Mülheim. Blau-Weiß gibt das Spiel nach einer halben Stunde aus der Hand und holt dann in einer spektakulären Derby-Schlussphase einen 1:4-Rückstand auf.

An der Mintarder Ersatzbank gibt es kein Halten mehr. Alles, was blau und weiß trägt rennt in kompletter Ekstase auf den Platz. Soeben hat Julian Piontek den Ball zum 4:4 in der fünften Minute der Nachspielzeit über die Linie gedrückt – und damit die Mintarder Aufholjagd in Speldorf perfekt gemacht. Was für ein Derby vor über 400 Zuschauern!

Als Mintards Trainer Marco Guglielmi schon das Spiel zu analysieren versucht, liegt Janis Timm nur wenige Meter entfernt immer noch mit leerem Blick auf den Rasen. Das Unentschieden fühlt sich für die Speldorfer freilich wie eine Niederlage an, hinzu kommt, dass André Panz wohl schwer verletzt mit dem Krankenwagen abgeholt werden musste.

Aufholjagd in nur zehn Minuten

Innerhalb von zehn Minuten hatte der VfB das Spiel nach einer 4:1-Führung noch aus der Hand gegeben. „Ich verstehe nicht, warum der Gegner regelmäßig so viele Leute im Zentrum frei kriegt“, ärgerte sich VfB-Trainer Olaf Rehmann. Seine späten Wechsel schlugen diesmal fehl. „Wir haben erfahrene Spieler auf dem Platz, die das Spiel eigentlich beruhigen müssen, das haben wir nicht geschafft“, fasste Rehmann zusammen. Den späten Ausgleich fand er am Ende sogar nicht unverdient.

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Sein Kollege Marco Guglielmi sah das naturgemäß ähnlich. „Ich hatte immer das Gefühl, dass das noch nicht alles sein kann. So viel schlechter waren wir nicht“, meinte Guglielmi. „Wir wollten mehr Fußball spielen, während Mintard oft nur lang nach vorne auf Esad Morina gespielt hat“, fasste der Mintarder Coach die Begegnung zusammen.

Aufsteiger war in der ersten halben Stunde klar besser

Pasquale Conti läuft dem Speldorfer Michael Siminenko davon. Der erzielte das 4:1 und hätte mit dem fünften Tor alles klar machen können.
Pasquale Conti läuft dem Speldorfer Michael Siminenko davon. Der erzielte das 4:1 und hätte mit dem fünften Tor alles klar machen können. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Dabei hätte es aus Mintarder Sicht gar nicht zu dem klaren Rückstand kommen müssen, denn die Gäste waren in der ersten Hälfte das klar bessere Team. Schon in der achten Minute verwertete Jeremy Ulrich eine Flanke von Marco Brings zur frühen Führung für den Aufsteiger. Danach setzte Mintard die ohnehin schon nervösen Speldorfer mit gutem Pressing weiter unter Druck. „Wir waren wacher und williger“, meinte Guglielmi.

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Umso erstaunlicher wie schnell das Spiel durch das 1:1 Abdul-Rahman Yussif kippte. Esad Morina hatte den Ball an der linken Strafraumgrenze gut festgemacht und das Spielgerät dann durchgesteckt.

Siminenko und Demirdere verpassen die Entscheidung

Plötzlich fand Speldorf zu seinem Spiel und ging noch vor der Pause durch einen Morina-Elfmeter in Führung. „Wir sind dann auch verdient in Rückstand geraten“, kommentierte Guglielmi die Tore zum 3:1 und 4:1 für die Hausherren. Michael Siminenko hätte mit seinem zweiten Tor alles klar machen können, später auch Burak Demirdere beim Stand von 4:3.

Doch mit dem 4:2 durch Nick Heppner begann das Spiel praktisch noch einmal von Neuem. Mathias Lierhaus stellte fünf Minuten vor dem Ende auf 4:3, wobei sich eine lange Nachspielzeit andeutete. Das Mintarder Tor war dann fast eine Frage der Zeit. „Man muss jeder Mannschaft gratulieren, die einen 1:4-Rückstand in der zweiten Halbzeit noch aufholt“, meinte Marco Guglielmi. Für den Coach und seine Mannschaft fühlt sich das 4:4 freilich eher wie ein Punktgewinn als wie ein Punktverlust an. „Ich wollte Typen in diesem Derby sehen und die haben wir heute gesehen“, so der Mintarder Linienchef.

VfB Speldorf – BW Mintard 4:4 (2:1)
Tore:
0:1 0:1 Ulrich (8. Minute), 1:1 Yussif (31.), 2:1 Morina (41., Foulelfmeter), 3:1 Timm (55.), 4:1 Siminenko (63.), 4:2 Heppner (81.), 4:3 Lierhaus (85.), 4:4 Piontek (90.+5)

VfB: Hauffe – Willing, Zorlu, Bimpek, Boka – Bartholomäus (77. Panz), Timm – Siminenko (82. Heinz), Yussif (88. Weiß), Demirdere – Morina (67. Mang)

Mintard: Haas – Szewczyk, Glahn, Piontek, Müller – Kilincarslan (67. Heppner), Conti – Hirtz (62. Olivieri), Brings, Ulrich – Lierhaus