Bei den Deutschen Meisterschaften 2016 ging der Stern von Damian Wierling auf. Nun kehrt er zurück – unter ganz anderen Voraussetzungen.

Nach der Ankunft am Mittwochnachmittag stand eine letzte Trainingseinheit auf dem Programm für Damian Wierling. „Es geht jetzt gleich los, das erste Einschwimmen, die Halle wiedererkennen“, sagte der 21-jährige Mülheimer, der in Berlin für die SG Essen an den Start geht.

Die Halle wiederzuerkennen dürfte ihm nicht allzu schwer fallen – diese Halle im Berliner Europasportpark wird Damian Wierling wohl nie vergessen.

Wierling sorgt 2016 für großes Aufsehen

Am 7. Mai 2016 war es, als er hier, im Berliner Europapark, den großen Durchbruch schaffte, auf den 100 Metern im Schlussspurt Paul Biedermann abhängte und schließlich einen Tag drauf seine eigene Bestzeit pulverisierte, über 50 Meter Freistil unter der Schallmauer von 22 Sekunden blieb, einen Deutschen Rekord aufstellte, sich für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro qualifizierte.

13 Monate später, der Deutsche Rekord steht immer noch in den Listen. Wie schafft Wierling es, wieder in diesem Modus zu kommen, das Gefühl von 2016 zu kriegen? „An diese Leistungen ist es nicht leicht heranzukommen. Noch einmal so eine Leistungsexplosion zu schaffen, darauf habe ich keine große Chance.“ Kein Wunder, seit den Meisterschaften vor einem Jahr, sind die Maßstäbe andere.

Verletzungen und Krankheiten halten Wierling auf

Es war keine leichte Saison für Damian Wierling. „Die Leistungen waren ganz gut, aber es war schwierig, mit Krankheiten, Verletzungen. Es ist auch mit der Motivation schwierig, immer wieder aus dem Training rausgehen zu müssen, weil wieder eine Kleinigkeit ist.“ Er habe nicht allzu hohe Erwartungen, „das war nicht die beste Saison“.

Auch das zeigt wieder, dass er andere Maßstäbe hat. Vor einem Jahr war er der Shootingstar der Deutschen Meisterschaften. 2017 wird er mit der schnellsten Meldezeit auf die 50 und 100 Meter Freistil gehen.

Die 50 Meter sind am Freitag Wierlings erster Härtetest in die Meisterschaften, am Vormittag der Vorlauf, am späten Nachmittag das Finale. Samstag der gleiche Ablauf über 100 Meter.

Schmetterling konnte er zuletzt kaum trainieren

Schon am heutigen Donnerstag stehen die 50 Meter Schmetterling an, da sagt er aber: „Mal schauen, 23,8 Sekunden wären gut.“ Aufgrund einer Rückenverletzung konnte er zuletzt aber kaum Schmetterling trainieren, „ich muss schauen.“

Klar, der Fokus liegt auf den beiden kurzen Freistil-Strecken. Ziel ist, die U23-Norm für die Weltmeisterschaft in Budapest zu knacken. „Das ist in Reichweite“, meint Wierling, „so weit ist das nicht von meiner Bestzeiten weg.“ Die eigenen Bestzeiten will er jeweils erreichen, plusminus eine Zehntel auf 100 Meter Freistil, eine halbe Zehntel auf 50 Meter Freistil. Wenn er dieses Ziel erreicht, packt er wohl auch das zweite – die Titelverteidigung, auch wenn er das nicht so explizit anspricht. In beiden Rennen ist er Favorit.

Wierling gehört längst zu den Stars

WM-Normen, Bestzeiten und auch Goldmedaillen wären ein versöhnlicher Schlusspunkt unter schwierige postolympische Monate, Wierling könnte mit gutem Gefühl Richtung Weltmeisterschaft blicken.

Unterstützung in der Schwimmhalle ist ihm übrigens, über Freunde und Familie hinaus, übrigens sicher. SG-Mülheim-Trainer Peter Schorning sagt im Gespräch mit dieser Zeitung, als das Gespräch auf Wierling kommt: „Na klar, sind wir auch da, um ihn zu sehen – und natürlich um ihn anzufeuern, wenn er im Becken ist.“

Diesen Status hat sich Wierling längst verdient – auch das war vor einem Jahr noch anders.