SC Westfalia Herne -
SG Wattenscheid 09 1:3

Tore: 0:1 (11.) Sarisoy, 0:2 (24.) Kljajic, 0:3 (30.) Ersoy, 1:3 (87.) Tekin.

Die Welt mag am 21. Dezember untergehen, Westfalia Herne tat es schon gestern zwischen 14.30 und 15 Uhr: Als Seyit Ersoy auch die dritte Wattenscheider Chance eiskalt zum 0:3 nutzte, tendierten die Herner Hoffnungen bereits gegen Null, einen denkwürdigen Tag auch zu einem sportlich erfolgreichen zu machen. Wirtschaftlich dürfte sich die Aktion „Apocalypse Blau“ gelohnt haben, obwohl nur die wenigsten der offiziell 3200 Zuschauer Eintritt bezahlten. Und als PR-Gag war die jüngste Kopfgeburt des findigen Kreativen Bernd Faust allemal der Hammer: Wenn SAT.1 und Arndt Zeiglers WDR-Team mit Kameras vor Ort sind, wenn Bild und werweißwer ihre Spürhunde schicken, wenn die halbe Republik von einem gewöhnlichen Fußballspiel der fünften Liga Notiz nimmt, dann kann man nur sagen: Respekt, alles richtig gemacht.

Die Wattenscheider machten das Spielchen gerne mit – bis zum Anstoß. Dann entpuppten sie sich schnell als Partykiller. Kaum hatte die 18-jährige Laura Marie Petrowski Adeles „Skyfall“ und Whitney Houstons „One moment in time“ intoniert und war unter reichlich Beifall vom tiefen Acker gestöckelt, da deckten die Gäste schon die Schwächen der jungen Herner Mannschaft auf. Die hatte forsch begonnen und durch Michael Planhofs Kopfball nach Freistoßflanke von Matthias Krantz auch eine erste Chance (6.), danach aber bezahlte sie für ihren Übereifer. Zum ersten Mal in Minute elf, als Dino Dzaferoski einem suboptimalen Krantz-Pass nicht entgegen lief, Wattenscheid nach Ballgewinn schnell umschaltete und Ersoy nach Buckmaiers Hereingabe für Sarisoy zum 0:1 auflegte. So geht modernes Umschaltspiel, wie es auch Uli Reimann von seinen Jungs gern sehen würde.

Doch die rannten viel zu viel mit dem Ball, während die Gäste unter der cleveren Regie von David Zajas die Kugel mit wenigen Kontakten laufen ließen. Das 0:2 aber hatte mit diesem augenfälligen Qualitätsunterschied wenig zu tun, resultierte es doch aus einem Standard. Mit dem linken Fuß zog der Ex-Herner Aldin Kljajic eine Freistoß flanke von der rechten Seite in den Strafraum, und ohne dass sie noch jemand berührt hätte, landete die Kugel unhaltbar für den verdutzten Marcel Johns im langen Eck ((24.).

Scheinbar ungerührt steckte der SCW diesen Nackenschlag weg – und fing sich sechs Minuten später den nächsten ein. Erneut nutzten die Gäste einen Ballverlust zum Kontern, Johns konnte Sarisoys Schuss noch abwehren, aber über Trisic kam der Ball zu Ersoy, der die Lücke fand. Es hieß 0:3, und der Party war der Saft abgedreht.

Nach der Pause dümpelte die Partie dahin. Auf kaum bespielbarem Boden flog der Ball wie beim Ping-Pong zwischen beiden Teams hin und her, Torchancen fehlten gänzlich. Bis zur 81. Minute. Kraskas verzogener Schuss war der Auftakt zu einer stürmischen Herner Schlussoffensive, die nach Rasit Tekins 1:3 durchaus noch zu einem weiteren Tor hätte führen können. Am verdienten Göäste-Sieg hätte auch das nichts geändert.

SCW: Johns - Tim Reimann, Planhof, Torben Reimann, Gallus - Kaya - Pollasch (80. Ural), Krantz (46. Kraska), Schröter - Dzaferoski (46. Tekin), Sazoglu.

SG 09: Fronczyk - Rathmann, Melchner, Andersen, Kljajic - Issa, Zajas - Buckmaier (61. Enzmann), Sarisoy, Trisic (86. Koitka) - Ersoy.

SR: Dimitrios Gavrilas.

Zuschauer: 3200.