Mülheim. . Die Mülheimer gewinnen das Finale gegen Rot-Weiss Köln mit 3:2 und holen den ersten Meistertitel seit 1997. Rauschende Feier im Vereinsheim.
Thilo Stralkowski reißt die Arme hoch, Tobias Matania kniet auf Höhe der Mittellinie, Trainer Omar Schlingemann umarmt sein Trainerteam, und die mitgereisten Fans aus Mülheim singen den Klassiker „Oh wie ist das schön.“ Der Ball ist im Aus, das Spiel vorbei. Seit Sonntag, 16.32 Uhr, hat der HTC Uhlenhorst neue Hockeyhelden. Die Grün-Weißen schlagen im Finale um die Deutsche Meisterschaft Rot-Weiss Köln mit 3:2 und holen den Pokal zum ersten Mal seit 21 Jahren an den Uhlenhorstweg. Der Schlusspfiff in Krefeld ist gleichzeitig der Startschuss für eine rauschende Partynacht.
Als Kapitän Stralkowski wenige Minuten später den Pokal in die Höhe stemmt, lassen seine Mitspieler auf dem Siegerpodest die Korken knallen. Der Partystimmung der Mülheimer ist selbst das Podium nicht gewachsen, das in sich zusammenbricht. Dem Jubelrausch des HTCU tut das keinen Abbruch – sie haben längst die „grüne Wand“ angepeilt und wollen den Pott endlich ihren Fans präsentieren.
Schlingemann der stille Genießer
Nur einer genießt im Stillen. Trainer Omar Schlingemann steht einige Meter abseits, schaut sich das Treiben an. Erinnerungen an Franz Beckenbauer werden wach, der nach dem WM-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft 1990 alleine über den Rasen der Olympiastadions von Rom schritt. „Der Titel ist für die Jungs und für den Verein. Ich habe sie als Trainer begleitet und versucht, sie so zu führen, dass wir unsere Leistung bringen“, sagt der niederländische Meistertrainer bescheiden. Er tritt in die Fußstapfen von Arndt Herzbruch, der 1997 die bis dato letzte Uhlenhorster Meistermannschaft trainierte.
Thilo Stralkowski indes hat noch gar nicht so richtig realisiert, was in den 60 Minuten zuvor passiert ist, versucht die passenden Worte zu finden: „Es ist einfach unfassbar. Ich glaube, wir wussten alle nicht, was für ein Fight eigentlich in uns steckt“. In seinem womöglich letzten Spiel war es der Kapitän, der die Uhlenhorster nach einer zurückhaltenden Anfangsphase nach einer kurzen Ecke in Führung brachte – ausgerechnet Thilo Stralkowski.
Jan Schiffer wird zum Matchwinner
Der Pokal wandert währenddessen durch die Hände aller Spieler, vor dem Block der Uhlenhorster starten Fans und Mannschaft eine „Humba“, die La-Ola-Welle breitet sich aus. Es ist der Lohn für eine anstrengende und kräftezehrende Saison, in der sich die Uhlenhorster auch von Rückschlägen nicht haben aus der Bahn werfen lassen.
So wie auch im Finale. Nach dem 1:0 dreht Köln das Spiel, führt zu Beginn des letzten Viertels mit 2:1. Aber die Uhlenhorster kämpfen sich zurück in die Partie, der starke Malte Hellwig gleicht aus, Jan Schiffer erzielt sechs Minuten vor dem Ende das goldene Tor zur Meisterschaft. „Heute hat vielleicht nicht die individuell bessere Mannschaft gewonnen, sondern die Mannschaft mit dem größeren Willen“, bringt es Tobias Matania auf den Punkt. Längst hat er sich unter das Feiervolk gemischt, trägt die Trophäe später gemeinsam mit Benedikt Fürk in Richtung Kabine.
Fans feiern mit ihren Helden
Einige Fans haben den Weg auf den Rasen gefunden. Autogramme der neuen Helden sind heiß begehrt, Kinder fragen die frischgebackenen Meister nach ihren Schlägern. Benedikt Fürk hat seinen schon abgegeben. „Es ist noch gar nicht so richtig angekommen, was heute passiert ist. Gerade die ältere Generation im Team hat so lange darauf hingearbeitet. Es ist wahnsinnig geil“, sagt er, dann wird weiter getanzt, gelacht und gefeiert.
Etwas später macht sich der Partytross auf den Weg nach Mülheim, wo die Mannschaft von ihren Fans mit grün-weißer Pyrotechnik und jeder Menge Applaus empfangen wird. „Wir sind alle heilfroh, dass es nach diesen 21 Jahren endlich vorbei ist“, sagt Präsident Hanns-Peter Windfeder. Dass diese lange Leidenszeit am Sonntag, 16.32 Uhr, zu Ende geht, führt der Klubchef vor allem auf den Willen der Mannschaft zurück: „Unser Team wollte es einfach fünfmal mehr als alle anderen. Da standen heute 17 Rambos auf dem Platz“, sagt Windfeder. Jörg Duckscheer eröffnet dann endgültig die Partynacht: „Es gibt Freibier bis einer Stopp sagt.“ Es wird keiner Stopp sagen...