdem ich hier bin.“
Zweiter Anlauf des Torwarts beim Traditionsverein in Styrum
Der Fußball ist und bleibt sein Leben, wenngleich es auf seiner ersten Station im neuen Heimatland nicht lange funktionierte. Nachdem die jungen Löwen damals den Aufstieg in die Leistungsklasse verpassten, löste sich die Mannschaft auf und Ibrahim wechselte zum VfB Speldorf.
Nun nimmt er an der Moritzstraße einen zweiten Anlauf. Keinen leichten, denn zu den zahlreichen Neuzugängen beim Bezirksliga-Aufsteiger gehörten noch zwei weitere Torhüter. Auf Lukas Schmidt muss der 1. FC allerdings noch bis Ende September verzichten, da der Neuzugang vom SV Wanheim beruflich in Frankfurt engagiert ist.
Verteilte Rollen im Tor des Aufsteigers 1. FC Mülheim
Im ersten Spiel stand Ibrahim im Tor, danach zweimal Kerem-Ali Temur (neu von Alemannia Essen) – zuletzt durfte sogar Routinier Patrick Renning beginnen, der mittlerweile aber eher die Rolle des Torwarttrainers eingenommen hat. Der 42-Jährige musste dann auch früh wieder ausgewechselt werden – und wurde durch Ibrahim ersetzt, der auch am Freitag im Tor stehen wird.
„Der Trainer hat ganz klar gesagt, dass es keine richtige Nummer eins gibt“, sagt Ibrahim. Ergin Yeter sehe beide auf Augenhöhe. „Ich werde mich natürlich im Training immer anstrengen, damit ich spiele“, sagt Abdulrahman Ibrahim.
Was der Schlussmann über seinen Ex-Klub Rot-Weiss Mülheim sagt
Mit seinem Nachfolger im RWM-Tor, Maurice Riehle, hat der Keeper nach wie vor Kontakt. „Wir haben die Tage noch geschrieben und uns gegenseitig ein bisschen gestichelt“, grinst Ibrahim. Auch mit Spielern wie Jamal Braida oder dem aktuell verletzten Pierre Hirtz hat der Torwart noch regelmäßigen Kontakt. „Das sind alles coole Jungs bei Rot-Weiss und ich bin mit ihnen im Guten auseinandergegangen“, betont er.
Dass sein Ex-Team mit vier Niederlagen gestartet ist, tut ihm leid. „Ich weiß, dass sie es schwer haben, weil zwei Spieler einen Kreuzbandriss haben“, sagt er. Rücksicht nehmen will er darauf am Freitagabend aber nicht: „Ich hoffe auf jeden Fall, dass wir gewinnen, und traue uns das auch zu. Wir haben eine sehr gute Mannschaft.“
Keeper des 1. FC Mülheim sicher: „Wir werden mit dem Abstieg nichts zu tun haben“
In den Augen des 24-Jährigen hätten die Löwen schon ein paar Punkte mehr holen können als die drei aus dem Sieg über Vogelheim. „Oft hätten wir eigentlich einen Punkt verdient gehabt“, findet er. Mit Marco Olivieri und Yasin Gümüs sind jetzt wichtige Spieler wieder dabei. „Jetzt haben wir gute Alternativen, um auch ausfälle kompensieren zu können. Außerdem haben wir Michael Siminenko – der kann jedes Spiel locker zwei oder drei Tore machen, ihm trauen wir alles zu.“
Unter dem Strich kann das für den Schlussmann nur eines bedeuten: „Wir werden mit dem Abstieg nichts zu tun haben.“