Der TC Parkhaus Wanne-Eickel und die Tennisschule Dieter Davidsen gehen getrennte Wege. Der Vertrag wurde mit Wirkung zum 15. September nach einstimmigem Vorstandsbeschluss und im gegenseitigen Einvernehmen beider Parteien aufgelöst – so steht es in einer Pressemitteilung, die der Vorstand des Tennisclubs jetzt verbreitete.

Was da in dürren, bemüht sachlichen Worten mitgeteilt wird, erschüttert den Herner Sport und die Tennisszene weit über unsere Stadt hinaus. Sechs Wochen nach dem Gewinn der Deutschen Vizemeisterschaft der Herren 30, zugleich größter Triumph der Vereinsgeschichte und unglückliches Ende eines Sommermärchens, endet eine Zusammenarbeit, die für die Ewigkeit gedacht schien. Dieter Davidsen war (und ist) nicht irgendein Tennistrainer – er war Motor und Seele dieses Vereins, hat seit 1991 mit Herzblut Basisarbeit betrieben, hat Hunderte Kinder für das Tennis begeistert, hat Visionen entwickelt und sie in einer Beharrlichkeit umgesetzt, die mitunter an Penetranz grenzen konnte. Kurzum: Davidsen und der TCP, das war eine für beide Seiten fruchtbare Symbiose, ohne einander kaum zu denken.

Jetzt ist das Undenkbare eingetreten. Die Ehe ist am Ende, beide Partner wollen oder müssen sich neu orientieren. Und bemühen sich, einen öffentlichen Rosenkrieg zu vermeiden. „Jeder weiß, dass der TCP mein Lebenswerk war und wie schwer mir dieser Schritt fällt“, sagt Davidsen mit brüchiger Stimme. Mehr wolle er dazu nicht sagen, nicht ans Eingemachte gehen. „Es sind persönliche Gründe“, beharrt er, lässt immerhin durchblicken, dass zuletzt die Zusammenarbeit mit dem Vorstand schwierig geworden sei.

Ähnlich reserviert gibt sich die andere Seite. Davidsen habe dem Vorstand bereits im Februar mitgeteilt, dass es für ihn die letzte Bundesligasaison sei und er auch als Sportwart nicht mehr zur Verfügung stehe. „Trotzdem haben wir die Saison gut über die Bühne gebracht, nicht nur in der Bundesliga, sondern mit allen Mannschaften“, sagt Katja Kostuj, die im März zur neuen Sporwartin gewählt wurde. Überrascht sei man allerdings gewesen, als bekannt wurde, dass Davidsen beim Nachbarverein Grün-Weiß Bochum am Ende der Ferien zum Schnuppertraining geladen habe. „Um diese Irritationen auszuräumen, haben wir Dieter in den Clubausschuss eingeladen. Zwanzig Minuten vor der Sitzung hat er abgesagt“, so Kostuj.

Über zwei „Mittelsmänner“ sei der Vorstand noch einmal auf Davidsen zugegangen, um dessen Vorstellungen zu erfahren. Letzten Endes sei man sich einig geworden, einen Schnitt zu machen und den noch bis Ende 2018 laufenden Vertrag mit der Tennisschule gegen eine Abstandszahlung aufzulösen.

Sascha Moryson springt ein

Damit ist die Scheidung vollzogen, die Ära Davidsen an der Reichsstraße nach 23 Jahren beendet. Der Vorstand muss jetzt auf noch mehr Baustellen arbeiten, um den Verein zukunftsfest aufzustellen. Um Wintertraining auf gewohnt hohem Niveau zu gewährleisten, wurde Sascha Moryson verpflichtet, der einst für den TCP spielte und auch lange für die Tennisschule Davidsen gearbeitet hat. Mit weiteren Honorartrainern laufen Gespräche. „Da ist noch nichts spruchreif“, so Kostuj.

Offen ist auch, ob und wie es mit Bundesligatennis in Eickel weiter geht. Derzeit geht der Vorstand davon aus, dass er ein Team aufbauen kann, das mit geringerem finanziellen Aufwand und sportlichen Anspruch in der Eliteliga aufschlägt. In jedem Fall sollen die knappen Ressourcen für den Sportbetrieb anders verteilt und der Schwerpunkt auch in Richtung offene Damen- und Herrenklasse verschoben werden.

Derweil gewöhnt sich Davidsen an den Gedanken, wieder von vorn anzufangen. In Hordel, beim TC GW Bochum, findet er ein Betätigungsfeld, das viel Raum lässt für einen echten Tennis-Enthusiasten.