Erik Stoffelshaus arbeitet für einen Regionalverband in Toronto und ist vor allem für die Ausbildung von Trainern und Nachwuchsspielern zuständig.
Morgens, 11 Uhr in Toronto: Erik Stoffelshaus kommt gerade vom Frühstück, um dieser Zeitung vom Fußball in Kanada zu erzählen. Denn der 44-jährige Mülheimer hat bisher eine interessante Laufbahn hinter sich.
Nach dem Abitur an der Luisenschule und der Ausbildung zum Industriekauffmann bei der Thyssen Stahl AG begann er ein Studium der Sportwissenschaften und war ab 1998 elf Jahre lang beim FC Schalke 04 tätig. Bei den „Königsblauen“ stieg er bis zum Teammanager der Lizenzspielerabteilung auf. Erst mit der Verpflichtung von Felix Magath war Schluss auf Schalke.
Raus aus dem Ruhrgebiet
Der Mülheimer nutzte die Zeit, um sein Diplom als Sportlehrer zu erreichen. Währenddessen reifte in ihm die Lust auf eine neue Aufgabe im Ausland. „Ich habe immer in Mülheim gewohnt, auf Schalke gearbeitet, in Bochum studiert – mein Dunstkreis war immer ziemlich Ruhrpott-lastig“, sagt Stoffelshaus.
Da nur ein englischsprachiges Land in Frage kam standen Australien, Neuseeland und Kanada in der engeren Auswahl. „Ich habe mich dann überall beworben und es nicht bereut“, sagt der heute 44-Jährige.
Seit November 2013 lebt Erik Stoffelshaus in Kanada. Angefangen als technischer Direktor in Ottawa ist er seit März in derselben Position bei der York Region Soccer Association, einer von 21 kanadischen Regionalverbänden, tätig.
„Ich bin vor allem für die Spieler- und Trainerentwicklung zuständig. Zwar habe ich nur 15 Vereine unter meinen Fittichen, aber jeder Klub kann auf ein Pool von bis zu 7000 Mitgliedern zurückgreifen. Das ist etwas anders geregelt als in Deutschland“, beschreibt Stoffelshaus seine Aufgabe.
Eine Entwicklung im kanadischen Fußball hat der Mülheimer schon registriert, auch wenn der Sport in vielen Bereichen wie vor allem der Qualifikation von Jugendtrainern noch in den Kinderschuhen steckt. „Es gibt im Fußball immerhin mehr Neuanmeldungen als im Eishockey“, sagt Stoffelshaus. Und das soll schon was heißen, schließlich ist „Hockey“ in Kanada Nationalsport. „Wenn hier in Toronto die Maple Leafs spielen, dann ist die ganze Stadt blau-weiß“.
Bei der Frauenfußball-WM, die noch bis zur Nacht auf Montag deutscher Zeit läuft, hielt sich die Begeisterung hingegen noch in Grenzen. „Toronto war leider auch kein Spielort, ich habe aber das erste Spiel der Deutschen gegen die Elfenbeinküste in Ottawa live im Stadion gesehen“, erzählt der Fußballfanatiker. „Das Turnier künstlich aufzublähen, hat dem Wettbewerb nicht gut getan.“
Noch bis 2017 ist Erik Stoffelshaus vertraglich an seinen Arbeitgeber gebunden. „Ich liebe die Stadt Toronto und finde es unglaublich interessant, verschiedene Projekte mitanzuschieben“, sagter, der kürzlich in ein achtköpfiges Expertenteam berufen worden ist. Eine Verlängerung des Engagements in Kanada kann sich der Mülheimer gut vorstellen.
In seiner Heimatstadt war Erik Stoffelshaus zuletzt um die Weihnachtszeit. „Mülheim ist für mich die schönste Stadt im Ruhrgebiet und die Begeisterung für Fußball in der Region erwähne ich auch immer wieder bei Vorträgen.“