Mülheim. Mülheims Schiedsrichter-Obmann Wolfgang Müller erkennt eine neue Dimension der Gewalt. Und rät seinen Schützlingen zu drastischen Maßnahmen.

Zwei Angriffe auf Schiedsrichter haben in den vergangenen Wochen in Duisburg für Wirbel gesorgt. Ein Spieler wurde für fünfeinhalb Jahre vom Spielbetrieb ausgeschlossen, ein Betreuer gar für sieben Jahre. Betreut werden die Unparteiischen untere anderem von Mülheims Schiedsrichter-Obmann Wolfgang Müller, der seinen Schützlingen im Kreis Duisburg, Mülheim und Dinslaken volle Unterstützung zusagt und sogar zu drastischen Maßnahmen rät.

„Wenn Schiedsrichter sagen, dass sie einen bestimmten Verein nicht mehr pfeifen wollen, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, werden wir sie dort auch nicht mehr einsetzen“, betont Wolfgang Müller. In letzter Konsequenz, nämlich dann, wenn es dazu käme, dass kein Schiedsrichter einen bestimmten Verein mehr pfeifen möchte, müsste dann der Spielausschuss entscheiden, was passiert.

Jagdszenen auf Duisburger Sportplatz

Soweit ist es bisher nicht gekommen, dennoch sorgt sich Müller wegen der in der Qualität zunehmenden Aggressionen. „Was zuletzt passiert ist, ist eine neue Stufe der teilweise schweren Körperverletzung.“

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Wolfgang Müller steht hinter seinen Schiedsrichtern.
Wolfgang Müller steht hinter seinen Schiedsrichtern. © Volker Hartmann

Zunächst war das Relegationsspiel zwischen dem TuS Asterlagen und dem Büdericher SV nach zwei Roten Karten und einer Jagd auf den Schiedsrichter abgebrochen worden. Der Unparteiische und sein Assistent kamen ins Krankenhaus – Spieler und Betreuer der Duisburger wurden mit langen Strafen belegt. Am vergangenen Wochenende kam es dann zu einem Zwischenfall in der Duisburger Hobbyliga – wieder wurden Schiedsrichter verletzt. Sogar die Duisburger Politik befasst sich mit dem Thema.

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Im Notfall das Spiel abbrechen

Wolfgang Müller bereitet seine Schiedsrichter auf solche Szenarien akribisch vor. „Wenn Neulinge kommen, sagen wir ihnen, dass so etwas leider passieren kann. Ich geben ihnen aber auch mit auf den Weg, dass sie ein Spiel abbrechen sollen, wenn sie sich auf dem Feld nicht mehr sicher fühlen“, erklärt Müller. Auch wenn das Sportgericht später urteilen würde, dass eine Partie vorschnell abgebrochen worden sei, würde er die Entscheidung des Schiedsrichters verteidigen. „Spieler lassen sich schließlich auch auswechseln, wenn sie sich nicht gut fühlen. Den Schiedsrichter können wir leider nicht auswechseln.“

Den Vereinen rät Müller bei brisanten Spielen ein Gespann anzufordern. „Dafür sind wir aber auch auf eine gewisse Anzahl an Schiedsrichtern angewiesen.“ Derzeit seien im Kreis rund 400 im Einsatz. „Wir merken schon, dass die Zahl der Neueinsteiger zurückgeht. Das hat sicherlich auch etwas mit der Gewalt auf den Fußballplätzen zu tun.“

Müller fordert Einigkeit bei Vereinen

Auch deshalb fordert er drastische Strafen für die Täter. „Alle Vereine im Kreis, sogar im Verband, müssten sich einig sein, dass sie Spieler, die auffällig geworden sind, nicht mehr aufnehmen. Und meinen Schiedsrichtern rate ich auch immer, zivilrechtlich gegen die Täter vorzugehen“, sagt Müller. Damit künftig wieder der Sport, und nicht die Gewalt im Fokus steht.

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