Einen Satz lang konnten die Mülheimerin Isabel Herttrich und Mark Lamsfuß aus Saarbrücken die topgesetzten Koreaner ärgern. Doch auch die letzte deutsche Paarung ist draußen
Es war rar geworden um die deutschen Badminton-Spieler. Am Donnerstag war nur noch eine Paarung des Gastgebers bei den Yonex German Open mit dabei. Isabell Herttrich und Mark Lamsfuß hätten im Duell gegen die topgesetzten Koreaner Ko Sung Hyun und Kim Ha Na schon eine faustdicke Überraschung benötigt, um ins Viertelfinale einzuziehen. Einen Satz lang glaubten die Zuschauer in der RWE-Sporthalle daran. Doch am Ende setzten sich Ko/Kim mit 18:21, 21:10, 21:15 durch.
Trotzdem holten sich die beiden letzten verbliebenen Deutschen einen donnernden Applaus der Fans ab. „Wir können schon stolz drauf sein“, meinte Mark Lamsfuß. „Immerhin haben wir sie im ersten Satz geärgert.“
Ohnehin war das Achtelfinalspiel für die beiden Qualifikanten so etwas wie eine Zugabe. Nach zwei erfolgreichen Qualifikationsspielen war auch das Erstrundenmatch am Mittwoch beinahe optimal verlaufen. „Auch wenn wir den ersten abgeben mussten, haben wir drei Sätze lang richtige Sachen gemacht“, meinte Isabel Herttrich im Rückblick. Dass ihr Sieg am Ende der einzige an einem verkorksten Mittwoch bleiben sollte, überraschte die beiden Nationalspieler schon. „Es war allerdings von vornherein klar, dass viele ein schweres Los hatten“, sagte Herttrich. Auch im Doppel war für beide mit ihrem jeweiligen Partner in Runde eins Schluss. Mark Lamsfuß überstand mit Marvin Emil Seidel zumindest die Qualifikation. „In der Hauptrunde hat dann einfach ein bisschen gefehlt“, bilanziert Lamsfuß. Isabel Herttrich scheiterte an der Seite von Birgit Michels. „Wir haben ein paar unnötige Fehler gemacht und die Thailänderinnen waren sehr stark.“ Umso schöner, dass es zumindest im gemischten Doppel geklappt hat. „Es war schon etwas Besonderes, dass heute alle auf uns geguckt haben“, ergänzte der Saarbrücker.
Liegt das schwache Abschneiden der Deutschen auch am großen Druck vor heimischen Publikum? Beide schütteln den Kopf. „Es sind viele Leute, die man kennt, in der Halle. Da fällt es mir relativ leicht zu spielen. Außerdem ist es schön, dass mal alle für uns sind“, erklärt die 23-jährige Isabel Herttrich, die acht Minuten von der RWE-Sporthalle entfernt wohnt. „Mehr Heimspiel geht nicht“. Mark Lamsfuß ergänzt: „Die Freude über ein Spiel vor heimischer Kulisse überwiegt.“
Seit fast fünf Jahren Mülheimerin
Seit fast fünf Jahren trainiert die aus der Nähe von Nürnberg stammende Herttrich am Deutschen Badminton-Zentrum an der Südstraße. Nach mehreren Jahren an der Seite von Peter Käsbauer spielt sie seit Mai 2015 im Mixed zusammen mit Mark Lamsfuß. Der 21--Jährige, der in Saarbrücken wohnt und trainiert, hielt das Doppel sofort für eine erfolgreiche Verbindung. Er sagt: „Es hat von Anfang an gepasst, sie ist schnell, kreativ und hat gute Lösungen.“ Weil das DBV-Duo bei vielen Turnieren in der Qualifikation startet, ist die Jagd auf Weltranglistenpunkte mühsam. Die olympischen Spiele waren daher früh kein Thema mehr. „Aber wir sind ja noch jung und können es in vier Jahren noch einmal probieren“, sagt Isabel Herttrich, schweigt dann kurz und schiebt dann lachend hinterher: „Oder in acht.“
Dass beide der Weg zum Badminton führen würde, war früh vorgezeichnet. Herttrichs Eltern spielten in der Bundesliga und auch die gesamte Familie Lamsfuß ist vom Badminton-Virus befallen. „Wie jeder Junge habe ich erst Fußball gespielt und war auch gar nicht schlecht“, erzählt Lamsfuß. Auch die ehemalige Handballerin Herttrich musste sich irgendwann entscheiden. „Ich glaube, dass wir die richtige Wahl getroffen haben“, sagt sie.