Kamp-Lintfort. Pascal Martin, besser bekannt als Schiedsrichter Qualle, hat beim 1. FC Lintfort mächtig Pluspunkte gesammelt. Für sich und den Verein.
Pascal Martin ist Qualle und durch seine Schiedsrichter-Videos auf TikTok richtig berühmt. Mittlerweile begeistert er eine Million Follower mit seinen Videos auf TikTok und weitere 239.000 Fans auf Instagram. Insbesondere bei den Zehn- bis 14-Jährigen ist Qualle bekannt und beliebt. Und nun war der Influencer und Fußball-Schiedsrichter am Sonntag, 1. Dezember, der Einladung vom 1. FC Lintfort gefolgt, als Gast die Anlage an der Franzstraße zu besuchen.
Viel gelernt beim Workshop „Respekt im Fußball“
Dort hatte Qualle dann zuerst zum Workshop „Respekt im Fußball“ geladen. Genau durch diese Message ist der 22-Jährige bekannt geworden. Er möchte, dass es im Fußballsport respektvoller umgeht und dies besonders mit Blick auf den Umgang mit den Unparteiischen. In seinem Workshop sprach Qualle über das Schiedsrichterdasein, fragt die Kindergruppe, welche Schiedsrichter sie denn überhaupt kennen würden und war nicht überrascht, als niemand einen einzigen Namen nennen konnte.
Der gebürtige Duisburger wollte dann noch wissen, wer am Vortag den Klassiker Borussia Dortmund gegen Bayern München gepfiffen hatte. Wieder kannte niemand den Namen. Genau so sei es mit dem Schiedsrichterdasein. Solange der Schiri keine Fehler macht, kennt niemand seinen Namen. Schiedsrichter würden erst ins Interesse der Fans rücken, wenn sie vermeintlich eine Fehlentscheidung getroffen hätten, sagte Qualle vor den rund 15 Kindern. In den seltensten Fällen würden Schiris für ihre guten Entscheidungen gelobt.
„Abseits-Fahne“ betitelte schließlich der aufmerksam lauschende Nachwuchs die Fahne, die richtig Schiedsrichter-Assistenten-Fahne heißt, wie sie jetzt alle wissen. Die, die Qualle mitgebracht hatte, war ein Geschenk von seinem Vorbild des ehemaligen FIFA-Schiedsrichters Deniz Aytekin erzählt Pascal Martin. Damit sollten die Kinder vormachen, wie Abseits angezeigt wird. Qualle korrigiert und macht es richtig vor. Gar nicht so einfach. Genau wie das Anzeigen weiterer Entscheidungen auf dem Platz. Schließlich ging es noch um die Kommunikation zwischen Schiedsrichterassistenten und Schiris auf dem Feld, mittels Knopf, Funk und vibrierenden Signalgebers am Arm des Schiedsrichters.
Ein Appell Richtung 1. FC Lintfort, mehr Schiedsrichter zu mobilisieren
Kurz vor dem Workshop-Ende wollte Qualle noch einen Appell Richtung 1. FC Lintfort loswerden. Dabei ging es vor allem um die stetig schwindende Anzahl von Schiedsrichtern in Deutschland. 2014 gab es offiziell noch 84.000 Schiedsrichter, mittlerweile nur noch rund 44.000 wobei nur knapp 15.000 Jungschiris seien. Dabei hätten die fast alle Kinder im Workshop Lust, mal ein Spiel zu pfeifen, wie Qualle auf Nachfrage erfuhr. Doch vom Verein sei noch niemand angesprochen worden, sich zum Schiedsrichter ausbilden zu lassen.
Die geringe Anzahl der Schiedsrichter im Verein sei auch quasi die Initialzündung für den Workshop mit Qualle gewesen, sagt dann auch Kevin Hippert, Vorsitzender beim 1. FC Lintfort. Der Klub möchte mehr Unparteiische aus den eigenen Reihen stellen, um wenigstens die geforderte Mindestzahl erfüllen zu können. Abschließend war dann noch Zeit für ein Autogramm und Foto von und mit Qualle. Dessen jüngerer Bruder, der wie Mutter Nina Martin mit dabei war, verteilt schließlich noch „Respekt im Fußball“-Medaillen an alle Kinder. „Die Kinder liegen ihm sehr am Herzen“, versichert Nina Martin, dass ihr Sohn Pascal immer so lange bleiben würde, bis jedes Kind ein Autogramm mit oder ohne Foto bekommt. Ganz wie gewünscht.
Danach ging es für den Vorzeige-Schiedsrichter auf den Platz. Denn dort pfiff Qualle das Spiel der U15-Mannschaft des 1. FC Lintfort gegen die U14 vom MSV Duisburg, vor rund zumeist 500 Kindern und Eltern, schätzt Hippert nachher. „Wir hatten mit mehr gerechnet“, so FC-Jugendleiter Heiko Müller, „doch es war schon in Ordnung.“ Während des Spiels war klar zu erkennen, dass es Pascal Martin äußerst wichtig ist, den Fußballkindern zu erklären, warum er welche Entscheidung getroffen hat, wenn es Nachfragen gibt. Die Partie der Nachwuchskicker verlief schließlich äußerst spannend, wobei sich das Gästeteam vom MSV mit 3:2 durchsetzte. Zwar war das FC-Team enttäuscht, doch alle Beteiligten gingen mit den Gegenspielern respektvoll um. Genau das, was Schiri Qualle anstrebt. Bei jeder Mannschaft.