Herne. Christian Knappmann hat Westfalia Herne zurück in die Westfalenliga geführt. Im ersten Interview-Teil spricht „Knappi“ über die vergangene und die kommende Saison.
Westfalia Herne startet am Montag, 1. Juli, in die Vorbereitung auf die Westfalenliga-Saison. Im Vorfeld spricht Trainer Christian Knappmann über die Gründe für den Wiederaufstieg, für die größeren personellen Veränderungen und seine Vorstellungen vom Westfalia-Fußball.
Herr Knappmann, nach Ihrer Amtsübernahme im Dezember haben sie mit Westfalia Herne den Kreispokal gewonnen und haben die Westfalenliga-Rückkehr bewerkstelligt. Mit welchen Erwartungen sind Sie zurück zum SCW gekommen?
Christian Knappmann: Ich hatte die Erwartung, dass ich einen Kader vorfinde, der diese beiden Ziele souverän erreichen kann. Allerdings lag ich da nicht komplett richtig und wir mussten schon im Winter Kaderkorrekturen vornehmen. Die Gründe hierfür bleiben allerdings intern. Ich denke allerdings, dass die Erwartungen, die ich hatte, gar nicht so entscheidend waren. Vielmehr gab es hohe Erwartungen an mich und viele wollten mich scheitern sehen. Ich habe die Erwartungen erfüllt und die Stimmungslage gegenüber meiner Person hat sich deutlich ins Positive gewandelt. Die beiden Erfolge sind schön. Allerdings möchte ich ehrlich sein: Es waren Pflichtaufgaben. Dafür müssen wir uns jetzt nicht monatelang auf die eigene Schulter klopfen. Es geht um das Hier und Jetzt. Wir streben nach mehr und dafür gilt es viel zu malochen.
Knappmann: „Ich musste mich schnell anpassen“
Nach einigen Problemen und der Derbyniederlage gegen den SV Wanne 11 (0:5) hat Ihre Mannschaft eine Siegesserie gestartet, an deren Ende in der Liga die Meisterschaft stand. Was waren die Probleme und wie haben Sie und Ihr Team die überwunden?
Das Problem lag darin, dass ich zu Beginn einen anderen Fußball spielen lassen wollte als den, der uns nachher erfolgreich gemacht hat. Ich wollte mit der Mannschaft aktiv gegen den Ball arbeiten. Ich wollte hoch pressen. Ich wollte maximale Aggressivität in der Balleroberung. Dies passte allerdings nicht zu meiner Mannschaft und zu ihren Fähigkeiten. Ich musste mich also schnell anpassen, denn um die Jungs komplett zu ändern, hatten wir nicht genügend Zeit. Ich habe also einen Fußball spielen lassen, der sehr passiv ausgerichtet war. Es ging einzig und allein darum zu gewinnen. Die Jungs haben die Vorgaben dann fantastisch umgesetzt und eine Siegesserie gestartet, welche der Grundstein für den Aufstieg war.
Wie ordnen Sie den Double-Gewinn von Meisterschaft und Pokal für sich selbst, aber auch für den Verein ein?
Wie schon erwähnt war es meine Pflicht, mit diesem top besetzten Kader aufzusteigen und den Pokalsieg zu erringen. Ich würde trotzdem lügen, wenn ich behaupten würde, ich würde nicht auch etwas Genugtuung verspüren. Für den Verein waren diese Erfolge immens wichtig. Sie haben die Tür für eine dauerhaft erfolgreiche Zukunft geöffnet. Jetzt müssen wir allerdings auch durchgehen.
In der Szene haben sich einige über die letzten beiden Meisterschaftsspiele in Disteln und gegen SW Wattenscheid gewundert. Was entgegnen Sie denen, die sich darüber aufregen?
Ich habe mich auch geärgert, weil ich nicht verlieren kann. Trotzdem kann ich diese Leistungen und Resultate einordnen. Die Spannung war nach dem Doublesieg einfach raus bei den Jungs. Darüber, dass sich andere Vereine aufregen, wundere ich mich doch sehr, da jeder 30 Spiele Zeit hatte, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Wir tragen nur für uns Verantwortung und nicht für andere Teams.
Es gibt zur neuen Saison einige personelle Veränderungen im Kader. Warum so viele?
Der Vorstand gibt ein Ziel vor. Die sportlich Verantwortlichen passen dann den Kader im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten diesem Ziel an. Ich trage am Ende die Konsequenz für Ergebnisse und deshalb möchte ich auch für diese verantwortlich sein. Wir brauchten Veränderung, sowohl sportlich als auch charakterlich.
Welche Möglichkeiten eröffnen die Neuen Ihrer Mannschaft gegenüber der vergangenen Saison? Wird die Westfalia anderen Fußball spielen?
Genau darum geht es. Wir müssen einfach anderen Fußball spielen. Wir benötigen in der Westfalenliga mehr Dynamik, mehr Wucht, mehr Tiefgang und mehr Ballbesitzqualität im Offensivbereich. Die Neuzugänge bringen die benötigten Eigenschaften mit. Jetzt ist es Aufgabe des Trainers, positive Ergebnisse zu liefern. Das Spielermaterial dafür ist vorhanden.
Unter den Neuen sind erfahrene Spieler wie Yanni Regäsel oder Bernad Gllogjani, aber auch einige Jüngere wie Maurice Bank oder der US-Amerikaner Santiago Munevar. Wie wird die Mischung der Mannschaft sein?
Das Gerede von Mischung in einer Mannschaft habe ich noch nie verstanden. Es geht immer nur um die Qualität der Spieler. Welches Alter ein Spieler hat, ist dabei völlig zweitrangig. Real Madrid wird ohne Toni Kroos nicht Champions-League-Sieger und Bayer Leverkusen wird ohne Florian Wirtz nicht Deutscher Meister. Das Alter der beiden könnte unterschiedlicher nicht sein und trotzdem sind beide prägende Akteure ihrer Mannschaft gewesen in der letzten Saison. Das beweist, es geht nur um Qualität.
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Sie haben mit Nicola Crnogorac, Torhüter Jaro Walter und Andrii Dobrovolskji auch Eigengewächse im Kader. Wie sehen Sie die Entwicklung im Jugendfußball bei der Westfalia? Die A-Junioren haben grade eben noch die Landesliga gehalten.
Ich habe eine ganz persönliche Meinung, was den Jugendfußball im Allgemeinen und speziell bei der Westfalia betrifft. Diese bleibt allerdings intern. Die drei Jungs haben die nötige Qualität, um uns zu helfen unsere Ziele zu erreichen. Deswegen sind sie im Kader. Das Abschneiden ihres Jugendteams spielt dafür keine Rolle.
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