Mülheim. Nach langer Verletzungspause feierte Katharina Jacob vom TC Selbeck ein fulminantes Comeback. Jetzt stellt Corona sie vor eine Herausforderung.
Unkraut zupfen, Beete herrichten — und der Tennisschläger liegt in der Ecke. Anstatt mit dem Ballkorb ist Katharina Jacob in diesen Tagen auf der Anlage des TC Selbeck mit der Schubkarre unterwegs.
Die 35-Jährige, die nach Stationen in Düsseldorf, Solingen und Krefeld seit 2019 den Trainingsbetrieb an der Stooter Straße führt und zudem auch das Amt der Sportwartin im Verein an der Stooter Straße übernommen hat, ist von der Corona-Krise besonders stark betroffen. Sie darf ihren Beruf nicht ausüben. Auch der Tennissport steht still.
Saisonstart verschiebt sich wohl bis in den Juni
Normalerweise würde Katharina Jacob, staatlich-geprüfte Tennistrainerin und Inhaberin der A-Trainerlizenz des Deutschen Tennisbundes, am Ende der Wintersaison 2019/20 noch an jedem Wochentag in Mülheim, Heiligenhaus, Krefeld, Ratingen und Düsseldorf Trainingseinheiten leiten. Doch sämtliche Hallen sind geschlossen. Der Start in die Sommersaison wird sich auch beim TC Selbeck verschieben.
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„Sowohl ein nationales Ranglistenturnier für Damen und Herren über Ostern, als auch der Tag der offenen Tür, der im vergangenen Jahr sehr gut besucht war, sind bereits abgesagt worden“, berichtet Katharina Jacob, die in Ratingen wohnt und nach Selbeck nur einen Anfahrtsweg von etwa 2,2 Kilometer hat.
Guter Start in Selbeck – dann kam die Verletzung
Katharina Jacob hofft, dass in der Corona-Krise bald Licht am Ende des Tunnels zu sehen sein wird. „Ein bis zwei Monate kann ich finanziell vielleicht überbrücken. Mehr würde nicht funktionieren. Ich mache mir bereits Gedanken über einen Nebenjob, denn es ist ja völlig unklar, ob wir unseren Job nach den Osterferien wieder ausüben dürfen“, sagt sie. Denn: „Die Turniere und Medenspiele sind ja bereits alle bis zum 7. Juni gestoppt. Ich habe meine Trainingspläne jedenfalls bereits fertig und könnte sofort loslegen.“
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In den vergangenen zwölf Monaten hat Katharina Jacob eine Achterbahnfahrt erlebt. Der Jobantritt beim TC Selbeck verlief erfolgreich, ein gelungener Start. Im Sommer zog sie sich dann eine schwere Verletzung bei der Senioren-Europameisterschaft in Pörtschach (Österreich) zu.
Mit der Diagnose platzt der WM-Traum
„Ich bin zu einem eher harmlosen Stoppball meiner Gegnerin hingelaufen und dabei fürchterlich umgeknickt. Der Ehemann meiner damaligen Gegnerin ist Arzt. Da hatte ich Glück, denn er konnte die ersten Sofortmaßnahmen ergreifen“, blickt sie zurück. Unter Narkose ging es ins Unfallkrankenhaus.
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In Österreich war ein Außenbandanriss die erste Diagnose. Später — bei einem Kontroll-MRT — gab es aber ein ganz anderes Ergebnis: dreifacher Außenbandriss, ein Innenbandanriss sowie zwei schwere Knochenödeme. „Damit war das Turnierjahr 2019 für mich beendet, der Traum von der möglichen WM-Teilnahme in Miami im Oktober damit auch.“
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Sommertraining mit Unterstützung durchgezogen
So gut es irgendwie ging und mit Unterstützung der TCS-Jugendwartin sowie selbst organisierten Sparringspartnern brachte sie den Rest der Sommersaison als Selbecker Trainerin gut über die Bühne.
Deutsche Hallenmeisterschaft wurden abgebrochen
Mitte März sollten die deutschen Hallenmeisterschaften der „Jungsenioren“ traditionell in Eggestein bei Karlsruhe über die Bühne gehen. Die ersten Spiele waren bereits absolviert, als Katharina Jacob auf dem Weg dorthin im Zug saß.
Kurz vor Bonn erfuhr sie dann von einer Kollegin vom Abbruch der Veranstaltung. Sie stieg aus und fuhr später wieder in die entgegengesetzte Richtung. In Eggestein war Jacob nach dem EM-Titelgewinn natürlich eine der Favoritinnen.
Nach einer siebenmonatigen Turnierpause schlug Katharina Jacob, die in der offenen Damenklasse für den TC Rheinstadion Düsseldorf in der Niederrheinliga spielt, in diesem Jahr erstmals wieder auf — bei der Hallen-EM in Seefeld.
Comeback mit drei Medaillen veredelt
Ein Wahnsinns-Comeback. 216 Tage nach dem Unfall brachte sie voller Stolz zwei goldene und eine bronzene Medaille mit nach Hause. Den Titel eroberte sie im Damen-35-Einzel und im Mixed. Auch hier bewies Katharina Jacob, dass sie kämpfen und alles geben kann.
Im Einzelfinale lag sie bereits mit 1:4 in Rückstand. Trotz muskulärer Probleme und Blasen unter den Füßen konnte sie den Spieß noch umdrehen und das schier Unmögliche möglich machen.
Corona-Krise sorgt für neue Aufgaben
Die Achterbahnfahrt geht weiter. Die Corona-Krise wird viel Geduld erfordern. Bis dahin macht sie sich nützlich. „Durch die Gartenarbeit hier im Verein bin ich zumindest beschäftigt, ruhig zu Hause herumsitzen ist nichts für mich. Vom Klub habe ich ja das Honorar für die komplette Wintersaison erhalten. Auf diese Weise kann ich dem TC Selbeck zumindest auch etwas zurückgeben.“