Mülheim. Vor dem Neulingslehrgang erzählen zwei Mülheimer, was sie an der Rolle des Schiedsrichters reizt und wie sie neue Talente gewinnen wollen.

Devon Spliedt steht vor einem großen Jubiläum. Mit nur 32 Jahren absolviert der Mülheimer am Sonntag sein 500. Spiel. Allerdings nicht als aktiver Spieler, sondern als Schiedsrichter. Warum er und sein Kollege Marco Becker nie ans Aufhören dachten und was beide an der Rolle des Unparteiischen reizt.

„Pfeift ihr heute?“, fragt Speldorfs Sportlicher Leiter Kevin aus der Wieschen, als er Becker und Spliedt auf der Terrasse des VfB sitzen sieht. Beide schütteln mit dem Kopf. „Na Gott sei Dank“, lacht Aus der Wieschen. Marco Becker nimmt es mit Humor: „Wegen solcher Kommentare hält es manche davon ab.“

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Aber im Ernst: Sprüche mussten sich die beiden Unparteiischen schon genügend anhören, haben aber nie einen Gedanken daran verschwendet, die Pfeife an den Nagel zu hängen. Der 24-jährige Becker pfeift mittlerweile immerhin in der Landesliga. „Man kann unheimlich viel dadurch lernen. Wenn ich bedenke, wie viele Referate ich schon vortragen musste, hat mich das unheimlich weitergebracht“, sagt der Referee.

Schiedsrichter-Rolle trägt zur Weiterentwicklung bei

Auch der Umgang mit zum Teil deutlich älteren Spielern trägt zur Weiterentwicklung bei, genau wie die Notwendigkeit, sich selbst zu organisieren. Ebenso in Sachen Körpersprache können Schiedsrichter für andere Bereiche etwas mitnehmen. „Wenn man wie ein Hampelmann auf dem Platz steht, wird man nicht ernst genommen“, sagt Becker.

All das sollte aber nicht das Hauptmotiv sein, findet Landesliga-Schiedsrichter. „Sondern eher der Spaß am Fußball und die Motivation, regelmäßig auf dem Platz zu stehen“, betont Marco Becker. Das Rausfahren im Team, sich gemeinsam im Gespann einzustimmen, reize ihn besonders. Diesen Teamgedanken wollen Becker, Spliedt und Sven Terwolbek (31) in Zukunft noch weiter fördern.

Neues Team kümmert sich um die Jungschiedsrichter

Gemeinsam fungieren sie seit Kurzem als Referenten für die Mülheimer Jungschiedsrichter. Zwölf Unparteiische unter 18 Jahren gibt es aktuell. „Das ist auf jeden Fall ausbaufähig“, sagt Becker – und hofft wie seine beiden Mitstreiter auf Neuzugänge. Mit privaten Aktionen soll der Teamgedanke unter den Schiris weiter gestärkt werden. „Wir wollen kein zwölfter Mann sein, sondern wie eine weitere Mannschaft in Mülheim“, betont Devon Spliedt.

Wolfgang Müller ist auch in den kommenden drei Jahren der Mülheimer Schiedsrichter-Obmann.
Wolfgang Müller ist auch in den kommenden drei Jahren der Mülheimer Schiedsrichter-Obmann. © Fotopool, Jakob Studnar, | Jakob Studnar

Wer den Neulingslehrgang erfolgreich bestritten hat, bekommt in Mülheim noch einmal eine technische Einweisung, ehe es mit einem Spiel in der D- oder C-Jugend losgehen kann. „Am Anfang ist man ziemlich überfordert“, weiß Marco Becker noch aus Erinnerung. Alleine sind die Jungschiedsrichter aber nie, Sie werden von einem Paten begleitet, der schon im Vorfeld Kontakt aufnimmt. Talentierte Referees werden auch besonders gecoacht. „Früher gab es sogar einen Förderkader“, berichtet Mülheims Schiedsrichterobmann Wolfgang Müller.

Ausrüstung, Beitragsfreiheit und zusätzliches Taschengeld als Anreiz

Neulingslehrgang vom 12. bis 14. April in Duisburg

Der nächste Neulingslehrgang des Fußballverbandes Niederrhein findet vom 12. bis 14. April (mit Übernachtung) in der Sportschule Wedau statt. „Der Lehrgang ist für Jungschiedsrichter einzigartig“, sagt Mülheims Obmann Wolfgang Müller.

Vor der Pandemie waren immer weit über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei. Die Anmeldung läuft bis zum 5.April.

In den Herbstferien ist ein extra Lehrgang für Mädchen und Frauen geplant.

Der Heimatverein stellt die Grundausrüstung, zudem sind Schiedsrichter beitragsfrei und kommen kostenlos ins Stadion. „Manche machen es natürlich auch, um ihr Taschengeld aufzubessern“, weiß Müller. Einer seiner Jung-Referees finanziere sich gerade einen Führerschein durch die Schiedsrichterei. „Ich habe mir damals mein Iphone dadurch zusammengespart“, erzählt Marco Becker.

Auch als junger Schiedsrichter – das betonen Becker wie Spliedt – ist es möglich, schon gute Spiele zu pfeifen. „Ich habe mal beim Speldorfer U11-Cup Bayern gegen Dortmund gepfiffen, das ist doch ein echtes Highlight“, sagt er. „Man hat schnell die Möglichkeit, in der Niederrheinliga oder sogar der C-Jugend-Regionalliga zu pfeifen“, sagt Marco Becker.

Stadtmeisterschaft vor über 1000 Zuschauern war das Highlight

Sein Highlight war mit Sicherheit der Einsatz bei der Mülheimer Hallenstadtmeisterschaft vor über 1000 Zuschauern. „Die Atmosphäre ist einfach richtig gut, da hatte ich zum ersten Mal einen Gänsehautmoment.“