Für Uwe Heinecke, den am 11. April zurückgetretenen 2. Vorsitzenden von Westfalia Herne, gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder jemanden zu entlassen oder selbst den Hut zu nehmen. Heinecke entschied sich für die zweite Möglichkeit.

Eins stellt Heinecke klar: Mit dem Verhältnis zum Vorsitzenden Sascha Loch hat sein Rücktritt nichts zu tun. „Sascha macht seine Arbeit vorzüglich. Er ist ein 110-Prozentiger, immer korrekt und sauber“, lobt Heinecke den Westfalia-Vorsitzenden.

Offensichtlich geht es um das Verhältnis zu jemandem im Verein. „Ich habe Vorgaben gemacht. Und ich denke, dass das, was man bespricht, auch umgesetzt wird“, sagt Uwe Heinecke, der auch sein Sponsoring eingestellt hat. Das ist aber nicht geschehen. Mehr will er nicht sagen. Deshalb stand er vor der Wahl, selbst zu gehen oder jemanden rauszuschmeißen.

Nur über eins ist Uwe Heinecke nicht glücklich, dass ihn der Vorsitzende Sascha Loch öffentlich als Sponsor geoutet hat. Heinecke: „Da war eigentlich Stillschweigen drüber vereinbart. Aber das werde ich ihm noch persönlich sagen.“

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Doch wie geht es weiter beim Traditionsverein, der momentan nur einen Steinwurf vom Abstieg aus der Oberliga entfernt steht? Die Leistung bei der 0:3-Schlappe beim Vorletzten TuS Heven lässt nichts Gutes für die nähere Zukunft erahnen.

Der langjährige Vorsitzende, Gönner und Ehrenvorsitzende Jürgen Stieneke hat schon abgewunken, sich aktiv in die Vorstandsarbeit einzubringen. „Sascha Loch hat mich gefragt, ob ich wieder im Vorstand einsteigen wolle“, sagt Stieneke. Nach „wohlweislicher Überlegung“ habe er abgesagt. Vor zweieinhalb Jahren hatte sich der Geschäftsmann erst aus dem Vorstand zurückgezogen.

Hintertürchen offen

Doch so ganz verschwindet Stieneke nicht von der Westfalia-Bühne: „Bevor was Schlimmeres passiert, wird man sich noch mal zusammensetzen“, lässt er sich ein Hintertürchen offen. Das wird man gerne beim SCW hören.

Doch Stieneke weiß um die Schwierigkeiten, den Verein erfolgreich zu führen. „Westfalia ist schon ein Pflaster für sich“, sagt er. Viele außerhalb des Vereins hätten das Gefühl, dass bei Westfalia das Geld nur so in der Schublade läge. Dem ist aber nicht so. Klinkenputzen und Kontakte spielen lassen, das sind Grundlagen, um den Klub über Wasser zu halten.

Früher seien die Spieler gerne zur Westfalia gekommen, erzählt Jürgen Stieneke, der seit 1956 zur Westfalia geht. Schließlich kickte man regelmäßig vor 700 oder 800 Besuchern. „Niemand wollte vor 100 Zuschauern spielen“, erinnert sich Jürgen Stieneke. Und heute? Beim letzten Heimspiel gegen Roland Beckum (1:2) verliefen sich gerade einmal 150 Fans im ehrwürdigen Stadion Schloss Strünkede. Die Westfalia hat ihre Faszination verloren.

Dabei, so der erfahrene Funktionär, sei eine Mannschaft nicht mehr so teuer wie noch vor fünf oder sechs Jahren. Die finanziellen Ansprüche der Spieler seien insgesamt gesunken.