Wanne-Eickel/Kailua-Kona. Auch für Moritz Boeddinghaus aus Wanne-Eickel erfüllt sich an diesem Samstag beim Ironman ein Traum - nach sieben Jahren zwischen Entbehrung und Einsatz.
Mit einem Mal sieht Moritz Boeddinghaus selbst die Bilder, die er sonst nur aus dem Fernsehen kannte. Das kristallklare Wasser des Pazifiks, die Lavalandschaften und den von der Sonne glitzernden Asphalt. Wie so viele andere ist er endlich am Ziel seiner Träume angekommen. Im kleinen Ort Kailua-Kona auf Hawaii, der „jetzt für ein, zwei Wochen fest in Triathlon-Hand ist“, wie er beschreibt. Der Wanne-Eickeler geht am kommenden Samstag endlich beim Ironman an den Start. Dem Mekka der Triathleten.
Ganz allein ist er dabei nicht. Neben seiner Freundin und seinen Eltern sind auch noch hunderte andere Athleten auf der Insel. Von Profis bis zu den ambitionierten Amateuren, zu denen auch Boeddinghaus zählt. Die Grenzen sind aber fließend. „Beim Radfahren ist mir schon der aktuelle Weltmeister Sam Laidlow entgegengekommen“, erzählt er. Es dürfte in den Tagen vor dem großen Rennen nicht die einzige Begegnung dieser Art bleiben.
Ironman auf Hawaii „ist schon ein bisschen einschüchternd“
„Es ist schon ein bisschen einschüchternd, es sind hier so viele fitte und extrem durchtrainierte Leute vor Ort, dabei bin ich ja selbst nicht schlapp. Aber so viele auf einem Haufen zu sehen, ist schon ungewohnt“, sagt Boeddinghaus. Den Großteil seiner Vorbereitung hat er in der Heimat absolviert. Nun gehe es darum, sich an die äußeren Bedingungen auf Hawaii zu gewöhnen, „die Temperatur und die hohe Luftfeuchtigkeit“ mache gerade beim Radfahren und beim Laufen den Unterschied. „Der Respekt ist schon da“, meint er.
Aber seine Tage bis zum Rennen bestehen nicht nur aus Training. Dazu gehören eine Nationen-Parade, ein Bankettabend und auch mal ein Schorcheltrip mit Freundin und Familie, „um die Natur zu genießen“. Ein wenig Ruhe vor dem Start am 26. Oktober kommt ihm auch ganz gelegen. Nachdem er sich in Texas für den Ironman auf Hawaii qualifiziert hatte, kämpfte Boeddinghaus mehrere Wochen mit einer Bronchitis. Seinen Start beim Ironman Frankfurt sagte er dennoch nicht ab. „Das war nicht optimal. Aber ich bin froh, wie es jetzt ist“, erklärt er.
Denn endlich ist er am Ziel seines Traumes angelangt. Nur einen Wunsch hat er nun noch: „Genügend Power für den Samstag.“
In Texas für den Ironman auf Hawaii qualifiziert
In den sieben Jahren zuvor hatte sich Boeddinghaus immer irgendwo zwischen Entbehrung und Einsatz bewegt. In den Monaten vor der Qualifikation für den Ironman setzte der 36-Jährige da noch einmal einen drauf. Intensives Training in beinahe sich jeder bietenden Gelegenheit. Verzicht auf Ausschlafen und das Glas Wein, um das Wochenende einzuläuten. Eine selbst verordnete Askese für den großen Traum: die Teilnahme am Ironman auf Hawaii, den er sich nun erfüllt hat. Umso größer war der Jubel, als Boeddinghaus Ende April in Texas/USA nach 9:08,52h über die Ziellinie lief und als Achter in seiner Altersklasse die Qualifikation für Hawaii in der Tasche hatte.
Den Ehrgeiz, der ihn als Sportler schon immer ausgezeichnet hat, will er auch auf der Insel im Oktober zeigen. Verkopft an den Start zu gehen, liegt ihm aber fern. „Das ist Genießen“, sagt Boeddinghaus. „Es ist ein Lebenstraum von mir.“ Es sei dann „fast egal, ob ich in meiner Altersklasse Zehnter, 20. oder 30. werde“. Aber eben nur fast.
Kaum Unterschied zwischen Profis und Amateuren
Als Amateurläufer hat er nicht den Anspruch, um den Sieg mitzulaufen, auch wenn sich die Voraussetzungen bei Profis und Freizeitsportlern immer mehr angeglichen haben. „Das Material und die Ausrüstung sind beinahe die gleichen wie bei den Profis“, bestätigt Boeddinghaus. Und da kommt einiges zusammen. Laufkleidung, Neoprenanzug, ein Rennrad und all die ganzen anderen Kleinigkeiten. „Das ist schon ein kleiner fünfstelliger Betrag“, erklärt er. Allein sein neues Rennrad habe alles in allem um die 10.000 Euro gekostet.
Eine Investition, die sich gelohnt hat. Das 2000-Euro-Rad, das er einem Freund abgekauft hatte, durfte nun in Wettkampf-Rente gehen. Das alles finanzierte Boeddingshaus aus eigener Tasche. Auch die Startgebühr für den Ironman auf Hawaii.
„Ich bin vom Triathlon geheilt“
Die hat er schon gut ein halbes Jahr, bevor überhaupt der Startschuss gefallen ist, entrichten müssen. Denn um sicher teilnehmen zu können, müssen Athleten wie Boeddinghaus bei der Siegerehrung am Tag nach ihrer Qualifikation direkt die Antrittsgebühr bezahlen. Rund 1600 US-Dollar sind es in diesem Jahr. „Ich hatte zur Sicherheit gleich zwei Kreditkarten dabei“, sagt er mit einem Lachen. Eine Erstattung bei Krankheit oder ähnlichem gibt es nicht. Unverständnis bei Boeddinghaus: „Das ist schon pervers.“
Zeit- und geldintensiv ist Triathlon als Hobby. Auf lange Sicht wird sich Boeddinghaus etwas zurückziehen. „Das habe ich auch von meiner Freundin so kommuniziert bekommen“, meint er lachend. „Ich bin jetzt vom Triathlon geheilt.“ Ein Stammgast auf Hawaii wird er nicht mehr. Eine Teilnahme an der Challenge Roth kann er sich zwar vorstellen, aber wohl erst im kommenden Jahr. Denn dieses Jahr steht ganz im Zeichen von Hawaii und dem Genießen nach der Entbehrung.
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