Moers. Die Fußballer des MSV Moers wollten mit ihren zehn Teams ab Juli wieder in Meerbeck trainieren. Daraus wird nichts. Klubchef Sandrock ist sauer.
Seinen alten Verein im Moerser Ortsteil Meerbeck wollte Helmut Sandrock einfach nur davor bewahren, von der niederrheinischen Fußball-Landkarte getilgt zu werden. Seit er vor gut acht Monaten das Amt des Klubchefs beim MSV Moers – einst stolz in der Oberliga aktiv, Anfang Juni nun in die Kreisliga C abgestürzt – von Martin Borges übernommen hatte, „habe ich mehr Zeit und graue Haare investiert, als ich eigentlich wollte“, wie Sandrock im Gespräch mit der Redaktion zugibt. Ein gewichtiger Grund: Die ersehnte Rückkehr der Meerbecker auf die renovierte Rheinpreußen-Anlage, die ja bekanntlich unter dem Arbeitstitel „Volkspark Neu Meerbeck“ firmiert, verzögert sich immer weiter.
Seit mehr als zweieinhalb Jahren sind die Grün-Weißen nun schon ohne eigene Anlage, hatten sich zwischenzeitlich aus dem Fußballspielbetrieb sogar abgemeldet und bauen nun mühsam wieder die Fußballabteilung auf. „Alles lief darauf hinaus, dass der Verein kaputt geht“, sagt Sandrock, „das wollte ich verhindern.“ Der ehemalige DFB-Generalsekretär und Mitorganisator der Fußball-WM 2006 hat schließlich in den ruhmreichen 70er-Jahren selbst für die Meerbecker in der damals dritthöchsten Oberliga gespielt.
MSV Moers: Sieben neue Juniorenteams
Eine großangelegte Werbeaktion hat dem MSV in den vergangenen Monaten immerhin sieben neue Jugendteams eingebracht. Von der C-Jugend bis zu den Bambini. Dazu gibt es eine Mädchenmannschaft. Bei den Senioren spielen drei Teams, dazu die Alten Herren. Und auch die Caritas Kicker sind weiter an Bord. Das Problem: Eigentlich sollte ab Juli auf dem Rheinpreußen-Areal, das durch den großflächigen Umbau zum öffentlich nutzbaren Sportpark Meerbeck wird, wieder trainiert werden können. Immerhin auch schon mit einem satten Jahr Verzögerung bei Baubeginn im Februar 2021.
Doch das Training auf dem Gelände ist weiter nicht möglich. Bei den Flutlichtmasten muss nachgebessert werden. Hier scheint es an der rechten Bodenbeschaffenheit zu mangeln. „Wir hatten ein Gutachten darüber in Auftrag gegeben. Der Boden entpuppte sich allerdings als viel sandiger als gedacht“, erklärt dazu Stadtsprecher Klaus Janczyk, „für die erste Verzögerung hatte ein Kampfmittelverdacht auf dem Gelände gesorgt.“
Janczyk macht den Meerbeckern trotzdem Hoffnung: „Im September sollen die Flutlichtmasten stehen und auch die beiden Kunstrasenspielfelder für Training bereit sein.“ Punktspiele in der alten Heimat gibt es auf der Anlage aber frühestens Anfang 2024.
MSV Moers wird 110 Jahre alt
Das ärgert MSV-Chef Sandrock natürlich. „Der Umbau unserer Anlage sollte im Mai 2020 starten und Ende 2022 fertig sein. Natürlich kam auch Corona dazwischen. Trotzdem kann ein Verein eine solch lange Durststrecke ohne Heimat eigentlich kaum überleben.“ Nebenbei bemerkt: 2023 wird der MSV immerhin schon 110 Jahre alt.
Aktuell müssen die Seniorenfußballer weiter den Kunstrasen des VfL Repelen nutzen. Für die neuen Juniorenteams geht es nun auf den alten Aschenplatz des SV Scherpenberg ins Wäldchen. „Wir sind sehr froh, dass uns die Nachbarvereine helfen“, betont Helmut Sandrock, „sieben Nachwuchsmannschaften mal eben woanders unterzubringen, ist schließlich nahezu unmöglich.“ Da nimmt der MSV in Rücksprache mit den Jugendteams in Kauf, vermutlich ein halbes Jahr auf der nicht mehr zeitgemäßen Aschen zu kicken.
Nächstes Ziel des MSV Moers: Aufstieg in die Kreisliga B
„Wichtig ist für uns, endlich an unseren Standort zurückzukehren und auch den Jugendbereich wieder aufgebaut zu haben“, betont Sandrock, „dazu waren und sind viele helfende Hände notwendig, sonst hätte der Neubeginn nicht funktioniert.“ Die sportlichen Ziele bleiben naturgemäß bescheiden. Eine der drei Teams soll in der Kreisliga C einen Aufstiegsplatz belegen. Die Rückkehr in die Kreisliga A wäre das nächste Ziel. Frank Mares, der sich in der jüngeren Vergangenheit als Trainer für die Meerbecker eingesetzt hatte, bleibt an Bord. Ein weiterer Coach wird gesucht.
Auch SC Rheinkamp und Cricket im Volkspark Neu Meerbeck
Die Meerbecker Probleme sind mit der Rückkehr nach Rheinpreußen aber nicht gelöst. „Es gibt rund um die Anlage auch infrastrukturelle Baustellen“, sagt Helmut Sandrock. Etwa einen geeignete Fußgängerüberweg über die viel befahrene Römerstraße zur Anlage. Weil das Sportzentrum öffentlich und damit für jedermann zugänglich und nutzbar ist, könnte es weitere Probleme geben. Das trifft natürlich auch den SC Rheinkamp und die Moerser Cricketspieler, die die Anlage ebenfalls nutzen sollen.
„Wir brauchen Slots für Training und Spielbetrieb, vor Ort muss ein Management darauf ein Auge haben“, betont dazu MSV-Chef Sandrock, „schwierig könnte es auch werden, bei Spielen einen Eintritt zu verlangen. Wir sind ja nicht exklusiver Nutzer der Anlage.“
Letzteres dürfte wohl erst dann ein Problem darstellen, wenn der MSV die unterste Fußballspielklasse im nächsten Sommer hoffentlich wieder verlassen hat.