Mülheim. Zuletzt spielte mit dem 1. FC Mülheim im Jahr 1976 eine Mannschaft im bezahlten Fußball. Wäre das heute überhaupt noch möglich? Wenn ja, wie?

Der 1. FC Mülheim stieg 1976 aus der zweiten Liga ab – es war das bisher letzte Mal, dass eine Mannschaft aus dieser Stadt im bezahlten Fußball unterwegs war. 53 Jahre später ist der Mülheimer FC 97 als Oberligist der höchstspielende Verein aus der Ruhrstadt. Mittlerweile wird auch in dieser Liga nicht wenig Geld bezahlt, auch in Landes- und Bezirksliga spielen die Finanzen eine große Rolle.

Der Schritt zum Profifußball ist aber noch einmal ein großer. Wäre es in einer Stadt wie Mülheim heute überhaupt noch möglich, in der Regionalliga oder gar der dritten Liga Fuß zu fassen? Ja – aber dafür müsste sich einiges ändern.

14 Mülheimer Vereine im Spielbetrieb – oft von einzelnen Geldgebern abhängig

16 Fußballvereine gibt es derzeit in Mülheim, 14 davon nehmen am Spielbetrieb teil. Für eine Stadt mit rund 170.000 Einwohner ist das viel. Zu viel, um sich in einer höheren Liga zu etablieren? Klar ist, es gibt in Mülheim viele talentierte und gute Fußballer, die sicherlich das Niveau haben, in der Oberliga zu spielen. Aber: Aktuell sind sie auf viele Vereine verteilt. Logisch, denn jeder Klub möchte das für sich beste Ergebnis erzielen, kämpft um Mitglieder und Sponsoren. Da macht es schon einen Unterschied ob ein Verein in der Kreisliga B oder A, in der Bezirks- oder Landesliga spielt.

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Damit einher geht aber auch eine Konkurrenz innerhalb der Stadt, die es schwierig macht, einen Klub in einer höheren Liga zu etablieren. Bestes Beispiel: Der VfB Speldorf spielte zwischen 2005 und 2019 insgesamt elf Jahre in der NRW- und Oberliga. Aber: Er war dabei abhängig von einzelnen Geldgebern. Als sich zuletzt der als „Sonnengott“ bekannte Frank Linnecke zurückzog, ging es für den Klub bergab – bis in die Bezirksliga.

Velbert macht es vor – SSVg spielt künftig Regionalliga

Ein breites Fundament an Sponsoren wäre ein Schlüssel, um langfristig zu wachsen und dann auch einmal die Regionalliga anzugreifen. Denn was in einer Stadt wie Velbert, die gerade einmal rund 85.000 Einwohner hat, mit der SSVg gelingt, sollte doch auch in Mülheim möglich sein.

Was sie in Velbert aber anders machen ist die Tatsache, dass die Vereine mit- statt gegeneinander arbeiten. Mit der SSVg, dem SC und dem TVD spielten phasenweise drei Vereine in der Oberliga – der TVD sogar genau wie die SSVg in der Spitzengruppe. Vor allem zwischen diesen beiden Vereinen ist von Neid und Missgunst wenig bis gar nichts zu hören.

Die SSVg Velbert bereitet sich auf die Saison in der Regionalliga vor.
Die SSVg Velbert bereitet sich auf die Saison in der Regionalliga vor. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Im Gegenteil, es wird regelrecht zusammengearbeitet, Spieler wechseln hin und her, können sich auf entsprechendem Leistungsniveau entwickeln. Natürlich kommt es auch mal zu Unstimmigkeiten – im Großen und Ganzen läuft das Nebeneinander aber geräuschlos ab.

Konkurrenz um die Vormachtstellung in Mülheim

Auch in Mülheim gibt es Transfers zwischen den Vereinen – es hat aber nicht den Eindruck, als würde damit gezielt ein Verein gestärkt werden, um das Aushängeschild der Stadt zu werden. Stattdessen konkurrieren Klubs wie der Mülheimer FC 97, der VfB Speldorf, Blau-Weiß Mintard und auch der Mülheimer SV 07 um, die Vormachtstellung.

Würde in Mülheim an einem Strang gezogen werden und würden es sich die Vereine gemeinsam auf die Fahnen schreiben, einen Klub – möglicherweise auch unter einem ganz neuen Namen als eine Art Stadtauswahl – zu unterstützen, wäre auch hier die Chance gegeben, sich in einer höheren Liga zu etablieren.

Die äußeren Bedingungen in Mülheim würden passen

Mit dem Ruhrstadion steht eine traditionsreiche und angemessene Spielstätte bereit. Klubs wie Alemannia Aachen, Rot-Weiß Oberhausen oder auch der Wuppertaler SV würden sich auch als Gegner eines Mülheimer Klubs gut machen.

Diese Aufmerksamkeit würde dann vielleicht auch eines der großen Unternehmen der Stadt ermutigen, das Projekt zu unterstützen. Denn klar ist auch: Die Bereitschaft der Vereine allein, diesen Weg zu gehen, würde nicht ausreichen. Es braucht auch viel Geld und Ausdauer. Dann aber könnte es gelingen – 53 Jahre nach dem 1. FC Mülheim wieder einen Verein im bezahlten Fußball zu etablieren.