mülheim. . Der Mülheimer Ausdauer-Spezialist Adam Hermanski spricht nach dem Start beim „Bear Ultra“ in der Wallonie von der besten Leistung seiner Karriere.
Jeder perfektionsgesteuerte Sportler wird es aus eigener Praxis kennen: Bestleistung und beste Leistung meinen nicht immer dasselbe. Obwohl gerne synonym verwendet, hat ersteres etwas mit Quantifizierung zu tun: Leistung wird gemessen, sie soll objektiv sein, soll Vergleichbarkeit ermöglichen.
on seiner besten Leistung hingegen kann nur der Athlet selbst sprechen. Schön ist es trotzdem, wenn Bestleistung und beste Leistung Hand in Hand gehen. Adam Hetmanski (Marathon Mülheim) spricht nach dem erfolgreich absolvierten Bear Ultra, dem berüchtigten „Grizzly 100“ entlang der belgisch-niederländischen Grenze, von der besten Leistung seiner Ultra-Karriere.
Adam Hetmanski belohnt sich mit dem fünften Platz
Die Zahlen sprechen für sich: In zehn Stunden, sechs Minuten und 49 Sekunden legte er den 100 Kilometer langen Trail zurück und meisterte einen Höhenunterschied von 2.400 Metern. Seine bislang schnellste gemessene Zeit auf dieser Distanz. Der Lohn: Rang fünf.
„Ich wusste, dass die Endzeit in diese Region reichen kann, wenn alles zusammen passt. Das erste, das ich nach dem letzten Wettkampf umgestellt habe, war die Technik im Bergab-Laufen. Es gelang mir den Takt vorzugeben, um die Sturzgefahr durch Dritte zu minimieren.“ Die Maßnahme resultierte aus dem ernüchternden Rennverlauf durch eine Reihe von vermeidbaren Stürzen beim 7 Valleys Run in der polnischen Tatra im September über 100,8 Kilometer und 3950 Höhenmeter-Unterschied.
Die zweite Teilnahme beim „Bear Ultra“
Für Hetmanski war es die zweite Teilnahme beim „Bear Ultra“. Die Veranstalter dotierten seine Leistung aus dem Vorjahr (11:11,30 Stunden, Rang drei) mit der Startnummer „1“. An der Startlinie traf er altbekannte Konkurrenten der mitteleuropäischen Ultratrail-Szene, was bereits intensive Zweikämpfe vorausahnen ließ.
Eine komplizierte Streckenführung testet das Orientierungsvermögen der Ultra-Läufer, was den Rennverlauf zusätzlich spannend gestaltet. Die ersten 20 Kilometer blieb Hetmanski sparsam mit seinen Kraftreserven, dann wechselte er in die Offensive. Einen ersten härteren Angriff bei Kilometer 23 konterte der Mülheimer: „Dafür musste ich einige Meter in Kauf nehmen. Ein taktischer Schachzug, der bei Ultra-Läufern auch nichts Ungewöhnliches mehr darstellt.“
Der Zweikampf bleibt in wacher Erinnerung
Ab Kilometer 27 machte Hetmanski 16 Plätze gut und arbeitete sich bis Kilometer 87 auf Platz fünf vor. Zwischenzeitlich lieferte er sich mit dem Belgier Olivier Leerg (10:07,48 Stunden/Fun Adventure Trailrun) einen eisernen Zweikampf. „So einen schönen und harten Zweikampf bin ich noch nie gegen jemanden gelaufen. Wir klebten bis zum Schluss aneinander.“
Die Rede ist wohlgemerkt von einer Zeitspanne von über sieben Stunden. Wechselseitig verschärften sie das Tempo. „Ich wollte kein Bündnis mit ihm schließen. Das beruhte aber ganz auf Gegenseitigkeit“, schmunzelt der Mülheimer.
Reibungsloser Ablauf an den Versorgungsstellen
An den vier Versorgungsstellen galt ein reibungsloser Ablauf als ausschlaggebend für den Erfolg: „Hier kann immer sowohl Zeitgewinn als auch und Zeitverlust drin sein. Ich habe mir den Ablauf drei Kilometer davor immer und immer wie ein Film im Kopf abgespult.“. So benötigte Hetmanski nie länger als 30 Sekunden für seine Versorgung.
Einen ausgedehnten Endspurt leitete Hetmanski ab Kilometer 86 ein. 800 Meter vor Zieleinlauf lief er Olivier Leerg davon. „100 Kilometer in zehn Stunden im Gebirge zu laufen, ist eine Ansage“, so Hetmanski euphorisch und erschöpft.