Die YONEX German Open 2016 nähern sich ihren Traumfinals am Sonntag, weil sich die Favoriten auch am Freitag der Viertelfinalspiele von ambitionierten Rivalen nicht stoppen ließen. Sowohl die Chinesinnen Li Xuerui und Wang Shixian als auch Landsmann Lin Dan und Vorjahressieger Jan Ø. Jørgensen aus Dänemark trennt nur noch der Halbfinaltag (Spielbeginn am Samstag ist um 14 Uhr) vom Eintauchen in den Showdown.

Wie sehr die Freunde der Disziplin Badminton auf die seit 2005 in Mülheim angebotene Topveranstaltung fliegen, bewies die Schlange lange vor Veranstaltungsbeginn. Viele Zuschauer harrten bei nasskaltem Wetter aus, um sich dann ihren Lieblingsplatz zu sichern. Und es ging gleich mit ganz viel Dampf los, als sich die Herrendoppel Ko Sung Hyun/Baek Cheol Shin aus Korea sowie V Shem Goh und Wee Kiong Tan aus Malaysia einen leidenschaftlichen Schlagabtausch lieferten und die Spieler aus Seoul nach dem 22:20 und 23:21-Krimi als erste Halbfinal-Teilnehmer feststanden. Der Tisch war gedeckt für einen weiteren atemberaubenden German-Open-Abend.

Europa wurde erstmals von der Dänin Line Kjärsfeldt vertreten, und bei aller asiatischer Macht hatte die 21-Jährige aus dem Nachbarland, Gewinnerin bei den Europaspielen 2015 in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku, das Mülheimer Publikum auf ihrer Seite. Als sich die ungesetzte Skandinavierin gegen die Japanerin Akane Yamaguchi den zweiten Satz schnappte, roch es nach einer dicken Überraschung, doch am Ende brachte die Asiatin den Entscheidungssatz routiniert nach Hause.

Wenig später explodierte dann Danish Dynamite, als der topgesetzte Vorjahressieger Jan Ø. Jørgensen bei seinem Auftrag den nächsten Schritt machte und den Chinesen Tian Houwei (Setzplatz fünf) mit 21:18 und 21:13 besiegte. „Das war ein hartes Stück Arbeit, aber ich bin zufrieden mit meinem Lauf. Jetzt werde ich mich im Hotel ausruhen und mich auf das nächste Spiel konzentrieren. Ich will das Turnier gewinnen“, so der bekennende Schnitzel-Liebhaber, der den Matchball mit einem neuen Schläger machte, nachdem eine Saite gerissen war. Und zum Halbfinalgegner Chou Tien Chen aus Taiwan? „Ich habe das Level, ihn zu schlagen“, so der Weltranglisten-Vierte, der sich nach eigenem Bekunden in Mülheim wohlfühlt.

Das gilt auch für die Vorjahresfinalisten Vladimir Ivanov und Ivan Sozonow aus Russland, die nach ihrem gestrigen Match gegen Sheng Mu Lee und Chia Hsin Tsai aus Taiwan abermals auf einem guten Weg sind. „Wir sind begeistert, vor einer so großen Kulisse zu spielen. Badminton ist in Deutschland viel populärer als in unserem Heimatland.“

Nachdem Wang Shixian gegen die tapfere Inderin Sindhu Pusala V. vorgelegt hatte, legten die anderen Superstars aus dem Reich der Mitte nach. Olympiasiegern Li Xuerui musste dabei gegen die Japanerin Yui Hashimoto den Umweg über den Entscheidungssatz gehen. Auch dem großen Lin Dan blieb Leichtigkeit versagt. 72 Minuten musste er beim 21:16, 20:22, 21:17 gegen den Japaner Sho Sasaki ganz harte Arbeit verrichten. Wie auch immer: Der Traum von den Traumfinals lebt.