Sie ist eine Meisterin des Managements. Das muss sie sein, denn viel Zeit hat Julia Leidgebel nicht zu freien Verfügung. Wenn die Gymnasiastin nicht in der Schule ist, keine Hausaufgaben erledigt und nicht für irgendwelche Klausuren lernt, dann ist sie in Dortmund. Dort trainiert die Schwimmerin von 16 bis 19 Uhr – und zwar jeden Tag. Will sie mal ins Kino oder was trinken gehen, muss sie das also ganz genau planen. Immerhin: „Meine Freunde“, sagte Leidgebel, „stehen hinter mir.“

Junge Leistungssportler wie sie müssen viel investieren, um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Auch finanziell. Ausrüstung, die Fahrten zum Training und zu Turnieren, all das kostet. Deshalb fördert die Stadt Herne mit Hilfe von Sponsoren ambitionierte Sportler zwischen 10 und 18 Jahren – so soll vor allem den Talenten geholfen werden, deren Eltern sich die Finanzierung des sportlichen Engagements kaum leisten können. Nun wurden die diesjährigen Stipendiaten im Rahmen einer Feierstunde im Sparkassen-Hochhaus am Berliner Platz vorgestellt.

Neben Julia Leidgebel werden 2012 weitere 13 Sportler unterstützt: die Schwimmer Josephine und Timothy Oppotsch vom SC Westfalia, Triathlet Max Lambing (Tri-Geckos Dortmund), die Leichtathleten Samuel Baron und Alexander Lachner (beide DSC Wanne-Eickel) sowie Patrick Held, Malin Siv Roppel und Julia Kellner (TV Wanne 1885), die HTC-Fechter Jan Patrik Camus, Kendra Bittner und Leonard Budde, Rebekka Preuß vom Ruderverein Emscher sowie Minigolfer Robin Hettrich.

Sie alle kennen die Doppelbelastung durch Schule und Sport. Robin Hettrich ist sogar dreifach belastet: Der spielt nicht nur für den MGC Dormagen-Brechten, sondern auch Handball in Recklinghausen. Nächstes Jahr möchte er an der Hiberniaschule Abitur machen. Dass der Sport ihn überfordert, glaubt er nicht. „Ich achte von mir aus darauf, dass ich genug für die Schule tue.“

Auch bei Benjamin Kohllöffel bestand damals am Otto-Hahn-Gymnasium keine Gefahr, dass er die Schule vernachlässigen könnte: Der Vater des Ex-Tennisprofis war schließlich lange Direktor am OHG. Kohllöffel war Ehrengast im Sparkassen-Gebäude. Der 29-Jährige, der einst beim TC Emschertal von Trainer Dieter Davidsen entdeckt wurde, weiß, wie wichtig die Förderung junger Sportler ist: „Die Übernachtungen in Hotels, der Sprit, das ist teuer. Und ein Schläger kostet auch 200 Euro.“ Als junger Spieler musste der gebürtige Herner Abstriche machen. Auch er habe nicht viel Freizeit gehabt. „Meine Freunde“, sagte er, „hatte ich halt im Verein.“