Mülheim. Wo sonst die Zuschauer die Pferde ins Ziel schreien, herrschte diesmal gähnende Leere. Die Mülheimer Pferde wussten trotzdem zu überzeugen.
Dieses unbeschreibliche Gefühl, wenn sich die Rennpferde im Schlussspurt befinden, der Geräuschpegel durch die Zuschauer bis ins Ohrenbetäubende ansteigt, die Spannung greifbar ist – das fehlte am Samstag auf der Galopprennbahn am Raffelberg. Die neun Prüfungen fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Lediglich Personen, die mit der Durchführung der Veranstaltung zu tun hatten, erhielten die Zutrittserlaubnis. Dennoch: Der hiesige Galoppsport hat sich nach viermonatiger Pause zurückgemeldet. Ein Segen für Besitzer, Trainer, Jockeys und auch für den Veranstalter Rennclub Mülheim mit seinen Mitarbeitern.
„Für die Mülheimer Bevölkerung tut es mir leid, nicht dabei sein zu können. Wir sind stolz auf unser Stammpublikum aus unserer Stadt und der Umgebung, betrachten uns als wichtiges Glied im Mülheimer Sport. Da ist es natürlich traurig, dass die Rennen vor leeren Rängen stattfinden müssen“, sagt Günther Gudert, 2. Vorsitzender und Geschäftsführer des Rennclubs.
Gähnende Leere und Jockeys mit Gesichtsmasken
Die Wettschalter vor Ort blieben geschlossen. Vor der Waffelbäckerei, einem einzelnen Imbisswagen und am Sektpavillon herrschte oft gähnende Leere. So auch am Führring; dort, wo sonst ein Gedränge herrscht, wenn die Vollblüter dem Publikum vor dem Start und der Platzierung der Wetten vorgestellt werden. Über diverse Kanäle — so auch über die Internetseite des Rennclubs Mülheim — wurde die Veranstaltung kostenfrei übertragen. Durch den Einsatz einer mobilen Kamera waren die Pferdesport-Freunde zumindest via Livestream gefühlt hautnah dabei.
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Und auch für die Jockeys war es kein Renntag wie jeder andere. Mit Mund-Nasenschutz stiegen sie in den Sattel – die Hygieneregeln wurden auch von den Sportlern ernst genommen.
Raffelberger Trainer überrascht zum Auftakt
In den vergangenen Monaten hat die Raffelberger Trainerschar Zuwachs bekommen. Daher standen aus lokaler Sicht die Prüfungen mit den vor Ort vorbereiteten Vollblütern im Mittelpunkt des Interesses. Gleich zum Auftakt gab es eine faustdicke Überraschung. Im mit 3000 Euro dotierten Rennen für Dreijährige um den Preis des Rennclubs Mülheim galoppierte der vom Raffelberger Marian Falk Weißmeier trainierte Debütant Lex Luthor als Außenseiter durchs Ziel. Jockey Leeroy Gold meinte nach dem beeindruckenden Ritt: „Er ist noch ein großes Baby, aber jetzt schon ein gutes Pferd.“
Renntag im Juni bereits abgesagt
Der im Juni geplante Mülheimer Renntag wird nach der durch die Corona-Krise neuen Strukturierung des Jahresplans nicht durchgeführt. Rennclub-Geschäftsführer Günther Gudert: „Wenn das Direktorium auf uns zukommen sollte, würden wir noch einen Renntag zu einem anderen Termin veranstalten.“
Am 5. Juli geht es am Raffelberg mit dem Listenrenntag und dem „Diana Trial“ weiter. Ursprünglich war die Veranstaltung für den 12. Juli geplant gewesen.
Favorit Eyes on Fire blieb als Sechste im Rennen um den Preis der neuen Mülheimer Trainer (3500 Euro/1500 Meter) hinter den Erwartungen zurück. Trainer Axel Kleinkorres hatte sich nach seiner Rückkehr nach Mülheim ein besseres Resultat durch die vierjährige Stute gewünscht.
Weitere Prämien für Mülheimer Pferde
Eine deutlich bessere Form bewies der vom Raffelberger Marcel Weiß vorbereitete Wallach Molly Massimo, der mit Jockey René Piechulek den zweiten Platz erreichte. Auf Platz eins landete Itman, ein vierjähriger Wallach aus dem Stall am Beyrain, mit eineinviertel Längen Vorsprung vor Molly Massimo. Amazone Sybille Voigt, die mit dem Iffezheimer Gast Itman ihren 101. Karrieresieg feiern konnte, meinte: „Mit einer guten Platzierung habe ich gerechnet, aber nicht damit, dass ich gewinne.“
Im Preis von Broich landeten die Raffelberger Pferde Nextwave (Trainer: Axel Kleinkorres) und Free Lady (Marian Falk Weißmeier) auf den Plätzen zwei und drei. Prämien gab es aus Mülheimer Sicht in den insgesamt neun Rennen auch noch durch die viertplatzierten Torquator Tasso (Marcel Weiß) und Summer Storm (Marian Falk Weißmeier) sowie Aljondra (Axel Kleinkorres) und Sigismund (Yasmin Almenräder) jeweils als Fünfte.
Positives Fazit in Ausnahmesituation
Günther Gudert zog ein positives Fazit am Ende des Renntages: „Wir haben unsere Zuschauer und die Besitzer sehr vermisst. Diejenigen, die sich auf dem Gelände aufhielten, haben sich diszipliniert verhalten. Das Hygiene- und Abstandskonzept inklusive Maskenpflicht hat sich bewährt. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes waren nach ihrer Kontrolle sehr zufrieden.“
Der Rennclub hatte schon im Vorfeld des Mai-Renntages — auch in reibungsloser Zusammenarbeit mit der Stadt und deren Direktor Frank Steinfort — gute Arbeit geleistet, in dieser schwierigen Situation nichts dem Zufall überlassen und dafür Lob von vielen Beteiligten vor Ort erhalten.