Auch wenn die Kinder von Croatia gegen Gent auf dem Platz verlieren – viel wichtiger ist, wie die beiden Mannschaften sich danach verstehen.

Ob es jetzt fünf, sechs oder sieben Gegentore waren, die der SC Croatia kassiert hat, ist dann auch egal. Trotzdem hängen die Köpfe bei den Mülheimer E-Jugendlichen nur kurz. Denn mit dem Abpfiff der Partie zwischen SC und KAA Gent geht es zwischen den beiden eigentlich erst los. Alle klatschen sich fair ab, dann gibt es gemeinsame Fotos (auch für diese Zeitung) – die Belgier sind nämlich nicht nur sportlich zu Gast beim SC Croatia, sondern übernachten an diesem Turniertag auch bei ihren Mülheimer Gegenspielern.

Es herrscht ein großes Gewimmel im Ruhrstadion am Samstagnachmittag, alle möglichen Arten von Mannschaften sind vertreten.

Juve und Gala, aber auch Rot-Weiss Essen

Lokale Schwergewichte wie RW Essen und der FC Kray, international große Namen wie Juventus Turin und Galatasaray, deutsche Vereine aus größerer Entfernung, etwa München und Marburg, aber auch aus der Nachbarschaft wie der SV Horst-Emscher – und natürlich Croatia als Gastgeber. Der U11-Provinzial-Cup wird an sieben Standorten gleichzeitig ausgespielt und ist ein organisatorisches Mammutwerk, dass das Team um SC-Jugendleiter Hakan Katircioglu aber gut im Griff zu haben scheint.

Hoher Besuch im Ruhrstadion: Neben
Hoher Besuch im Ruhrstadion: Neben

„Alles top organisiert, die Leute von West Ham und Juve, aber auch viele andere Gäste haben uns sehr gelobt“, ist er stolz. Nachweis: „Wir liegen nur drei Minuten hinter dem Zeitplan.“ Wer jemals ein Jugendfußball-Turnier besucht hat, weiß, dass das sensationell wenig ist.

Croatia II hatte am Vormittag das „Vergnügen“, gegen West Ham United antreten zu dürfen, jetzt ist Croatia I dran. Gegen Galatasaray gibt es im Auftaktspiel eine klare Niederlage. Dann folgt das Spiel gegen Gent. Ohne dass der SC einmal den Ball berührt, schießt Gent das 1:0. Mit dem handverlesenen Trupp aus der Jugendakademie des Champions-League-Achtelfinalisten von 2016 kann der SC nicht mithalten.

Sonderlob für den tapferen Croatia-Torwart

Die kleinen Belgier schießen hart mit beiden Füßen, haben nicht nur eine Ballbehandlung, sondern auch schon Frisuren wie die Großen und könnten jede Minute ein Tor schießen, wenn sie nicht manchmal zu eigensinnig wären. Immerhin der Mülheimer Torwart kann sich toll auszeichnen und hält das Ergebnis im Rahmen.

Faires Miteinander: Die Mülheimer klatschen einen belgischen Betreuer ab.
Faires Miteinander: Die Mülheimer klatschen einen belgischen Betreuer ab.

Der Torwart bekommt im Anschluss noch ein Sonderlob, aber auch dem Rest der Truppe spricht Trainer Pierre Riemer Mut zu: „Schon okay. Die gehören zu den fünf besten in ganz Belgien. Davon können wir nur lernen.“ Sein Co Younes Boumoungar meint: „Diese Vereine haben sechs oder sieben U11-Mannschaften, der Trainer sucht sich die besten zehn für den Trip nach Deutschland aus.“ Croatia hat neun Spieler im Kader.

Während sich die Belgier aufs nächste Spiel vorbereiten, laufen die Mülheimer Kicker zum Eisstand. Die Eltern stehen teils hinter der Theke, einige warten dort auf ihre Kinder. Die „Gegner“ aus Gent werden sie bald wiedersehen – im heimischen Wohnzimmer. Die Belgier übernachten ja bei den Croatia-Familien, zu Hause bei Jennifer Palzer und Kim Klomfas zum Beispiel.

Croatia hat auch schon gegen Bayern gespielt

Die größte Sorge ist die Sprachbarriere. Sprechen belgische 10-Jährige englisch? „Essen, trinken, Zähneputzen, das kriegen wir zur Not mit Händen und Füßen hin“, meint Palzer. In Zweier- oder Dreiergrüppchen wurden die Belgier auf die Mülheimer Familien verteilt.

Die Kinder rücken zusammen, die Couch wird zum Bett umgebaut eine Schwester zur Cousine ausquartiert, um Platz für den Besuch zu haben. Kim Klomfas sagt: „Wir haben das Reisebett schon aufgebaut. Das ist ein richtig tolles Erlebnis für die Kinder.“

Die sitzen daneben mit ihrem Eis in der Runde und schwärmen: „Das ist immer toll, gegen solche Mannschaften zu spielen, vor allem Galatasaray.“ Einmal hätten sie auch gegen Bayern München gespielt, und Lyon. Jetzt Gent. „Dass die besser sind, ist ja klar“, verstehen die Nachwuchskicker die Niederlage.

Es geht nicht nur ums Gegeneinander

Am nächsten Morgen müssen die Eltern den Besuch rechtzeitig am Treffpunkt abliefern – sie müssen weiter, wollen das Gesamtturnier gewinnen. Es klappt nicht, Austria Wien krönt sich in Lintorf gegen Mainz 05 zum Champion, wird Nachfolger von Manchester City.

Die U11 des SC Croatia hat da gerade die Bronzerunde hinter sich gebracht. Sie haben viel gelernt – von ihren starken Gegnern, aber auch, dass es manchmal um mehr als das Gegeneinanderspielen geht.