Mit viel Lob überhäuft blickt der SV Fortuna Herne auf sein spontan ins Leben gerufene Benefizturnier für Jugendfußball-Mannschaften am letzten Wochenende zurück. Zugunsten der Opfer-Familien des Grubenunglücks in Soma/Türkei trommelten die Fortunen Fußballfreunde aus allen Himmelsrichtungen zusammen. Mehr als 70 Mannschaften von den Minis bis zur D-Jugend rückten schließlich spontan an und kickten aus Solidarität im Fußballzentrum in Horsthausen - bei herrlichstem Kaiserwetter. 4000 bis 5000 Besucher, so die Schätzungen des Ausrichters, ließen sich dieses Spektakel über den Tag verteilt nicht entgehen. Auch die Spendenbilanz der Aktion kann sich sehen lassen: Etwa 9000 Euro kamen zusammen.

Die Blitz-Veranstaltung lief unter dem Motto „Vereine helfen Soma“ und wurde parallel auf den verschiedenen Feldern der Horsthauser Fußballanlage ausgetragen. Um dieses Projekt binnen weniger Tage zu stemmen, bedurfte es aber auch der Mithilfe von Verwaltung und Politik, von Sponsoren und vielen Ehrenamtlern. Als sich diese Hilfe von außen deutlich anbahnte, sagten die Verantworlichen der Fortuna: Okay. „Am Dienstag haben wir entschieden, wir machen es“, berichtet Ufuk Topcu, Chef-Organisator des Benefizturniers. „Da hatten wir etwa 30 bis 40 Zusagen von Mannschaften.“ Dann tickte die Uhr gnadenlos. Für Topcu und Co. folgte eine Rund-um-die-Uhr-Aktion. Sohlen wurden abgelaufen. Handys glühten.

Begeisternde Solidarität

Ufuk Topcu staunte in diesen Tagen mit seinem Team zunehmend über den reichen Empfang von Zuspruch und Mitgefühl. „Wir sind begeistert über die breite Solidarität. Es war ganz egal, ob es Deutsche, Türken, Italiener oder sonst was waren.“ In Gelsenkirchen seien Mamas vorab durch die Fußgängerzone gegangen und hätten Geld gesammelt. Heimische Vereine engagierten sich mit Ständen und verkauften gespendete Leckereien, und Bundesliga-Vereine stellten spontan Utensilien für eine große Tombola zur Verfügung. „Es hat alles ganz wunderbar geklappt“, so Topcu nicht ohne Stolz. Und alle Einnahmen kamen in den großen Spendentopf.

Zwar stand der Benefiz-Gedanke bei der Aktion im Vordergrund, aber Fußball gespielt wurde ja auch. Gut 700 Kinder wuselten über die Felder. Während bei den Minis, den Unter-Siebenjährigen, kein Turniersieger ausgespielt wurde, ging es in den anderen drei Jugendklassen um Platzierungen. In der F-Jugend setzte sich der Nachwuchs von Rot-Weiß Essen durch. Im Finale siegte der RWE 2:0 über den SV Rhenania Bottrop. Im E-Jugend-Endspiel besiegte Eintracht Erle den VfL Bochum knapp mit 1:0. Zwei Teams des DSC Wanne-Eickel standen sich hier im kleinen Finale gegenüber. Die „Erste“ setzte sich schließlich im „Elfmeterschießen“ durch und wurde Dritter. Bei den Größten dieser Veranstaltung schließlich, den D-Jugend-Teams, behielt der TSC Eintracht Dortmund die Oberhand mit einem 3:0-Finalsieg über eine eigene Zweitvertretung.

Zwar herrschte reger Rummelbetrieb im Fußballzentrum (Topcu ulkte: „Chaos in Horsthausen“), dennoch lief alles in erstaunlich geregelten Bahnen. Nun gilt es, diese einmaligen Eindrücke zu sortieren und auch das Spendengeld auf die Reise zu schicken. Hierfür setzt man bei Fortuna auf professionelle Hilfe, das Prozedere wird in den nächsten Tagen festgelegt und bekanntgegeben.

Topcu sieht Ziel erreicht

Dass für die einzelne Opferfamilie, immerhin sind über 300 Menschen in der Grube Somas verunglückt, nicht viel übrig bleiben kann, ist für Ufuk Topcu nicht ganz so wichtig. „Für uns war wichtig, den Familien der Opfer beizustehen und ein Zeichen zu setzen. Das ist der Fortuna und ihren Fußballfreunden in jedem Fall eindrucksvoll gelungen.“