Mülheim. Yvonne Li bereitet sich auf Tokio 2020 vor. Zu Weihnachten wünscht sich die beste deutsche Badmintonspielerin eine kulinarische Spezialität.
Sie ist die derzeit beste deutsche Badminton-Spielerin und bereitet sich intensiv auf die Olympischen Spiele vor: Die 21-jährige Mülheimerin Yvonne Li ist guter Dinge, dass sie die Qualifikation für Tokio 2020 auch schafft. Im Interview spricht sie über ihre derzeitige Form, das, was sie in ihrer wenigen Freizeit macht und über ein ganz spezielles Weihnachtsessen.
Yvonne Li, eigentlich wollten wir uns im Café Perfetto treffen, jetzt ist es doch die Trainingshalle geworden. Sehen Sie außer Ihrer Wohnung und diesen vier Wänden hier noch andere Räume, wenn Sie in Mülheim sind?
Yvonne Li: (lacht) Naja, im Moment nicht so viele. Aber ans Café Perfetto habe ich eigentlich ziemlich gute Erinnerungen. Bei meinem ersten Einsatz mit der Jugend-Nationalmannschaft haben wir dort zusammengesessen bevor wir später die Partie gegen den großen Favoriten Dänemark gewonnen haben. Ansonsten bin ich manchmal auch noch an der Uni. Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen. Aber momentan eher weniger. Mein Fokus liegt in dieser Saison ja voll und ganz auf der Olympia-Vorbereitung.
Wie sieht es da momentan aus? In den vergangenen Turnieren lief es nicht ganz so rund für Sie.
Li: Ja, ich habe einige Spiele knapp verloren, weil ich in den entscheidenden Situationen vielleicht nicht die mentale Stärke hatte und unnötige Fehler gemacht habe. Ich habe mich darum entschieden, wieder mehr Turniere hier in Europa zu spielen, um unter der Woche mit meiner Trainingsgruppe gut zu trainieren.
Aber die Qualifikation für die Olympischen Spiele ist nicht gefährdet, oder?
Li: Die Entscheidung fällt ja erst im April. Bis dahin ist ja noch ein bisschen Zeit. Aber ich denke, dass die Chancen nicht schlecht stehen. Einfach wird es aber ganz sicher nicht. Es darf nur eine deutsche Spielerin mit. Also muss ich vor der nationalen Konkurrenz bleiben und wahrscheinlich darf ich in der eine Weltrangliste nicht schlechter als Position 60 sein. Derzeit stehe ich um Rang 40, das würde also momentan gut reichen.
Und damit sind Sie derzeit die beste deutsche Badmintonspielerin. Werden Sie auf der Straße schon mal erkannt?
Li: (lacht) Nein! Und das ist auch ganz gut so. Ich brauche nicht so einen Trubel.
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Können Sie denn von Ihrem Sport leben?
Li: Also nur vom Preisgeld könnte ich es nicht. Die Reisen zu den Wettkämpfen kosten meistens mehr als man dann schlussendlich bei den Turnieren verdient. Aber dank der Deutschen Sporthilfe und meines Sponsors muss ich nicht jeden Cent umdrehen.
Ihre Eltern kommen aus China, dort ist Badminton Nationalsport. Haben Sie sich schon mal gefragt, wo Sie jetzt stehen würden, wenn Sie dort aufgewachsen wären?
Li: Klar macht man mal so Gedankenspiele. Würde ich heute überhaupt noch Badminton spielen? Würde ich zu den besten gehören? Oder wäre ich vielleicht in der Masse untergegangen? Das Training dort ist sehr, sehr hart und viele können das körperlich nicht durchstehen, obwohl sie vielleicht das Talent haben. Wie dem auch sei. Ich bin Deutsche, spiele Badminton in Deutschland und ich würde auch kein anderes Land bei den Olympischen Spielen vertreten wollen.
Mahjong unterm Weihnachtsbaum
Was machen Sie, wenn Sie sich nicht gerade Turniere spielen, trainieren oder studieren?
Li: Dann lese ich gerne. Früher mehr Science Fiction, jetzt gerne mehr in Richtung Drama. Die Autoren Jeffrey Archer und Ken Follet finde ich gut. Oder ich spiele Karten mit meiner Trainingsgruppe. Wir sind da zu viert und haben ein Doppelkopf-Ründchen. Das macht richtig Spaß.
Bald ist Weihnachten. Wenn Sie für Ihr Badminton-Spiel einen Wunsch freihätten, was wäre das?
Li: Hmm, nur einen? Mir fällt so einiges ein, was ich noch verbessern muss. (lacht) Wenn ich mich entscheiden müsste, dann würde ich mir wünschen, weniger Fehler zu machen.olympische spiele- vier mülheimer auf ihrer „road to tokio“
Und was wünschen Sie sich abseits von Badminton zu Weihnachten?
Li: Gutes Essen. Meine Mutter macht dann immer Chinesisches Fondue. Das ist so köstlich und mein Bruder und ich, wir freuen uns da schon immer sehr drauf. In der Mitte des Tischs steht ein großer Topf mit Suppe, ein Hot Pot. Drumherum stehen Schälchen mit Gemüse und Fleisch. Jeder entscheidet dann, was er gerne essen möchte, tut es in die Suppe und fischt es später dann mit den Stäbchen wieder heraus. Dazu gibt es dann mehrere leckere Soßen.
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Sie feiern also Weihnachten bei Ihren Eltern?
Li: Genau. In Hamburg. Zusammen mit meinem Bruder, der jetzt auch von seinem Auslandssemester aus Kyoto wieder da ist. Nach dem Essen sitzen wir dann zusammen und spielen Mahjong, aber das richtige chinesische Mahjong mit Holzsteinen, die man ziehen und ablegen muss, um eine bestimmte Steine-Kombination zu bekommen. Das ist unsere kleine Tradition zu Weihnachten. Darauf freue ich mich sehr.