Er ist noch nicht der „Italian Stallion“, wie es Rocky Balboa war. Aber er kann es auch noch gar nicht sein. Salvatore Emilio Uguccioni ist acht Jahre alt und geht zur Zeit in die dritte Klasse. Sein Hobby: Boxen. „Weil es Spaß macht“, sagt er. Vater Roberto ist jedes Mal mit dabei, wenn sein Filius im Boxring Schwarz-Weiß Unser Fritz trainiert. „Es geht erstmal darum, dass er sich bewegt und Spaß hat“, findet er. Ob und wann es dann in den Ring geht, liegt auch mit in den Händen der Trainer. Und diese verstehen ihr Handwerk nur zu gut.
Markus Rottmann trainiert schon seit 1992 Boxer allen Alters in den Gemächern des Unser Fritz Boxrings. Aktuell leitet er die Anfängergruppe mit etwa 70 Sportlern im Alter von acht bis 45 Jahren. Und trotz der großen Menge stehen sie alle stramm vor ihm. „Disziplin und gegenseitiger Respekt sind bei uns Voraussetzung“, erklärt Rottmann, während seine Schüler im Gleichschritt die Fäuste durch die Luft jagen.
Erst seit November ist der aktuelle Kurs im Training. Blutige Anfänger nennt man so etwas wohl im Volksmund. Damit es nicht blutig wird, wenn es in den Ring geht, stehen heute die Grundtechniken auf dem Programm. „Zwei bis drei Jahre dauert es in der Regel bis zum ersten Kampf“, so Rottmann. Und mit Kampf ist Sparring gemeint. In richtigen Wettkämpfen boxen nur eine Handvoll der Unser-Fritz-Athleten.
Um diese kümmert sich Joachim Gerdesmann. Gemeinsam mit den Fortgeschrittenen lässt er die Wettkampfathleten vier Mal wöchentlich ordentlich schwitzen. Genau wie in der Anfängergruppe ist die Altersstruktur extrem heterogen. „Wir setzen auf gegenseitiges Erziehen“, sagt Gerdesmann. „Die Jungen lernen von den Alten und umgekehrt.“ Es geht für den Stützpunkttrainer des Landesverbandes Westfalen aber nicht nur um sportliche Erziehung. Der Boxring versteht sich als Lebensschule und leistet einen großen Beitrag zur Integration. „Nur wer fleißig ist, kann auch im richtigen Leben etwas erreichen“, sieht Gerdesmann den pädagogischen Hintergrund seiner Arbeit. Auf engem Raum begegnen sich hier Jugendliche aus verschiedenen Kulturen. Alle haben eines gemeinsam: das Boxen.
Und doch hebt sich aus dieser Gruppe noch jemand besonders hervor: Charleen Gehring. Sie ist 18 Jahre alt und eine der wenigen Boxerinnen im Verein. „Pro Gruppe sind es etwa drei“, rechnet Markus Rottman vor. Gehring selbst boxt schon seit vier Jahren. Die Schülerin der Stufe 12 strebt ihr Abitur mit den Leistungskursen Deutsch und Pädagogik an. Sie hat aber nicht nur richtig was auf dem Kasten, sondern auch ordentlich was in den Fäusten. Im abgelaufenen Kalenderjahr wurde sie Deutsche Vizemeisterin im Jugendfedergewicht (57 Kilogramm). Ob es noch weiter nach oben geht, hängt auch von ihrer schulischen Laufbahn ab. „Schule geht vor“, findet nicht nur Gehring, sondern auch ihr Trainer. Sie will aber so lange und so hoch wie möglich boxen, denn es macht ihr Spaß.
Ein vielseitiger Sport
„Ich finde es super, beim Boxen den Alltag einfach mal zu vergessen“, erklärt sie ihre Begeisterung für den Sport. Dass Boxen so vielseitig ist, macht ihr besonders Spaß. „Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer, Schnellkraft und Härte“, fallen ihr als erstes ein. „Die Härte“, sagt sie, sei auch der Grund, warum so wenige Frauen boxen. „Man muss halt was abkönnen.“ Und das kann sie nur zu gut. In etlichen Kämpfen hat sie das schon bewiesen.
Der „Italian Stallion“ von Wanne hat noch einige Jahre vor sich, bevor es für ihn in den Ring geht - schweißtreibende Trainingsstunden inklusive.