Eigentlich war das Thema Westfalia Herne für Yüksel Terzicik im Sommer des vergangenen Jahres erledigt. Nach erfolgreichen Jahren in der SCW-Jugend bekam er das Angebot von der SG Wattenscheid 09, bei den Regionalliga-Herren mittrainieren zu dürfen – „eine große Chance, die ich unbedingt nutzen wollte“, erzählt Terzicik.
Doch in Wattenscheid lief es nicht wie erwünscht, Terzicik war unzufrieden – seine fußballerische Heimat hatte er aber nicht mehr auf der Rechnung: „Ich habe da nicht darüber nachgedacht, zurückzukehren“, so der 18-Jährige. Bis das Angebot kam. „Da habe ich zugesagt und bereue es nicht.“
Traumeinstand in der Oberliga
Während Westfalias Rückholaktion für ihn also überraschend kam, war sie für einen anderen folgerichtig: Pietro Perrone, Terziciks Jugendtrainer und Förderer – und wohl auch sein größter Fan: „Ich habe ihn damals aus Buer geholt. Als ich ihn im vergangenen Sommer abgegeben habe, wusste ich, dass ich ihn irgendwann zurückholen würde. Er ist sehr diszipliniert und schießt beidfüßig.“ Während Terziciks Zeit in Wattenscheid seien sie in Kontakt geblieben, Perrone verfolgte seine Entwicklung ganz genau: „Ich bin ihm hinterhergefahren, habe ihn alle zwei Wochen spielen sehen – er hat sich gut gemacht.“ Und so sahen sich die beiden schneller wieder, als erwartet.
Terziciks Oberligadebüt verlief nach Plan: Im ersten Rückrundenspiel eingewechselt, erzielte er direkt den Treffer zum 3:0-Endstand. Zwei Wochen später folgte dann das Startelfdebüt gegen Erndtebrück – Perrone vertrat den erkrankten Cheftrainer Hans Bruch und setzte voll auf seinen Schützling, allerdings auf ungewohnter Position, als zentraler Spieler vor der Viererkette. Perrone: „Er hatte sich im Training angeboten, ich weiß, was er kann und hatte keinerlei Bedenken, obwohl er gelernter Stürmer ist.“ Auch Terzicik hatte keine Angst vor der ungewohnten Aufgabe: „Wir hatten das im Testspiel davor ausprobiert und ich hatte keine Probleme.“
Auf der Tribüne konnten sich die Fans allerdings nur langsam mit Terzicik anfreunden. Oft wirkte er zu lässig oder gar übermütig, interpretierte die Sechserposition nicht als Zerstörer, sondern als schneller, risikofreudiger Spielmacher – als einige überhastete, steile Pässe nicht ihr Ziel fanden, begannen die Zuschauer zu murren. Terzicik merkte davon nichts: „Ich nehme das nicht so wahr, konzentriere mich auf mein Spiel, so wie ich Fußball verstehe: Schnell, offensiv, mit Risiko.“ Und er wurde belohnt: Nach einer tollen Einzelleistung erzielte er das Siegtor, ein Schuss in den Winkel, unhaltbar.
Der Torschütze erinnert sich so: „Pietro hat mir vor dem Spiel gesagt, ich soll einfach reingehen, Selbstvertrauen haben, die Zweikämpfe suchen. Das habe ich getan, bin vielleicht mit etwas Glück an den drei Gegenspielern vorbei gekommen, dann so ein Schuss – perfekt.“ Die auf der Tribüne, die ihn am liebsten nach einer halben Stunde ausgewechselt hätten, wollten davon natürlich nichts mehr wissen.
Auch im folgenden Spiel gegen Dornberg stand er in der Startelf, etwas offensiver ausgerichtet dieses Mal, was ihm entgegen kommt: „Ich bin Stürmer und ich glaube, ich kann vorne meine Stärken natürlich am besten ausspielen.“ Er spielte wieder eine ordentliche Partie, hatte eine gute Flugkopfballchance.
Guter Transfer für Westfalia
Grundsätzlich ist er aber froh, überhaupt zu spielen: „Der Sprung in den Oberligakader war wichtig, es ist toll, dass ich spielen kann. Ich bin mit meinem Wechsel sehr zufrieden.“ Auch die sportliche Leitung des SCW kann mit dem Transfer zufrieden sein: Mit zwei Toren in vier Spielen hat der 18-jährige Neuzugang einen guten Anteil am Aufschwung der Westfalia nach der Winterpause, wird voraussichtlich auch im Spiel am Sonntag gegen Sprockhövel wieder in der Startelf stehen.