Mülheim. Bei den Europameisterschaften in Kiew hat Yvonne Li erneut eine Medaille verpasst. Sie nimmt aber auch Positives mit in die weitere Saison.
Die letzten Wochen standen im Zeichen der Individual-Europameisterschaften. Es ist der Höhepunkt der Saison neben den (hoffentlich) stattfindenden Olympischen Spielen im Sommer.
Die Turniere in den Monaten davor liefen trotz Corona-Pandemie ganz gut, so dass ich mir eine Setzung unter den Top Vier erspielen konnte, die zugleich ein frühes Aufeinandertreffen mit der dreimaligen Weltmeisterin und Olympiasiegerin Carolina Marin verhinderte.
Eine Medaille war das erklärte EM-Ziel
Nach der Viertelfinalteilnahme vor drei Jahren bei der EM und der Viertelfinalteilnahme bei den European Games war eine Medaille das Ziel. Die Auslosung bescherte mir aber trotz der Setzung ein hartes Los – in der ersten Runde sollte ich auf die französische Nummer eins treffen. Bei der Ankunft in Kiew kam dann aber die Nachricht, dass sie aufgrund einer Knie-OP nicht anreisen konnte. Dies bedeutete für mich den direkten Einzug ins Achtelfinale.
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Dort traf ich auf eine junge englische Spielerin, die schon ihr drittes Spiel absolvierte. Ich tat mich im ersten Satz schwer, den zweiten spielte ich etwas weniger verkrampft, und so gelang es mir doch relativ souverän, die Partie für mich zu entscheiden.
Im Viertelfinale ist erneut vorzeitig Endstation
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Im Viertelfinale wartete Neslihan Yigit aus der Türkei auf mich, die nur acht Plätze hinter mir auf Rang 30 in der Weltrangliste steht. Noch im Januar hatten wir ein Aufeinandertreffen, das sie für sich entschied. Ich hatte einen guten Start, doch sie arbeitete sich mehr und mehr ins Spiel, war extrem geduldig und brachte die Bälle immer wieder solide zurück ins Feld. Ich hatte zwar zumeist die Initiative in den Ballwechseln, doch verlor ich immer mehr und mehr meine Ruhe und Abgeklärtheit.
Das Spiel fühlte sich für mich an wie Kaugummi, keiner von uns kam mit einem Angriff durch, sie kam mit diesem Umstand jedoch besser klar als ich. Während ich verzweifelt versucht habe, das Spiel aggressiv zu gestalten, unterliefen mir einfach extrem viele Fehler. Bitter! Das erneute Aus im Viertelfinale. Schon wieder so knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt. Jedoch hat das Spiel mich auch wieder einiges gelehrt: Es geht jetzt zügig auf den Sommer zu, und es gilt jetzt wie auch davor: weiter hart arbeiten!
Yvonne Li, geboren am 30. Mai 1998, lebt und trainiert in Mülheim und ist aktuell die beste deutsche Badmintonspielerin. Sie möchte zu Olympia, „weil es die größte Sportveranstaltung der Welt ist“.