Mülheim. Die Damen des HTC Uhlenhorst haben es vor allem Dank Femke Jovy ins dritte Playoff-Spiel geschafft und den MHC im Penaltyschießen bezwungen.

Als Maike Schaunig zum 20. Penalty der Partie antritt, ist die Spannung kaum noch zu steigern. Die Nerven liegen blank. Bei allen Spielerinnen des HTC Uhlenhorst und des Mannheimer HC. Bei allen Spielerinnen? Eine scheint indes völlig cool zu bleiben, als würde sie täglich zum Penaltyschießen in den Hockey-Bundesliga-Playoffs antreten: Femke Jovy. Und sie hält und hält und hält. Und sie hält noch mehr.

Zehn Mal stürmen die Spielerinnen des Mannheimer HC in diesem Shoot-Out auf die Keeperin des HTC Uhlenhorst zu. Nur einen einzigen Gegentreffer lässt sie zu. Und weil bis auf Petra Ankenbrand auch die Mülheimerinnen nicht wirklich treffsicher waren, hat Maike Schaunig die Entscheidung in dieser in vielen Belangen völlig ausgeglichenen Partie beim 20. Penalty auf dem Schläger. Nach ein paar Schritten Anlauf zimmert sie den Ball mit der Argentinischen Rückhand vorbei an der ebenfalls bärenstarken MHC-Keeperin Lisa Schneider ins Tor. Ein Schuss ins grün-weiße Glück. Ein Schuss zum 4:3-Sieg, ein Schuss ins Entscheidungsspiel am Sonntag (12.30 Uhr).

„Ich kann es kaum in Worte fassen“

„Das war schon nervenaufreibend. Ich kann es kaum in Worte fassen. Femke hat krass gehalten. Jetzt haben wir uns ins dritte Spiel gerettet, was für uns schon ein großer Schritt ist“, sagte die Kapitänin des HTCU nach der Partie. Schaunig hatte nicht nur den entscheidenden Treffer im Penaltyschießen gemacht, sie war es auch, die die Mülheimerinnen während der regulären Spielzeit wieder in die Partie brachte.

Doch der Reihe nach. In diesem zweiten Viertelfinale um den Einzug ins Final Four, präsentierten sich die Mannheimer Gastgeberinnen zunächst selbstbewusst. Und bemühten sich, den Gästen aus Mülheim zu zeigen, wer das Feld als Sieger verlassen wollte und wer das erste Duell, wenn auch nur knapp mit 6:4 im Penaltyschießen, gewonnen hatte.

Der von Daniel Kamphaus trainierte HTCU hielt mit Pressing dagegen. Im Spielaufbau unterliefen den Mülheimerinnen aber zu viele individuelle Fehler, so dass richtige Torchancen eher selten waren. 15 Sekunden vor der ersten Viertelpause musste das Kamphaus-Team mal wieder einen Rückschlag zur falschen Zeit hinnehmen. Per kurzer Ecke schoss Stine Kurz zum 1:0 für den MHC ein.

Nackenschlag kurz vor der Pause

„Das ist natürlich bitter. So ein Nackenschlag kurz vor Ende des ersten Viertels“, sagte Kamphaus, der sich nach der Partie umso stolzer darüber zeigte, wie gut sein noch junges Team den Rückstand wegstecke.

Im zweiten Viertel mühten sich die Uhlenhorsterinnen, Lösungen zu finden, das solide Mannheimer Abwehr-Bollwerk zu durchbrechen. Meist kurbelte Nationalspielerin Maike Schaunig das Spiel an. Meist war aber kein Durchkommen in den Schusskreis. Und so blieb es beim 1:0 für die Gastgeber.

In der Halbzeitpause muss Kamphaus die richtigen Worte gefunden haben. Was sein Team für den zweiten Durchgang brauchte, war nicht nur mehr Tempo, sondern waren auch mehr Standardsituationen.

Und das klappte auch. Nach Wiederanpfiff zeigten die Gäste aus Mülheim wieder ihr Kämpferherz und glichen mit ihrer zweiten kurzen Ecke in der 38. zum 1:1 aus. Maike Schaunig hatte den Abpraller abgestaubt. „Wir spielen ein richtig starkes drittes Viertel und geraten dann doch wieder unglücklich in Rückstand“, sagte Kamphaus zum 1:2 durch Verena Neumann in der 45. Minute.

HTCU nimmt wieder die Keeperin raus

Klar, dass der HTCU jetzt wieder alles riskieren musste und die Keeperin herausnahm. Das machte sich auch prompt bezahlt: Mit der dritten Strafecke traf Marie Hahn per Stecher zum 2:2 (56.). Und weil es dabei blieb, musste auch das zweite Viertelfinale im Pentaltyschießen entschieden werden.

Zwei Keeprinnen, zehn Schützinnen, 20 Penaltys aber nur drei Tore. Zwei davon für den HTC Uhlenhorst, der diese Nervenschlacht für sich entschied und den MHC somit ins Entscheidungsspiel zwingt. „Wir sind ein sehr junges Team, deswegen bin ich stolz, wie die Mädels immer weiter gekämpft haben, immer weiter dran geglaubt und zweimal wieder ausgeglichen haben“, lobte er und hob auch noch einmal die Leistung von Keeperin Femke Jovy hervor: „Sie ist ruhig geblieben und hatte irgendwann auch die Mannheimer Spielerinnen auf der Rolle“, so Kamphaus, dessen Team für das Entscheidungsspiel mental in der besseren Position sein dürfte.

Nicht nur, dass die Uhlenhorsterinnen die Favoriten auf heimischem Grund bezwingen konnten und diesmal die besseren Nerven im Penaltyschießen hatten. Die Mannheimerinnen wollen sicher auch vermeiden, das Final Four auf heimischer Anlage in der kommenden Woche zu verpassen. Wer den größeren Druck am Sonntag hat, dürfte damit klar sein.

Mannheim– Uhlenhorst 3:4 n.P. (2:2, 1:0)

Tore: 1:0 Kurz (15., KE), 1:1 Schaunig (38.), 2:1 Neumann (45.), 2:2 Hahn (56., KE).

Penaltyschießen: von Hülsen, Zimmermann, 2:3 Ankenbrand, van der Heyde, Schaunig, Kurz, Birkner, Meffert, Meister, 3:3 Badia Bogner, van der Heyde, Ankenbrand, Zimmermann, von Hülsen, Badia Bogner, Meister, Meffert, Birkner, Kurz, 3:4 Schaunig.

HTCU: Jovy, Correia – Hemmerle, Schaunig, Birkner, von Hülsen, Köllinger, Kresken, Hansen, Mazkour, Hahn, Ankenbrand, Kiefer, Terber, Neuheuser, Meister, Scheuer.

Grüne Karten: Meffert – Scheuer

Schiedsrichter: Y. Holzmüller – R. Müller