Mülheim. Lance David Arnold fuhr schon zahlreiche 24-Stunden-Rennen, am Nürburgring, in Spa oder in Dubai. Doch das Highlight stand am Wochenende an

Auch wenn Lance David Arnold erst zu Beginn des Jahres 2020 an die Ruhr gezogen ist, war der gebürtige Duisburger mit dem Herzen schon Mülheimer, seitdem er sechs Jahre alt ist. Denn damals hatte der heute 35-Jährige seine erste Berührung mit dem Go-Kart – beim AC Mülheim auf einem abgesperrten Parkplatz.

„Damals bin ich, nachdem ich ausgestiegen bin, weinend weggerannt“, erinnert sich der heute professionelle Rennfahrer lachend an seine ersten Kurven. Direkt aufgeben, wollte Arnold aber nicht, er setzte sich noch einmal ins Go-Kart und schon war es um ihn geschehen.

„Ab da war ich dann infiziert. So ist es im Motorsport. Wenn du einmal Blut geleckt hast, kommst du da nicht mehr raus“, sagt Arnold, der seitdem Mitglied und mit dem AC Mülheim tief verwurzelt ist.

AC Mülheims Lance David Arnold war schon mit Mika Häkkinen in Asien

Samstag für Samstag stand von da an Training auf dem Programm, erst fuhr Arnold Slalom, später Rundstrecken. Sein Talent war schnell ersichtlich, mit 16 Jahren wechselte er in den Automobilsport, fuhr Touren- und Formel-Wagen. Mit der Volljährigkeit kamen aber leise Zweifel auf, Arnold wollte eigentlich mit dem Rennsport aufhören, die finanzielle Belastung war zu groß.

„Doch dann hatte ich Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Ich bekam eine Anfrage von Porsche für eine Junior-Sichtung. Die konnte ich gewinnen, das war mein Karrierestart. Seitdem bin ich professioneller Rennfahrer“, sagt Arnold.

Viele Stunden fuhr Lance David Arnold beim 24 Stunden Rennen von Le Mans durch die Nacht.
Viele Stunden fuhr Lance David Arnold beim 24 Stunden Rennen von Le Mans durch die Nacht. © Arnold

Sein Fleiß und sein Können führten ihn immer weiter hinauf auf der Karriereleiter. Arnold war in den vergangenen 14 Jahren viel als Werksfahrer für Porsche und für Mercedes aktiv, durfte gemeinsam mit dem ehemaligen Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen in Asien rennen fahren, nahm bereits circa 25 24-Stunden-Rennen teil, auf dem Nürburgring, wo sein bestes Ergebnis ein zweiter Platz ist, in Spa oder auch in Dubai.

„Ich war bis auf Russland und Australien schon überall. Der Sport hat mir viel ermöglicht. Aber es ist auch Leistungssport. Machst du da einen Fehler, bist du raus, vor allem wenn du noch kein Werksfahrer bist. Wenn du das geschafft hast, hast du eine andere Sicherheit, dann steht eine Firma hinter dir“, so Arnold.

Der „Le-Mans-Zirkel“ ist eng

Dass der Mülheimer beim World Cup 2011 im Porsche unter 95 Fahrern von der ganzen Welt auf der Nordschleife den dritten Rang erreichte, und im Supercup auf der Stadt-Strecke in Monaco fuhr, bezeichnete er bis zum vergangenen Wochenende noch als seine Karrierehighlights. Doch nun ist ein anderes Rennen an die gleiche Position gerückt: Die 24-Stunden von Le Mans. „Le Mans ist geschichtsträchtig. Es ist ein Rennen, bei dem ich schon als kleines Kind mitgefiebert habe. Ich finde, es muss in der Vita stehen“, so Arnold.

Immer wieder fragte der Mülheimer an, ob ein Platz in einem Team frei wäre, immer wieder kassierte er Absagen. Der von ihm sogenannte „Le-Mans-Zirkel“ ist eng. Als er schon gar nicht mehr damit rechnete, kam im Juni aber doch die Anfrage. „Das war mega für mich. Es war zwar sehr kurzfristig, aber ich dachte mir: geil, mein Traum geht in Erfüllung“, sagt Arnold.

Einen 75 Jahre alten Amateurfahrer im Team

Am Wochenende war es dann endlich soweit. Arnold stellte sich der Aufgabe und lebte seinen Traum. In einem ihm unbekannten Auto, auf einer Strecke, die er nur vom Simulator kannte, musste er im Porsche 911 RSR des Teams Dempsey Proton Competition in der Klasse AM gemeinsam mit seinen Teamkollegen Julien Andlauer und Amateurfahrer Dominique Bastien direkt funktionieren.

„Da begann die Reise Le Mans und ich habe gemerkt, dass ich es unterschätzt habe. Es ist auf eine Landstraße mit Bodenwellen, die man gar nicht sieht. Die Strecke ist super eng, man hat 292 km/h drauf und kein ABS- Da habe ich gemerkt, dass es richtiger Erwachsenensport ist“, so Arnold, dessen Team es aber tatsächlich schaffte, die Pole-Position zu erreichen und 22 andere Mannschaften hinter sich zu lassen.

Am Ende reichte es für Lance David Arnold beim 24 Stunden Rennen von Le Mans f+r den 13. Rang.
Am Ende reichte es für Lance David Arnold beim 24 Stunden Rennen von Le Mans f+r den 13. Rang. © Arnold

„Man hat in der AMG-Klasse allerdings immer einen Amateur-Gentleman dabei. Das war bei uns Dominique Bastien. Klar müssen die beiden Profis einen sauberen Job machen. Aber man ist abhängig vom Amateur. Und Dominique ist 75, war eigentlich zu langsam, und wollte nachts nicht fahren“, so Arnold, der sich die Nachtschicht daher nur mit Julien Andlauer teilen musste.

„Ich bin insgesamt neun Stunden gefahren. Ich bin morgens um acht, neun Uhr aus dem Auto gestiegen. Da hatte ich überall Schmerzen. Das Rennen ging aber bis 16 Uhr. Es mein erstes 24-Stunden-Rennen, bei dem ich überhaupt nicht geschlafen habe, weil ich so aufgeregt war“, sagt Arnold.

Herausgesprungen ist am Ende Rang 13, ein Plattfuß nach dem Verlassen der Box und ein gebrochener Dämpfer verhinderten eine Platzierung unter den ersten zehn. Arnold: „Das Wichtigste war aber für mich die Zielflagge zu sehen und meine Visitenkarte abzugeben. Es war mein Traum, die Königsdisziplin des Sports. Und dann ist man da, saugt alles auf und schon ist es vorbei. Fakt ist, dass ich noch einmal dahin muss.“

Lance David Arnold hat also Blut geleckt – wie damals mit sechs Jahren beim AC Mülheim.

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