Bocholt/Moers. Fußball-Freitag beim SV Biemenhorst könnte Landesligist teuer zu stehen kommen. Bislang kein Sonderbericht zu Ausschreitungen.

Nach dem skandalösen Fußball-Freitag auf dem Kunstrasen des SV Biemenhorst an der Birkenallee dürfte es für die Akteure des SV Scherpenberg nicht so einfach sein, zur Tagesordnung überzugehen. Beim Landesligisten kassierten Torjäger Tim Falkenreck und Ex-Profi Nico Klotz zumindest diskutable Rote Karten wegen angeblicher Schiedsrichter-Beleidigung. Besonders im Falle von Falkenreck ist zu befürchten, dass der Ex-Sterkrader als Wiederholungstäter - er flog vergangene Saison bei den Nordlern gleich dreimal vom Platz - nicht mit einer milden Sperre davonkommen wird. Dass es direkt nach dem 3:6 (2:4) auch noch Ausschreitungen auf und neben dem Rasen gegeben hatte, blieb im Spielbericht von Schiedsrichter Daniel Schierok aus Essen unerwähnt.

Zuschauerin spuckt offenbar Ömer Akbel an

Ursprung der mehrminütigen Rangeleien - erst außerhalb des Spielfeldes, dann auch auf dem Platz - war offenbar eine Spuckattacke einer Zuschauerin gegen Scherpenbergs Mittelfeldspieler Ömer Akbel. Der viel zu weit vom Geschehen entfernte Ordnungsdienst war nicht rechtzeitig zur Stelle, benahm sich dann anschließend gegenüber den Gästen in Teilen daneben. Ob Scherpenberger von einem oder mehreren Ordnern auch körperlich angegangen worden waren, ließ sich im Getümmel nicht zweifelsfrei feststellen.

Scherpenbergs Ex-Profi Nico Klotz (links) wurde in Biemenhorst neun Minuten vor Schluss des Feldes verwiesen.
Scherpenbergs Ex-Profi Nico Klotz (links) wurde in Biemenhorst neun Minuten vor Schluss des Feldes verwiesen. © Moers | Rüdiger Bechhaus

„Mich hat einer angepöbelt, das Ganze war alles andere als in Ordnung“, berichtete hinterher Scherpenbergs Cheftrainer Ralf Gemmer. Ob das Geschehen noch Konsequenzen nach sich ziehen und Staffelleiter Holger Tripp den Vorfällen nachgehen wird, bleibt allerdings erst einmal offen.

Rote Karten gegen den SV Scherpenberg diskutabel

Diskutiert werden dürfte der vermeintliche Vogelzeig von Torjäger Tim Falkenreck aus der 63. Spielminute gegen einen Schiedsrichter-Assistenten. Im Video von stage.tv ist der mit Rot geahndete Griff an die Stirn nicht wirklich als Beleidigung Richtung Seitenlinie zu erkennen. Falkenreck beteuerte, er habe im Zuge einer Abseitsposition einfach nur abgewunken. Der Platzverweis von Rechtsverteidiger Nico Klotz neun Minuten vor dem Spielende fußte auf einer verbalen Beleidigung des Ex-MSV-Profis. „Halt die Fresse“ soll Klotz allerdings nicht in der Diskussion gegen den Schiedsrichter-Assistenten, sondern gegen einen Zuschauer gerichtet haben, der ihn nahe der betreffenden Szene beleidigt hatte.

SV Scherpenbergs Andre Meier (links) wurde in der Schlussphase in Biemenhorst übel von hinten gefoult.
SV Scherpenbergs Andre Meier (links) wurde in der Schlussphase in Biemenhorst übel von hinten gefoult. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Eine andere Szene sorgte auf Gäste-Seite ebenfalls für Frust: der üble Tritt vom Pascal Spallek in der 78. Minute von hinten in die linke Wade von Außenstürmer Andre Meier. Statt einer Roten Karte gegen den Biemenhorster ließ es Referee Schierok bei Gelb bewenden. Die Bilder auf stage.tv hierzu waren jedoch eindeutig. Und Schierok stand zudem nahe dran an der versuchten Körperverletzung.

Trainer Ralf Gemmer: Schiedsrichter waren eine Katastrophe

„In Summe waren die Schiedsrichter eine Katastrophe“, betont Scherpenbergs Coach Gemmer. Die Niederlage war trotz eines offensiv guten Auftritts am Ende trotzdem selbst verschuldet. Ohne den schwer verletzten Kapitän Nico Frömmgen (Kreuzbandriss), den gesperrten Nico Kuipers und den angeschlagenen Marcel Gesemann in der Innenverteidigung sowie ohne die starken Stamm-Sechser Konstantin Möllering (Urlaub) und El-Houcine Bougjdi (verletzt) waren die Gäste der Biemenhorster Angriffswucht mit allerlei Stellungsfehlern und Patzern im Spielaufbau nicht gewachsen.

Sechs Gegentore, zwei Platzverweise und Ausschreitungen nach dem Schlusspfiff: SV Scherpenbergs Trainer Ralf Gemmer war in Biemenhorst bedient.
Sechs Gegentore, zwei Platzverweise und Ausschreitungen nach dem Schlusspfiff: SV Scherpenbergs Trainer Ralf Gemmer war in Biemenhorst bedient. © Essen | Thorsten Tillmann

SV Scherpenberg verteilt zu viele Gastgeschenke

„Wir haben gerade in der ersten Halbzeit einige Geschenke verteilt“, kritisierte Trainer Ralf Gemmer. Und dies, obwohl der Vorjahres-Vizemeister beim aktuell stärksten Heimteam der Landesliga sogar mit 2:1 geführt hatte. Mert Can Akdeniz mit einem schönen 18-Meter-Distanzschuss in die rechte Torecke (24.) sowie Nermin Badnjevic per Kopfball nach Klotz-Flanke (26.) drehten den frühen Rückstand. Doch die Defensive präsentierte sich nur zwei Minuten nach dem 2:1-Führungstor wieder nicht auf der Höhe. Der 2:4-Pausenrückstand ging aber nicht nur auf die Kappe der Innenverteidiger-Vertreter Damian Raczka und Hendrik Willing. Auch die Außenverteidiger und das Mittelfeld präsentierten sich defensiv schlicht fehlerhaft und unaufgeräumt.

Nach der Pause drückte Scherpenberg zunächst gut auf das Anschlusstor. Mit dem 2:5 durch Biemenhorsts Torjäger Jannis Schmitz, es war schon sein 22. Saisontreffer, und der folgenden Roten Karte gegen Falkenreck war die Partie Mitte der zweiten Halbzeit allerdings gelaufen. Auch wenn Andre Rieger noch einen an Nico Klotz verschuldeten Foulelfmeter zum 3:5 versenken konnte (69.).