Mülheim. RRGM hat in Brandenburg gleich mehrere Chancen auf das Podest. Über den Zulauf können sich die Mülheimer Ruderer aktuell nicht beschweren.

Charlotte Heyltjes ist mit ihrer Partnerin aus Kettwig in diesem Jahr im Doppelzweier noch ungeschlagen.
Charlotte Heyltjes ist mit ihrer Partnerin aus Kettwig in diesem Jahr im Doppelzweier noch ungeschlagen. © Funke Foto Services | Martin Möller

Langsam, aber sicher hatten sich die Wolken und mit ihnen der Regen des Samstagvormittags verzogen. Die Ruhr glitzerte in der Sonne. Mehrere Drachenbootteams nutzten das verbesserte Wetter zum Trainieren. Auf dem Hof des Wassersportvereins im Schatten der Mendener Brücke polierten derweil vier Jugendliche ein Ruderboot. Auch das Material muss in den kommenden Tagen in Bestform sein, denn es wird ab Donnerstag bei der deutschen Jugendmeisterschaft auf dem Beetzsee in Brandenburg gebraucht. Die Rennrudergemeinschaft Mülheim ist mit 13 Aktiven am Start und hat durchaus Medaillenhoffnungen.

„Wir sind diesmal in allen Altersklassen vertreten“, zeigt sich Philipp Uebachs, Nachwuchstrainer bei der RRGM mit der Größe des Teams für Brandenburg zufrieden. In den letzten Jahren waren die Mülheimer meistens mit zehn bis zwölf Startern dabei. Diesmal sind es allein acht in der U17, zwei in der U19 und drei in der U23. Durch etliche Mehrfachstarts hat sich die Crew von der Ruhr ein straffes Programm auferlegt. „Dadurch mussten einige natürlich schon einen Spagat im Training schaffen“, sagt Uebachs.

Meisterschaftsstrecke hat ihre Tücken

Der Coach selbst ist auf der Regattastrecke auf dem großen Beetzsee bereits gefahren. „Die Anlage ist schön, aber sie ist auch nicht ganz einfach, vor allem, wenn der Wind von der Seite kommt. Man muss schon wissen, an welchen Stellen es besonders windanfällig ist.“

Große Hoffnungen setzen Uebachs und Trainer Matthias Schneider auf die U17-Junioren, die sich im Laufe dieser Saison für gute Boote qualifiziert haben. Florian Klar und Sven Achterfeld sind in ihrem Achter ebenso ungeschlagen wie Charlotte Heyltjes im leichten Doppelzweier. Alle drei gewannen also auch bei der Generalprobe in Hamburg, die Jahr für Jahr als Fingerzeig gilt. „Aber die Favoritenrolle kann ist nicht einfach, sie kann auch eine Bürde sein“, warnt Philipp Uebachs. Alle Rennen müssten mit voller Konzentration angegangen werden. „Es wird kein Selbstläufer“, so der Coach.

Medaille ist das Mindestziel für ein Mülheimer Trio

Gehören zu den Medaillenkandidaten: Florian Klar, Sven Achterfeld und Steuermann Neo Liebermann (v.l.).
Gehören zu den Medaillenkandidaten: Florian Klar, Sven Achterfeld und Steuermann Neo Liebermann (v.l.). © Funke Foto Services | Martin Möller

Dennoch scheint sowohl im Achter als auch im Doppelzweier eine Mülheimer Medaille die Mindestanforderung – am besten in Gold. Im Zweier werden im Vergleich zu Hamburg noch einige Boote hinzustoßen. „Aber die beiden fahren schon einen starken Doppelzweier“, sagt Uebachs über Charlotte Heyltjes und ihre Partnerin Lea Schneider aus Kettwig.

Schneider wird auch die ärgste Konkurrentin der Mülheimerin im Einer. Bislang hatte sie immer knapp das Nachsehen. Klar und Achterfeld haben auch im Vierer mit Steuermann eine Medaillenchance, auch wenn Platz eins hier an Berlin vergeben zu sein scheint. „Dahinter sind mehrere Teams auf Augenhöhe“, lautete die Einschätzung des Trainers.

Nicht ganz aussichtslos geht auch der Doppelvierer mit Kristin Burkert-Scholz und Isabell von Groddeck ins Rennen. „Diese Klasse gab es vorher noch nicht, deswegen haben wir keine Referenzen“, erklärt Uebachs. In Hamburg fiel eine Lücke zwischen den Plätzen zwei und drei auf. „Da wollen wir reinfahren“, sagt der Coach. In der U19 hat sich Julius Heeger im Doppelvierer in der Hansestadt gut verkauft. Hinter den ersten drei wurde das Team Vierter. Das Ziel heißt: die Großen ärgern.

Weber-Zwillinge gehen wieder gemeinsam auf Medaillenjagd

Trainer Philipp Uebachs mit Maren und Annika Weber
Trainer Philipp Uebachs mit Maren und Annika Weber © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Eine noch realistischere Medaillenchance haben die beiden Zwillinge Maren und Annika Weber, die wieder gemeinsam im U23-Zweier an den Start gehen. Silber oder Bronze hält Uebachs für realistisch. Auf Empfehlung der Bundestrainerin starten beide auch noch im Vierer und Achter. Für Klara Thiele, Mülheims Sportlerin des Jahres, ist die DM nach einem Auslandspraktikum eher ein Aufbauwettkampf für die kommende Saison. Eine Medaille ist im Doppelvierer möglich.

Die Anzahl der Medaillen bei den nationalen Titelkämpfen ist für die RRGM freilich ein wichtiger Gradmesser – in den Augen von Trainer Philipp Uebachs aber bei Weitem nicht der einzige. „Wir möchten unsere Leute natürlich auch gerne im Adler-Einteiler sehen“, sagt der Coach. In Bezug auf internationale Teilnahmen war das vergangene Jahr eines der erfolgreichsten in der jüngsten Vergangenheit.

U23-Fahrer sollen im Spitzenbereich etabliert werden

Die starken U23-Fahrer – Klara Thiele, Annika und Maren Weber sowie Julius Rommelmann – möchte die RRGM gerne im Spitzenbereich etablieren. Darüber hinaus sollen die B-Junioren an den A-Bereich herangeführt werden - vor allem Sven Achterfeld und Florian Klar, auch Kristin Burkert-Scholz habe gute Ansätze. „Wir wollen für alle die besten Voraussetzungen gewährleisten“, verspricht Uebachs.

Über Zulauf können sich die Mülheimer Ruderer nicht beschweren. Während es in anderen Vereinen kleine Trainingsgruppen gibt, existiert an der Ruhr eine Warteliste. Durch die beiden Vereine WSV und MRG besteht nicht nur ein doppelter Bootspark. „Die beiden Vereine sind auch sehr hilfsbereit, es wird immer optimales Material angeschafft“, lobt Uebachs. Im letzten Jahr beispielsweise erhielt die RRGM ein neues Motorboot. Die Voraussetzungen für eine gute Zukunft sind also geschaffen.