Amstelveen. Die Mülheimerin Maike Schaunig machte eine starke Partie, die Niederländerinnen waren aber noch besser und holten auch bei den Frauen den Titel.

Die Vorfreude auf diese Partie war Maike Schaunig beim Singen der Nationalhymne vor dem Finale der Europameisterschaft gegen die Niederlande ins Gesicht geschrieben. Mit einem Lächeln ging die Mülheimer Kapitänin in ihren ganz persönlichen Saisonhöhepunkt, gehört sie bei Olympia doch „nur“ zum erweiterten Kader und wird daher vermutlich nicht auf dem Feld mitwirken. Doch das war an diesem Sonntagmittag vor 3000 Zuschauern, die mit Klatschpappen für eine super Stimmung sorgten, Zukunftsmusik.

Das EM-Finale begann direkt mit einem Kracher. Bei ihrem ersten Angriff nach 20 Sekunden setzten sich die Niederländerinnen sofort im Zentrum durch und kamen zu einer großen Chance. Deutschlands Torhüterin Julia Sonntag war jedoch ebenso auf den Punkt hellwach und verhinderte den ganz frühen Rückstand.

Julia Sonntag verhindert den frühen Rückstand

Diesen frühen Warnschuss hätte es gar nicht gebraucht, um Respekt vor der Qualität der Gastgeberinnen zu haben. Deutschland präsentierte sich daraufhin lauernd. Die Defensivarbeit stand im Fokus. Nach Ballgewinn sollte es dann blitzschnell nach vorne gehen. Das gelang in den ersten zehn Minuten allerdings nicht. Die Niederländerinnen fanden aber auch keine Lücken in der deutschen Defensive, auch nicht, als Lena Micheel mit der grünen Karte für zwei Minuten vom Platz musste.

Beiden Teams war anzumerken, dass sie keineswegs einem Rückstand hinterherlaufen wollten. Zwei Minuten vor Ablauf des ersten Viertels, bekamen die Niederländerinnen ihre erste Strafecke zugesprochen. Es wurde gefährlich, doch Julia Sonntag glänzte mit gleich drei Abwehraktionen hintereinander, sodass es beim 0:0 im ersten Viertel blieb.

Maike Schaunig leitet die erste gute offensive Phase Deutschlands ein

Auch die zweite Strafecke des Spiels gehörte den Niederländerinnen. Nach drei Minuten im zweiten Viertel stellten sich die Gastgeberinnen auf – und nutzten die Chance zur 1:0 Führung. Nach einer guten Kombination brauchte Marloes Keetels nur noch den Schläger hinzuhalten, um den Ball ins Tor zu blocken.

Das deutsche Team tat sich weiterhin schwer, offensiv in Erscheinung zu treten – bis Maike Schaunig mit nach vorne rückte, gefährliches Spiel der Niederländerinnen provozierte und so die erste deutsche Strafecke herausholte. Eine Niederländerin fälschte die mit dem Körper ab, die folgenden Strafecken Nummer zwei und drei brachten aber nichts ein.

Die Niederländerinnen waren zu stark für die deutschen Hockey-Damen. Hier Margot van Geffen (l-r) und die Deutschen Lena Micheel und Anne Schöder in Aktion.
Die Niederländerinnen waren zu stark für die deutschen Hockey-Damen. Hier Margot van Geffen (l-r) und die Deutschen Lena Micheel und Anne Schöder in Aktion. © dpa | Frank Uijlenbroek

Dennoch war es ein Zeichen dafür, dass Deutschland nun auch offensiv mutig auftrat. Kira Horn holte die nächste Strafecke heraus, die jedoch ebenfalls nichts einbrachte. Die Niederländerinnen ließen das deutsche Team kommen, konzentrierten sich in dieser Phase komplett aufs Verteidigen, um am Ende der ersten Hälfte doch noch zweimal gefährlich vorm deutschen Tor aufzutauchen – einmal nach einer Strafecke, einmal nach einer Hereingabe von links, die Schaunig aus der Gefahrenzone schlug.

Die Niederlande verteidigt stark

Mit der Hypothek des knappen Rückstands ging es für die deutschen Damen in die zweite Hälfte. Zu Beginn dieser wurde eine weitere niederländische Strafecke abgewehrt. Das deutsche Team investierte mehr, tat sich aber weiterhin schwer, zu wirklich gefährlichen Situationen zu kommen.

Die niederländische Defensive stand kompakt und sicher. Deutschland fiel nicht allzu viel ein, konnte die letzten Minuten des dritten Viertels aber in Überzahl spielen und kam auch deshalb durch Lisa Altenburg zur großen, aber nicht genutzten Ausgleichschance.

Doppelfehler bringt die Entscheidung

Es blieben 15 letzte Minuten für den großen Traum des dritten Europameisterschaft-Titels nach 2007 und 2013. Cecile Pieper spielte einen Ball an den Fuß einer Niederländerin, die Strafecke von Sonja Zimmermann wurde gefährlich, doch erneut schlug der Ball nicht im Tor ein. Nur wenige Sekunden später war es Schaunig, die die nächste Strafecke provozierte. Dieser folgte eine weitere, in der Lisa Altenburg im Kreis gleich doppelt zum Abschluss kam – ohne Torerfolg.

Das deutsche Team lief an, startete eine Offensivwelle nach der anderen, glich nun nach Situationen im Kreis aus und feierte dennoch ihre Torhüterin Julia Sonntag, die acht Minuten vor Schluss einen Schuss aus ganz kurzer Distanz glänzend parierte und das deutsche Team somit im Spiel hielt.

Mülheims Kapitänin Maike Schaunig war eine der besten deutschen Spielerinnen. Aber auch sie konnte die Niederlage im EM-Finale nicht verhindern.
Mülheims Kapitänin Maike Schaunig war eine der besten deutschen Spielerinnen. Aber auch sie konnte die Niederlage im EM-Finale nicht verhindern. © dpa | Frank Uijlenbroek

Vier Minuten vor Schluss fiel dann die Vorentscheidung. Selin Oruz machte gleich zwei Fehler hintereinander, nahm den Ball erst nicht gut an, musste ihn dadurch verfolgt von EM-Torschützenkönigin Frédérike Matla hinterherlaufen und legte danach ihn durch einen missglückten Pass Matla perfekt in den Lauf. Gleich zwei Niederländerinnen tauchten vor Julia Sonntag auf. Matla brachte den Ball per Lupfer im Tor unter. Der Treffer zählte zunächst nicht, die Schiedsrichterin hatte einen Schuss mit der runden Seite gesehen. Die Gastgeberinnen forderten den Videobeweis – und bekamen Recht.

Mit dem 0:2 schwanden die deutschen Chancen. Trainer Xavier Reckinger nahm nun Sonntag aus dem Tor heraus. Deutschland schoss nun aus allen Lagen. Doch es blieb beim 0:2 und somit bei den Europameisterinnen aus den Niederlanden.

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