Mülheim. Die 20-Jährige ist ein großes Talent im Kanusport. Durch das Coronavirus musste sie nun kreativ werden - im eigenen Garten.
Eigentlich wollte die Mülheimer Kanutin Johanna Schimanski in diesem Jahr an der U23-Weltmeisterschaft in Brandenburg teilnehmen. Doch das Coronavirus machte auch ihr einen Strich durch die Rechnung.
Nun ist sie auf Sonderregelungen angewiesen – und wird richtig kreativ.
Johanna Schimanski trainiert in Essen
Die Mülheimerin hat gerade „entspannte acht Kilometer“ hinter sich, als die Redaktion sie zum Gespräch erreicht. Die 45 Minuten mit dem Rad vom Baldeneysee nach Hause dienen als Ausfahren. Das war es aber schon mit der Normalität.
Den ganzen Winter über hat die Kanutin wegen besserer Bedingungen in Essen trainiert. „Hier gibt es eine Gruppe von fünf Mädels, so dass wir in etwa gleich gute Trainingspartnerinnen haben“, erklärt sie.
Eine ihrer Mitstreiterinnen, Caroline Arft, wäre wahrscheinlich sogar zu den Olympischen Spielen gefahren. Zum Glück für die Mülheimerin. Denn eigentlich dürfte sie aufgrund der neuesten Richtlinien zurzeit gar nicht trainieren.
“Ein Wunder, dass ich mir keine schwere Erkältung geholt habe
Dies ist nämlich nur den Mitgliedern des Olympia- und Perspektivkaders vorbehalten. „Aber ich wurde als notwendige Trainingspartnerin eingetragen“, verrät die 20-Jährige.
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Wo sonst 40 Personen aus sämtlichen Altersklassen trainieren, ist es nun deutlich ruhiger. Immerhin dürfen die Sportlerinnen seit gut einer Woche wieder in das Regattahaus.
„Vorher mussten wir uns auf dem Parkplatz umziehen“, erzählt die Mülheimerin. Und das war bei den zwischenzeitlich niedrigen Temperaturen alles andere als ein Spaß. „Wenn einem mit Eis auf dem Boot vom Wasser schon alles abfror, musste man sich dann auch noch am Auto umziehen – ein Wunder, dass ich mir keine schwere Erkältung geholt habe.“
Kreativität im eigenen Garten
Krafttraining war in der Zwischenzeit gar nicht möglich. Also wurden Johanna Schimanski und ihr Bruder Florian, ebenfalls Kanute, im elterlichen Garten erfinderisch.
Aus Bierkisten und Bierzeltgarnituren und Holzvorrichtungen wurden Sportgeräte gebaut. Mit Rindenmulch gefüllte und mit Decken gepolsterte Boxen dienen zum Abfedern der Gewichte. „Beim Bankdrücken liegen wir auf einer Bierbank“, schmunzelt Schimanski.
Ihr Bruder und Leander Weymann trainieren noch am heimischen Mülheimer Kanusportverein. Allerdings ist das Klubhaus komplett geschlossen.
Wettkampfsimulationen gehören dazu
Ein Glück, dass Trainerin Irene Pepinghege in der direkten Nachbarschaft an der Mendener Straße wohnt. „Also haben sie die Boote aus dem Vereinsheim rausgeholt und bei ihr in den Garten gelegt“, erzählt die Kanutin.
Florian Schimanski gehörte auch zu jener Gruppe, die bereits nach zehn Tagen aus dem Trainingslager in Florida zurück nach Hause geholt wurde.
Und wie geht es nun weiter? „Wir haben vor einigen Tagen einen Wettkampf simuliert“, berichtet Johanna Schimanski. Dadurch wollten die Athletinnen die Spritzigkeit herausfordern. „Man kann ja nicht das ganze Jahr lang nur die Ausdauer trainieren“, erklärt Mülheims Sportlerin des Jahres 2017.
Die WM sollte eine gute Bühne für Schimanski werden
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Ob es noch einmal echte Wettkämpfe in diesem Jahr geben wird, ist fraglich. „Ich finde es natürlich schade mit der WM und wäre gerne wieder die Finals gefahren, die ja diesmal in Düsseldorf stattfinden sollten und eine gewisse Popularität für die Randsportarten bringen“, sagt die 20-Jährige, die noch insgeheim auf die Deutsche Meisterschaft im August hofft.
Aber vorerst geht die Gesundheit vor. Und der Mülheimerin entsteht durch ein möglicherweise verlorenes Jahr kein großer Nachteil. „Ich bin danach immer noch jung genug.“
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